Interview / Die Welt ist ein Team für Miralem Pjanic: „Zusammen müssen wir das Virus besiegen“
Miralem Pjanic hat sich entschieden, die Quarantäne bei seiner Familie in Schifflingen zu verbringen. Im Tageblatt-Interview erzählt der Star von Juventus Turin, wie er seine Zukunft sieht, wie er die Corona-Krise in Italien miterlebt hat und warum er und seine Teamkollegen auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet haben.
Tageblatt: Am Donnerstag sind Sie 30 Jahre alt geworden. Wie verlief die Feier?
Miralem Pjanic: Viel kann man ja nicht machen. Ich habe zusammen mit meinen Eltern und meinen Geschwistern gefeiert. Die Quarantäne hat auch etwas Positives. Es ist bereits mehr als zehn Jahre her, dass ich so viel Zeit am Stück zusammen mit meiner Familie verbringen konnte. Meistens bleibe ich höchstens eine Woche in Luxemburg, danach fängt dann wieder die Vorbereitung an oder ich fahre in Urlaub. Leider habe ich meinen Sohn seit einigen Wochen nicht gesehen.
Lässt man an einem runden Geburtstag auch mal das Leben Revue passieren und denkt daran, was die Zukunft noch bringen könnte?
Alles, was wir vor dieser Krise hatten, war Luxus. Danach wird nichts mehr so sein wie vorher. Die Natur ist stärker als wir und wir müssen sie beschützen. Mit 30 denkt man aber auch daran, dass die Zeit viel zu schnell an einem vorbeigezogen ist. Ich bin jedoch auch davon überzeugt, dass ich sportlich noch einiges auf Top-Niveau erreichen kann. Als Mensch will ich ein guter Vater für meinen Sohn sein. Ich will ihm etwas beibringen und will, dass er ein guter Mensch wird. Er ist jetzt sechs Jahre alt und ein absoluter Fußballfanatiker. Edin kennt die ganze Juventus-Mannschaft und spielt in unserer Akademie für die U7. Es freut mich auch, dass es in der Schule so gut läuft. Er spricht drei Sprachen (Anm. d. Red.: Französisch, Italienisch und Bosnisch) und würde am liebsten den ganzen Tag mit dem Ball spielen.
Ich will ein guter Vater für meinen Sohn sein und ihm etwas beibringen. Ich will, dass er ein guter Mensch wird.Juventus Turin
Wie sieht derzeit Ihr Alltag aus?
Ich habe eigentlich genug zu tun und habe das Glück, zu Hause über einen Tennisplatz, ein Schwimmbad und einen Tischtennisraum zu verfügen. An diesen drei Plätzen verbringe ich viel Zeit. Ich stehe täglich in Kontakt mit den Trainern von Juventus Turin. Wir bekommen Pläne, um uns so weit es geht fit zu halten. Aber das ist halt nur begrenzt möglich, weil wir nicht vor die Tür dürfen. Der Fußball fehlt mir jetzt schon an jedem einzelnen Tag.
Sie haben entschieden, Italien zu verlassen und in Luxemburg die Quarantäne zu verbringen. Warum?
In Turin wurden wir relativ früh in Quarantäne gesteckt, weil sich einer meiner Mitspieler mit dem Virus infiziert hatte (Anm. d. Red.: Daniele Rugani) . Bevor ich abgereist bin, habe ich mich testen lassen und das Ergebnis war negativ. Ich habe entschieden, dass ich diese Zeit lieber mit meiner Familie als alleine verbringen will. Nach dem ersten positiven Test innerhalb der Mannschaft haben wir es mit der Angst zu tun bekommen. Man weiß nie, was passiert und wie stark der Körper vom Virus angegriffen wird. Deshalb habe ich mich entschieden, während dieser Zeit bei meinen Eltern zu sein.
Wie haben Sie die Situation in Ihrer Turiner Wahlheimat miterlebt?
Die Zustände in Italien sind dramatisch. Ich war zehn Tage eingesperrt und habe mich danach entschieden, nach Luxemburg zu kommen. In Italien wurde es jeden Tag schlimmer. Es gibt immer mehr Infizierte und Tote und die Hoffnung schwindet. Es ist eine surreale Situation, mit der kein Mensch gerechnet hatte. Zu Beginn wurde das Virus in Italien unterschätzt. Es war weit weg in China. Danach hat Corona wie eine Bombe eingeschlagen und keiner war darauf vorbereitet.
Ihre Mitspieler Blaise Matuidi, Paulo Dybala und Daniele Rugani wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Wie geht es ihnen heute?
Ich unterhalte mich fast täglich mit ihnen. Sie fühlen sich gut und hatten keine Symptome. Demnächst werden sie den zweiten Test machen. In den kommenden Tagen sollen wir informiert werden, wie es mit dem Training und der Saison weitergeht. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass wir bald wieder als Mannschaft zusammenkommen können. Wenn einer das Virus hat, wird es wieder verbreitet. Der Sport steht derzeit an zweiter Stelle. Wenn alle wieder normal leben können und die Sicherheit der Spieler und Zuschauer garantiert ist, dann kann man wieder an Fußball denken. Man darf sich nichts vormachen: Wir Spieler haben auch alle Angst.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir bald wieder trainieren können. Der Sport steht derzeit an zweiter Stelle. Wenn alle wieder normal leben können und die Sicherheit der Spieler und Zuschauer garantiert ist, dann kann man wieder an Fußball denken.Juventus Turin
Cristiano Ronaldo traf als erster Juventus-Spieler die Entscheidung, die Quarantäne in der Heimat und bei der Familie zu verbringen. Sie und andere Teamkollegen taten das Gleiche und wurden für diesen Schritt kritisiert. Wie empfanden Sie das?
Es gibt derzeit andere Sachen, über die wir reden müssen. Solch ein Blödsinn gehört wahrlich nicht dazu. Ich weiß nicht, warum Menschen kritisiert werden, die es vorziehen, in diesen Zeiten bei ihrer Familie zu sein. Man weiß nie, was passieren kann. Bevor wir Turin verlassen haben, haben wir uns testen lassen. Wir gehen ja wohl kaum das Risiko ein und infizieren andere Menschen absichtlich.
Sie und Ihre Mitspieler verzichten in der Corona-Krise auf ein Drittel ihres Jahresgehalts. Wie verliefen diese Verhandlungen im Verein?
Für mich war es das Normalste auf der Welt, auf einen Teil des Gehalts zu verzichten. Die Verhandlungen haben sich über zwei Tage hingezogen. Bei 23 Spielern dauert es etwas länger, bis man eine gemeinsame Lösung gefunden hat. Für uns war aber klar, dass wir ein Zeichen setzen wollten und als erste Mannschaft in Italien auf einen Teil des Gehalts verzichten würden. Mit dieser Summe können wir Ärzte, Krankenpfleger und alle Beteiligten unterstützen, die anderen Menschen helfen. Einige Spieler haben auch Privatspenden gemacht. Ich habe ebenfalls Krankenhäuser unterstützt. Die ganze Welt ist derzeit ein Team und zusammen müssen wir das Virus besiegen.
Zuletzt gab es wieder Gerüchte um einen Wechsel. Manchester United, Chelsea oder Paris Saint-Germain sollen an Ihren Diensten interessiert sein. Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Ich habe mich mittlerweile an die Gerüchte gewöhnt. Und es freut mich auch, dass solche Vereine an mir interessiert sind. Das zeigt, dass ich mich von Jahr zu Jahr gesteigert habe. Juventus ist aber einer der besten Vereine auf der Welt, ich bin hier zufrieden und besitze noch einen Vertrag bis 2023. Wenn es in diesem Jahr noch möglich ist, will ich mit meiner Mannschaft den Meistertitel in Italien gewinnen und in der Champions League so weit wie möglich kommen. Danach wird man sich wie fast in jedem Sommer an einen Tisch setzen und diskutieren. Im Fußball weiß man nie, was morgen sein wird.
Während sechs Monaten stand auch der Petinger Dany Mota bei der U23 von Juventus unter Vertrag. Welchen Eindruck haben Sie von ihm?
Er hat drei- oder viermal bei uns mittrainiert und einen guten Eindruck hinterlassen. Privat hatten wir aber keinen Kontakt. Dany hat mit seinem Wechsel zum Drittligisten Monza die richtige Entscheidung getroffen. Es ist ein ambitionierter Verein mit Adriano Galliani und Silvio Berlusconi an der Spitze. Aber Juventus ist eben eine ganz andere Hausnummer.
Dany Motas großer Traum ist es, für Portugal zu spielen. Sie haben sich damals für Bosnien-Herzegowina und gegen Luxemburg entschieden. Welchen Rat geben Sie ihm mit auf den Weg?
Ich wünsche ihm, dass er die beste Entscheidung für seine Karriere trifft und sich dies reiflich überlegt. Er soll sich nicht zu sehr unter Druck setzen. Junge Spieler verirren sich oft, weil sie mit Druck nicht klarkommen. Falls er sich für Luxemburg entscheiden würde, wäre er eine Verstärkung für die Mannschaft.
Verfolgen Sie den Fußball in Luxemburg noch?
So viel es geht. Die Spiele der Nationalmannschaft schaue ich mir alle an. Im den vergangenen zwei Jahren habe ich mir auch fast alle Partien des F91 Düdelingen in der Europa League angesehen. Es freut mich sehr, dass die Mannschaft sich so gut entwickelt hat und immer mehr Luxemburger ihr Glück als Profi im Ausland versuchen. Vor allem freut es mich aber, zu sehen, mit welchem Fußball die luxemburgische Nationalmannschaft zum Erfolg kommt.
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Tja Miralem. Die Welt war noch immer ein Team,jedenfalls die Lebewesen die auf ihr herumkriechen. Nur Homo rapiens demens hat das noch nicht geschnallt. Er streitet sich,seit er vom Baum geklettert ist,mit seinen Artgenossen wem diese Welt denn wohl gehört und hält alle anderen Lebewesen,Pflanzen inbegriffen für Ware die er beliebig nutzen kann. Ein kleines Virus genügt um den Thron des Herrschers ins Schwanken zu bringen.