Editorial / Die versteckte Gefahr: zum Internationalen Tag der Minenaufklärung
Sie liegen versteckt auf Feldern oder im Schutt von zerstörten Gebäuden: Die Rede geht von Minen und Blindgängern. Laut Handicap International wurden 2022 weltweit 4.710 Menschen durch Minen getötet oder verletzt; 85 Prozent der Opfer kommen aus der Zivilbevölkerung und rund die Hälfte aller Opfer sind Kinder.
Am vorigen Donnerstag, dem 4. April, wurde in Hosingen ein Monument eingeweiht, um jener 226 Menschen zu gedenken, die hierzulande durch Kriegsmunitionsrückstände aus den zwei Weltkriegen ums Leben gekommen sind. Der letzte Unfall ereignete sich im Februar 2019, als zwei Angehörige des Minenräumdienstes der Armee durch die Explosion eines Geschosses aus dem Zweiten Weltkrieg starben.
Das Datum wurde nicht zufällig gewählt: Seit 2006 ist es der „Internationale Tag der Minenaufklärung“. Obwohl sie seit der Ottawa-Konvention von 1999 geächtet sind, fordern Antipersonenminen alljährlich Tausende von Opfern. Wie viele Minen überhaupt weltweit herumliegen, weiß niemand genau. Schätzungen reichen von 60 bis 100 Millionen. 60 Länder gelten heute als „minenverseucht“, neun darunter als stark, was bedeutet, dass die betroffenen Gebiete in den Ländern mehr als 100 Quadratkilometer groß sind.
Anders als Gewehre und Kanonen töten Minen und Blindgänger auch noch, nachdem ein Krieg offiziell beendet ist. Die früheren Kriegsgebiete haben über Jahrzehnte mit den Folgen zu kämpfen. Das Unglück im Februar 2019 in Waldhof ist ein tragisches Beispiel.
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen hoffte noch 2018, dass es bis 2025 eine „Landminen-freie Welt“ gebe. Ein löbliches Ziel, das mit Sicherheit nicht erreicht wird, weil es eine Sisyphusarbeit ist. Handicap International gibt ein Beispiel auf seiner Website: Für die Minenräumung auf einer Fläche von 6.000 Quadratmetern in Kolumbien wurden fünf Monate benötigt. Man weiß zwar oft, in welchem Gebiet Minen versteckt sind, aber nicht, wo genau. Ob dort nun eine Mine auf einem Quadratkilometer versteckt liegt, oder es hundert sind, ist insoweit irrelevant, als das betroffene Gebiet so oder so nicht nutzbar ist. Das ist umso tragischer, wenn es sich um Ackerland handelt, weil dadurch auch die Bekämpfung der Armut erschwert wird.
Laut dem Minenaktionsdienst der Vereinten Nationen kostet es mehr als tausend Dollar, um eine Landmine zu entsorgen. Vielen betroffenen Ländern fehlt für Minenraumprogramme schlicht das Geld, was ihre Entwicklung stark beeinträchtigt, von den menschlichen Opfern ganz zu schweigen.
Wer also den Frieden in der Welt fördern will, kommt an Minenräumprogrammen nicht vorbei. Luxemburg finanziert z.B. für den Zeitraum 2022 bis 2024 im Laos das „Lao National Unexploded Ordnance Program“ mit einer Million Euro.
Diese Art von Kooperationshilfe ist kein „nice to have“, es ist Geld, das sehr konkret hilft, Leben zu retten. Es ist ganz einfach eine Sache der Menschlichkeit.
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In diesem Zusammenhang wäre es angebracht gewesen, die Ukraine zu erwähnen, wo Landminen und Sprengkörper die ukrainische Bevölkerung gefährden:
„In der Ukraine soll eine Fläche von der doppelten Größe Österreichs mit Landminen verseucht sein – wohl auf Jahrzehnte. In manchen Orten kann jeder Schritt furchtbare Verletzungen bedeuten.“
Laut den Vereinten Nationen wurden im ganzen Land seit Beginn der russischen Invasion mehr als 740 Zivilisten von Minen oder anderen zurückgebliebenen Sprengstoffen verletzt oder getötet. Die Räumung aller Minen dürfte Jahrzehnte dauern.
Und vor jeder Maßnahme eines (Teil)Wiederaufbaus muss erst einmal das Terrain entmint werden. Es ist zeitaufwendig und teuer. Alleine Deutschland hat dafür bislang über 26 Millionen Euro bereitgestellt.