F91 vs. Hesperingen / Die zwei Trainer im Interview vor dem Topspiel
Es ist erst der elfte Spieltag der BGL Ligue, doch bereits jetzt scheint festzustehen, dass nur zwei Teams den Titel unter sich ausmachen können. Der F91 Düdelingen und Swift Hesperingen haben die Konkurrenz bisher überrollt. Beide Spitzenteams haben noch kein Spiel verloren und treffen am Sonntag (18.00 Uhr) im direkten Duell aufeinander. Es ist eine Partie mit hoher Brisanz. Vor dem Gipfeltreffen hat sich das Tageblatt mit den beiden Trainern Carlos Fangueiro (F91) und Pascal Carzaniga (Swift) unterhalten.
Tageblatt: Attacke oder abwarten – wie ist Ihre Herangehensweise vor diesem wichtigen Duell?
Carlos Fangueiro (F91): Es war schon eine spezielle Woche. Wir werden gegen eine gute Mannschaft antreten, mit starken Individualisten und einem erfahrenen Trainer. Aber das wird nichts an unserer üblichen Herangehensweise ändern. Wir werden unserer Linie treu bleiben, die wir bereits seit drei Jahren besitzen und versuchen, dieses Spiel zu gewinnen.
Pascal Carzaniga (Swift): Wir reden hier von einem Drei-Punkte-Spiel. Es geht darum, die bisher erbrachten Leistungen fortzusetzen. Ein Unentschieden auswärts gegen den Leader und Meister wäre ein gutes Resultat. Ein Sieg und der damit verbundene Sprung an die Tabellenspitze wäre ein sehr gutes Ergebnis. Es ist eigentlich ganz einfach: Wir müssen unsere starken Phasen in Tore ummünzen und unsere schwächeren Phasen überstehen.
Wie hoch ist der interne Druck vor diesem Aufeinandertreffen?
CF: Der einzige Druck, den es gibt, kommt von uns selbst und nicht vom Vorstand. Wir haben in Düdelingen mit dieser Mannschaft eine Siegeskultur entwickelt. Am Anfang habe ich sehr viel von den Spielern gefordert, mittlerweile sind die Spieler fast noch anspruchsvoller gegenüber sich selbst als ich gegenüber ihnen. Im Training geht es oft sehr hart her. Manchmal habe ich Angst, dass einer sich verletzt. Aber das kommt daher, dass jeder den Ball erobern und gewinnen will. Es ist eine gesunde Einstellung, denn es geht nie darum, den Konkurrenten zu verletzen.
PC: Für mich ist der nicht spürbar. Die Situation hat sich nicht geändert. Ich wurde geholt, um mit Hesperingen Meister zu werden. Wenn ich das nicht schaffen sollte, dann hätte ich versagt. Ich bleibe aber dabei, dass Düdelingen Favorit ist. Sie sind der amtierende Meister, während der Swift sich vergangene Saison nicht einmal für den Europapokal qualifiziert hat. Aber wenn man unseren Boss Flavio Becca kennt, dann weiß man, dass nur Siege und Titel zählen.
Herr Carzaniga, Sie wurden bereits zweimal von Flavio Becca entlassen. Verspüren Sie auch in dieser Hinsicht Druck?
PC: Das ist frei erfunden. Ich wurde nur einmal von ihm entlassen – und zwar 2014 in Düdelingen nach dem gewonnenen Meistertitel. Im Juni 2021 habe ich mich am Knie verletzt und musste sofort nach der Meisterschaft in Straßburg operiert werden. Ich war nicht in der Lage, eine Mannschaft zu übernehmen. Nach der Operation konnte ich zwei Monate nicht laufen. Schon damals hat er mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, nach einem Jahr Pause den Swift wieder zu übernehmen.
Man sagt ja immer, die Saison ist noch lang. Ist der Ausgang dieses direkten Duells aufgrund der aktuellen Situation auch zu diesem frühen Zeitpunkt von enormer Wichtigkeit?
CF: Am Sonntag wird nichts entschieden. Mental ist es natürlich von Vorteil für die nächsten Wochen, wenn man diese Partie gewinnt. Schlussendlich werden aber noch viele schwere Spiele auf uns zukommen, in denen es wichtig sein wird, jeden Gegner zu respektieren.
PC: Man kann schon sagen, dass ein Sieg am Sonntag einen psychologischen Vorteil mit sich bringt für den Rest der Hinrunde. Wenn Düdelingen gewinnt, haben sie einen komfortablen Vorsprung von fünf Punkten, gewinnen wir, müssen sie ihre Leaderposition abgeben.
Düdelingen und Hesperingen führen derzeit mit einem Riesenvorsprung die Tabelle der BGL Ligue an. Sagt diese Kluft etwas über die Stärke ihrer Mannschaften oder doch eher über die Schwäche der Konkurrenz aus?
CF: Vor der Saison habe ich mir die Aufgebote der Gegner angesehen und so einige Interviews gelesen. Ich bin ehrlich gesagt davon ausgegangen, dass sechs bis sieben Mannschaften um den Titel mitspielen könnten. Der Racing, Niederkorn und Differdingen sind auf dem Papier stärker als vergangene Saison. Sie haben sich gut verstärkt und viel investiert. Deshalb ist es für mich eine riesengroße Überraschung zu sehen, dass der Drittplatzierte Racing nach zehn Spieltagen bereits zwölf Punkte Rückstand auf uns hat. Ich kann auch nicht behaupten, ob die Konkurrenz schlussendlich doch schwächer geworden ist, denn ich kümmere ich vor allem darum, was in meinem eigenen Haus passiert.
PC: Die beiden Spitzenteams geben ein Höllentempo vor, das ist die erste Feststellung. Wie oft kommt es vor, dass zwei Mannschaften nach zehn Spieltagen noch kein Spiel verloren haben? Fast nie. Das spricht für die Qualität dieser beiden Teams. Auf der anderen Seite hatten die Verfolger viel Pech. Nehmen wir das Beispiel Differdingen. Sie haben zweimal unglücklich gegen uns und Düdelingen verloren. Wäre das nicht passiert, dann sähe die Tabelle jetzt vielleicht anders aus. Nehmen wir das Beispiel Racing. Diese Mannschaft ist weder spielerisch noch finanziell schwächer geworden und trotzdem sind die Leistungen inkonstant. Ich würde also nicht behaupten, dass die Konkurrenz schwächer geworden ist.
Bei uns ist das Team der beste SpielerF91-Spieler
Das Tageblatt veröffentlichte in der Freitagsausgabe eine Analyse von USM-Trainer Manuel Correia zum Spitzenspiel. In dieser sagte er unter anderem, dass die F91-Spieler überzeugter von ihrem Projekt sind, während Hesperingen mehr Talent besitzt. Stimmen Sie dieser Aussage zu?
CF: Er ist nicht der Einzige, der das so sagt. Für mich zählt nur das Kollektiv. Bei uns ist das Team der beste Spieler. Wir haben zwar eine ganze Menge guter Einzelkönner, aber deren Stärken kommen nur in einer Mannschaft, die funktioniert, zum Tragen.
PC: Ich stimme dem nicht zu, weil er die Einstellung meiner Spieler nicht kennt. In Hesperingen gibt es nicht nur Talent. Diese Saison lagen wir bereits mehrere Male in Rückstand und haben uns immer zurückgekämpft. Das schafft man nicht nur mit Einzelspielern, sondern indem ein Kollektiv reagiert. Aber es stimmt schon, dass der F91 einen Vorsprung auf uns hat. Sie haben seit drei Jahren denselben Trainer und einen fast identischen Kader. Unser Projekt ist dabei, anzulaufen und wird hoffentlich schon bald seine Früchte tragen.
Ein besonderes Augenmerk liegt bei diesem Duell auf den beiden herausragenden Stürmerduos der Meisterschaft. Wie kann man Rayan Philippe und Dominik Stolz (Hesperingen, zusammen 21 Tore) bzw. Samir Hadji und João Magno (F91, 18 Tore) ausbremsen?
CF: Zunächst einmal gilt es, die gesamte Hesperinger Mannschaft zu stoppen. Meine Philosophie sieht es eigentlich nicht vor, einen Spieler in Manndeckung zu nehmen und ihn dadurch auszuschalten. Stolz und Philippe spielen derzeit in einer anderen Liga, das ändert aber unsere Herangehensweise nicht. Es kann jedoch sein, dass durch unser Defensivsystem einer ihrer Spieler gar nicht zum Zug kommen wird.
PC: Stopp. Es ist das Duell der besten Sturmreihen, aber auch der besten Defensivreihen der Meisterschaft. Ich hoffe vor allem darauf, dass Hadji, Magno und Sinani einen schlechten Tag erwischen, denn alle drei stellen eine permanente Gefahr dar. Es reicht nicht, einen von ihnen auszuschalten. Das Gleiche trifft übrigens auch auf meinen Sturm zu.
Ich schlafe nicht mit ihm in einem Bett, weiß also nicht, wie nervös er wirklich ist
Düdelingen war Flavio Beccas Ex-Verein, Hesperingen ist sein neues Projekt. Ist der Mäzen bereits nervös vor seinem persönlichen Derby?
CF: Ich kann das nicht beurteilen, weil er rein gar nichts mehr mit dem Verein zu tun hat. Dass er nervös wird, ist aber normal. Becca ist seit fast vier Jahren in Hesperingen und hat noch keinen Titel geholt. Dass er gewinnen will, ist bei diesem finanziellen Aufwand normal.
PC: Ich schlafe nicht mit ihm in einem Bett, weiß also nicht, wie nervös er wirklich ist. Das müssen Sie ihn selbst fragen, denn er hat mich diese Woche nicht öfter als sonst angerufen. Ich würde aber sagen, dass es wie immer ist: Er will, dass seine Mannschaft gewinnt.
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