Auf den Punkt mit … Jeff Saibene / „Die Wäinzoossiss meiner Frau ist die beste“
In unserer Rubrik „Auf den Punkt mit …“ fühlen wir Akteuren aus der BGL Ligue etwas anders auf den Zahn. Racing-Trainer Jeff Saibene spricht im Interview über seine Haarpracht, kulinarische Wünsche und einen Kieferbruch.
Tageblatt: Seit Jahrzehnten tragen Sie fast die gleiche Langhaarfrisur. Sind Sie beratungsresistent?
Jeff Saibene: Die Haare sind aber im Laufe der Jahre deutlich kürzer geworden. Meine Frisörin sagt mir immer: Du hast so viele Haare, viele Menschen würden alles geben, um so viele Haare zu haben. Und meine Frau und meine Kinder stört mein Stil auch nicht, von daher bin ich ganz zufrieden damit.
Einen Großteil Ihres Lebens haben Sie in der Schweiz verbracht. Wie viel Eidgenosse steckt in Ihnen?
Zu Hause wird Schwyzerdütsch geredet, das zeigt schon, wie sehr ich in der Schweiz verankert bin. Einen großen Teil meines Lebens habe ich in diesem Land verbracht und deshalb fühle ich mich halb als Schweizer und halb als Luxemburger. Die Schweizer sind pünktlich und das bin ich auch. Aber ich habe schon immer auf die Zeit geachtet. In meinem Leben bin ich nur sehr selten zu spät gekommen und es bringt mich auf die Palme, wenn ein Mensch unpünktlich ist.
Wenn man Sie zwingen würde: Welchen Pass würden Sie abgeben? Den luxemburgischen oder den Schweizer?
Ich würde zunächst einmal den deutschen Pass meiner Frau abgeben. Aber im Ernst: Beide Pässe haben Vorteile. Der Schweizer, da mein Hauptwohnsitz in der Schweiz ist und dies viele Sachen vereinfacht. Der Luxemburger ist ein EU-Pass und hat deshalb noch ganz andere Vorteile. Am liebsten würde ich nicht vor die Wahl gestellt, eines dieser beiden Dokumente abgeben zu müssen.
Fondue oder „Bouneschlupp“?
Es ist schon so lange her, dass ich regelmäßig „Bouneschlupp“ gegessen habe. Meine Oma hat die beste gemacht, aber die ist nun auch schon fast seit 40 Jahren tot. Deshalb bevorzuge ich derzeit eine gute Fondue oder die Raclette. Mein absoluter Favorit aus Luxemburg ist die „Wäinzoossiss“ mit Pommes. Früher bin ich, wenn ich hier zu Besuch war, zum Metzger gegangen und habe die Würste mit nach Hause in die Schweiz gebracht. Dort hat sie dann meine Frau zubereitet. Mittlerweile wohne ich ja wieder in Luxemburg und kann die „Wäinzoossiss“ im Restaurant essen, wann immer ich will. Trotzdem: Meine Frau macht sie am besten. Ich hingegen bin ein miserabler Koch und würde mich nicht an dieses Gericht herantrauen.
Seit Juli wohnen Sie wieder in Luxemburg. Haben Sie sich mittlerweile wieder an das Leben hierzulande gewöhnt?
Ich lebe im Zentrum der Hauptstadt und merke, wie international Luxemburg mittlerweile ist. Überall hört man Französisch oder andere ausländische Sprachen. Das stört mich überhaupt nicht, ist aber bemerkenswert. In der Schweiz ist das nicht so. Außerdem entdeckte ich gerade unsere Hauptstadt für mich. Es gibt einfach wunderschöne Ecken, die ich vorher noch nie gesehen habe. Mit 14 Jahren bin ich von Kehlen ins Ausland gezogen. In der Hauptstadt habe ich nie gelebt und deshalb gibt es für mich viele neue Sachen zu sehen.
Während eines Länderspiels hat sich einer Ihrer Mitspieler nach einem Pass von Ihnen den Kiefer gebrochen. Wie kam es dazu?
Ich würde es so beschreiben: Es war ein typischer Langers-Zweikampf. Mein Pass war wahrscheinlich nicht ideal, aber Roby hat sich im Duell mit dem Schotten sehr unglücklich angestellt. Zwei Tage danach habe ich ihn wiedergesehen und er hatte eine Art Netz im Mund. Ich war schon sehr erstaunt, denn bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass sein Kiefer gebrochen war. Er konnte nicht mehr essen und musste flüssig mit einem Strohhalm ernährt werden.
Nach einem weiteren Länderspiel in Schottland wollten Sie sich auf den Weg zu einer Bar machen. Was hat Ihnen der damalige Nationaltrainer Paul Philipp mit auf den Weg gegeben?
Ich war erst 18 Jahre alt und war neu in der Mannschaft. Nach dem Spiel habe ich mich umgezogen, bin in die Lobby des Hotels gegangen und da stand Paul Philipp. Mit einer Handbewegung und ein paar Worten hat er mir zu verstehen gegeben, dass ich keinen Freigang habe. Ich bin dann wieder aufs Zimmer gegangen und habe mich durch den Hintereingang herausgeschlichen.
Die frühere Spielergeneration galt als feierwütiger. Finden Sie es schade, dass die Profis von heute sich das nicht mehr erlauben können?
Ich weiß nicht, ob die Spieler heute weniger feiern. Das habe ich nie kontrolliert. Es ist aber so, dass sie mehr in der Öffentlichkeit stehen und eher erkannt werden. Außerdem gibt es heute deutlich mehr Spiele als früher und deshalb ist die Regeneration wichtiger. Wer zu viel feiert, verpasst irgendwann den Anschluss. Feiern ist aber auch wichtig für die Dynamik und Freundschaft innerhalb einer Mannschaft.
„Graf von Luxemburg“ oder „Jeff le chef“: Welcher Spitzname ist Ihnen am liebsten?
Beide gefallen mir sehr gut, weil ich mit ihnen erfolgreiche Momente in St. Gallen und Bielefeld verbinde. Bevor die Arminia-Anhänger das Banner mit der Aufschrift „Sind Sie der Graf von Luxemburg?“ gezeigt haben, kannte ich dieses Lied überhaupt nicht. Ich musste erst mal im Internet recherchieren.
2 Fragen zum Wochenende
Ist die Racing-Maschine nach dem 7:0-Erfolg gegen Hostert endlich im Rhythmus?
Ich hoffe es. Alles braucht seine Zeit. Ich bin jetzt seit drei Monaten hier, musste erst einmal die Spieler kennenlernen. Ich habe zudem eine komplett andere Philosophie als mein Vorgänger mitgebracht. Das war Neuland und es waren viel Zeit und Geduld verlangt. Mittlerweile sehe ich aber, dass die Jungs das umsetzen, was ich von ihnen verlange. In den vergangenen Wochen haben wir uns enorm entwickelt.
Der nächste Gegner Niederkorn zeigte zuletzt schwankende Leistungen. Worauf kommt es in diesem Duell an?
Ich habe den Progrès bereits ein paar Mal gesehen und denke, dass ich die richtigen Schlüsse gezogen habe. Niederkorn ist eine Topmannschaft und visiert einen Platz unter den ersten drei an. Das wird eine schwere Aufgabe.
Die Wäinzoossiss meiner Frau ist die besteTrainer RFCUL
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