Unesco / Die Vergangenheit ist fest in der Gegenwart verankert
Vergangene Woche fand in der Abtei Neumünster, in Anwesenheit des Großherzogs und seiner Frau, eine feierliche Zeremonie zum 75. Jahrestag der Mitgliedschaft des Großherzogtums Luxemburg in der Unesco statt. Zeit, um auf die Vergangenheit zurückzublicken, ohne dabei die Zukunft aus den Augen zu verlieren.
Am 16. November 1945, also gut zwei Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde die Unesco, eine Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, in London von 37 Staaten gegründet. Gemäß dem ersten Artikel ihrer Verfassung hat die Organisation sich zum Ziel gesetzt „durch Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Völkern in Bildung, Wissenschaft und Kultur zur Wahrung des Friedens und der Sicherheit beizutragen“. Am 27. Oktober 1947 trat dann auch Luxemburg als 33. Mitgliedsland der Organisation der Vereinten Nationen bei. Die ersten Welterbe-Stätten wurden im Jahr 1978 anerkannt. Unter ihnen der Aachener Dom in Deutschland sowie der Yellowstone National Park in Amerika. Die weltweit meisten Unesco-Weltkulturstätten befinden sich in Italien. Hier gibt es insgesamt 58 davon, darunter die Stadtzentren von Rom und Florenz. Momentan setzt sich die Unesco aus 193 Mitgliedstaaten zusammen. Nicht mehr Mitglied sind seit 2018 die USA und Israel. Beide rechtsregierten Länder haben die Unesco in der Trump-Ära verlassen, da sie ihr eine „antiisraelische“ Einstellung vorwarfen.
„Die Feierlichkeiten zum 75-jährigen Jubiläum boten die Gelegenheit, eine Organisation der Vereinten Nationen zu feiern, die im Laufe ihrer Geschichte Programme angeboten hat, die auch heute noch ihre Relevanz haben. Weltbürgertum, Respekt vor anderen Menschen und der Natur, Solidarität und Frieden sind Werte, die im Alltag nicht immer leicht umzusetzen sind. Dennoch versucht die Unesco durch ihre Bezeichnungen und Stätten, eine nachhaltige Entwicklung zu erleichtern und ein besseres Zusammenleben zu fördern“, fasste Simone Beck, die Präsidentin der Luxemburger Kommission der Unesco, zusammen.
Für Luxemburg hat sich der Beitritt in die Organisation bislang mehr als gelohnt. Im Jahr 1994 wurde die Stadt Luxemburg mit ihren Altstadtvierteln und Festungsanlagen in das prestigeträchtige Welterbe-Programm aufgenommen. Vor allem die Kasematten auf dem Bockfelsen, die jährlich von mehr als 100.000 Menschen besucht werden, profitieren von diesem Label und zählen somit zu den Hauptattraktionen der Hauptstadt.
Seit 2003 gehört die Sammlung „The Family of Man“ ebenfalls zum „immateriellen Weltkulturerbe“. Unter der Definition „immaterielles Kulturerbe“ sind unter anderem gelebte Traditionen, Handwerk, Wissen aus der Natur und viele weitere Kulturformen vereint. Am 17. November 2010 wurde dann die Echternacher Springprozession von der Unesco als „immaterielles Weltkulturerbe“ anerkannt. Weiter wurden die „Schueberfouer“ mit dem „Hämmelsmarsch“, die „Eimaischen“ sowie die Muttergottesoktave klassiert.
Drei neue Kandidaturen
Ende 2020 wurden zwei weitere luxemburgische Kulturgüter von der Unesco anerkannt: die Minett Unesco Biosphere ist nun auch Teil des Weltnetzes der Biosphärenreservate. Der Beitritt wurde durch die elf Gemeinden des interkommunalen Syndikats Pro Sud im Rahmen des „Man and the Biosphere“ (MAB) ermöglicht. 2020 wurden die sogenannten „Haupeschbléiser“, also die Kunst des Jagdhornblasens, in die repräsentative Liste des immateriellen Erbes aufgenommen. In diesem Jahr war es dann der „Natur- & Geopark Mëllerdall“, der in den Unesco Global Geopark aufrückte. Ebenfalls zu erwähnen bleibt der Unesco-Lehrstuhl für Menschenrechte an der Universität Luxemburg.
Während des letzten Sommers hat Luxemburg drei weitere Kandidaturen eingereicht. Auf der Liste befinden sich die Wanderschäferei, das sogenannte „Fléitzen“, sowie die Fähigkeiten, Praktiken und das Wissen von Hebammen. Unter „Fléitzen“ verbirgt sich eine traditionelle Form der Bewässerung von Grünflächen. Eine Jury wird sich diese Anträge ansehen und Ende kommenden Jahres darüber abstimmen, ob die Vorschläge angenommen werden (das Tageblatt berichtete).
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