Das neue Grevenmacher Kulturzentrum / Die Vision heißt „Miseler Way of Life“
Es ist ein mit Augenzwinkern in vielen Reden wiederholter „Running Gag“ unter den Bürgermeistern in der Moselregion. Dann wird Remich zur „Perle der Mosel“, Mondorf zur „Wasserstadt“ und Grevenmacher zur „Metropole der Mosel“. Grevenmacher macht Ernst mit dem „Running Gag“. Das neue Kulturzentrum soll den Anspruch weiter einlösen.
Wenn Bürgermeister Léon Gloden (CSV) Heiratswillige traut und fragt, warum sie nach Grevenmacher gekommen sind, bekommt er immer die gleiche Antwort: „Die Moselstadt hat die Vorteile einer Stadt und sich trotzdem den ländlichen Charme bewahrt.“ Genau das ist für ihn der „Miseler Way of Life“, wie er sich für die Moselmetropole gehört. Daran arbeitet er seit seinem Amtsantritt vor acht Jahren.
Seitdem steigert das Städtchen kontinuierlich seine Attraktivität. Zahlreiche Projekte wie die Neugestaltung der Moselpromenade zwischen der Anlegestelle „Marie-Astrid“ und der Grenzbrücke mit dem Sagen- und Legendenpfad, der Ausbau des Gewerbegebietes „Potaschbierg“ und die Renovierung des Osburg-Hauses für die Musikschule sind abgeschlossen oder auf dem Weg. Das nächste Großvorhaben ist der Neubau anstelle des bisherigen „Centre culturel et sportif“ im Zentrum. Der vordere Teil bleibt, der hintere Teil wird abgerissen. Unterirdische Parkplätze sind geplant. „Ich will das Kulturleben in der Stadt weiter vorantreiben“, sagt der Rathauschef.
Neues „Centre culturel“ mit Konzertatmosphäre
Noch ein Weinmarkt und ein Konzert der ansässigen Musikvereine im nächsten Jahr, dann ist Schluss. Zu alt, zu umständlich, zu bespielen, nicht genug Platz: Gründe, den Bau aus den siebziger Jahren abzureißen, gibt es genug. Die Pläne für den 25 Millionen Euro teuren Neubau mit versenkbarer Bühne und fest installierter, professioneller Konzertausstattung sowie Proberäumen und Platz für die Perkussionsabteilung der Musikschule eröffnet Perspektiven. „Wir haben schon viele Anfragen von größeren Bands oder Shows, die bei uns auftreten wollen, ablehnen müssen“, sagt Gloden. Das wird dann nicht mehr der Fall sein.
Etwas mehr als 1.000 Menschen soll der neue Konzertsaal fassen. Das bietet Raum für kulturelle Magneten, die auch die Klientel jenseits der Grenze – auf der anderen Seite der Mosel – ansprechen sollen. Dort sind der Zeltpalast und die Stadthalle in Merzig die nächsten größeren Säle auf saarländischer Seite. Auf luxemburgischer Seite ist es das Trifolion. Konkurrenzgedanken wischt Gloden aber sofort vom Tisch, das sei in persönlichen Gesprächen geklärt. Ein neuer „Citymanager“ soll das kulturelle Programm des neuen Hauses gestalten. Räume für Kongresse sind ebenfalls geplant, womit Gloden auf einer Linie mit Tourismusminister Lex Delles (DP) liegt, der diese Branche des Tourismus ausbauen will. Die ersten knapp vier Millionen Euro für den Neubau sind im Budget 2020, dessen Entwurf letzten Freitag im Gemeinderat vorgestellt wurde, eingeplant. „Es ist jetzt die richtige Zeit zu investieren“, sagt der Bürgermeister.
Der „Metropolen“-Anspruch
Das ist die Kultur. Den „Metropolen“-Anspruch untermauert, dass Grevenmacher seit jeher Wirtschafts- und Verwaltungszentrum ist. Für den wirtschaftlichen Ausbau mit weiteren Arbeitsplätzen außerhalb der Stadt Luxemburg steht der Ausbau des „Potaschbierg“ mit dem „Financial Center“ immer noch auf der Agenda. Es ist dabei, auf 1,7 Hektar Form anzunehmen. Es gibt ein Gelände, der Besitzer steht dem Ganzen positiv gegenüber und Gloden ist sich der Nachfrage aus der Finanzbranche sicher. „Mehrere Banken haben angefragt, weil sie ihren Mitarbeitern auf dem Weg in die Stadt täglich vier Stunden im Stau ersparen wollen“, sagt er. Zudem sei das ja auf Linie mit der Landespolitik, die sich genau deshalb mehr Arbeitsplätze an den Grenzen wünscht, argumentiert der Rathauschef. Einen Teilbebauungsplan (PAP) gibt es schon.
Beim Anspruch, ein Verwaltungszentrum zu sein, kommt ebenfalls etwas in Gang. In der rue du Centenaire gibt es ein staatliches Gelände, auf dem ein Neubau für die bislang in Grevenmacher verteilt angesiedelten staatlichen Verwaltungseinheiten geplant ist. Eine mündliche Zusage dazu gibt es, sagt der Rathauschef, und noch eine weitere. „Es kann nicht sein, dass Kinder, die an einem Fluss wohnen, nicht schwimmen lernen“, sagt Gloden. Die Schwimmbäder der Nachbargemeinden Biever und Dreiborn sind eine Notlösung. Deswegen war ein Hallenbad schon immer ein „Nice to have“. So wie es aussieht, könnte es ab 2022/23 Wirklichkeit werden und bringt Grevenmacher dem „Miseler Way of Life“ noch ein Stück näher.
„Centre médical“ auf „Potaschbierg“
Dem „Centre“ geht eine lange Vorgeschichte voraus. Inzwischen steht es, die ersten Ärzte sind eingezogen. Nach Rathausangaben laufen Verhandlungen mit einer Klinik, denn es soll ein Röntgenzentrum dort entstehen, wo auch IRM-Untersuchungen gemacht werden können. „Wir als Gemeinde sind bereit, das mit 50.000 Euro mitzufinanzieren“, sagt Bürgermeister Gloden. „Bedingung dafür ist, dass die Ärzte auch samstags arbeiten.“
„Centre mosellan“
Mit dem Bau des „Centre“ – übrigens auch Teil des „Miseler Way of Life“ – soll es weitergehen. Laut Léon Gloden, der Präsident der „Entente touristique de la Moselle“ ist, gibt es weitere zwei Millionen Euro für den Bau aus dem Tourismusministerium. Das Projekt ist mit insgesamt 6,5 Millionen Euro veranschlagt. 2022 soll es in Betrieb gehen und Touristen das „Terroir“ näher bringen.
Osburg-Haus
Das Gebäude, das früher ein Hospiz für Kranke und Bedürftige war, steht seit dem 21. Juni 2017 unter Denkmalschutz. Dort ist die regionale Musikschule mit zurzeit 724 Schülern untergebracht. Kinder aus zehn Gemeinden erhalten dort Unterricht. Das Gebäude wird seit 2015 saniert und umgebaut. Die Musikschule ist vorübergehend in Containern untergebracht. Kostenpunkt: insgesamt rund fünf Millionen Euro. Zwei Millionen Euro sind im Budget 2020, das am letzten Freitag präsentiert wurde, veranschlagt. Die Fertigstellung ist für Mai 2021 geplant.
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