Von Düdelingen zum RB Leipzig / Dino Toppmöller über Kokos-Blaubeere und Gegenpressing
Von der Ehrenpromotion über die BGL Ligue in die Bundesliga, von der Europa League in die Königsklasse. Der ehemalige Düdelinger Erfolgstrainer Dino Toppmöller ist seit Anfang dieser Woche Co-Trainer von Julian Nagelsmann bei RB Leipzig. Das Tageblatt hat nach dem Trainingsauftakt mit dem 39-Jährigen gesprochen. Ein Interview über alte und neue Vorlieben.
Tageblatt: Heute (das Interview wurde am Mittwoch geführt) war Trainingsstart. Wie haben Sie die ersten Momente erlebt?
Dino Toppmöller: Ich bin bereits seit Samstagabend in Leipzig. Am Sonntag hatten wir einen Grilltermin mit dem Trainerteam. Das war gemütlich und so konnte ich jeden besser kennenlernen. Am Montag und Dienstag waren wir bereits auf dem Trainingsplatz aktiv, um alles für den Start vorzubereiten. Die erste Trainingseinheit war sehr gut. Die Jungs gingen aggressiv zur Sache und hatten richtig Bock auf Fußball. Das war schön anzusehen.
Sind Sie bereits nach Leipzig umgezogen?
Alles ging sehr schnell und deshalb lebe ich derzeit noch im Hotel. Bald werde ich mich auf die Suche nach einer festen Bleibe machen, damit auch die Familie umziehen kann. Wir sind zurzeit auf der Suche nach Schulplätzen für die Kinder. Mein Zuhause werde ich in den kommenden Monaten aber wohl nicht so oft zu sehen bekommen, da ich meistens auf den Trainingsplätzen, im Flugzeug oder im Stadion sein werde. Der Terminkalender ist richtig vollgepackt.
Wie kam der Wechsel zu RB Leipzig zustande?
Sportdirektor Markus Krösche hat mich als Erster kontaktiert und gefragt, ob es mich interessieren könnte, als Co-Trainer unter Julian Nagelsmann zu arbeiten. Meine erste Reaktion war sehr positiv. Ich hatte mir vorgenommen, eine solche Aufgabe nur zu übernehmen, wenn ich einem richtig guten Trainer assistieren und mich dadurch weiterentwickeln könnte. Nach den ersten Tagen in Leipzig kann ich behaupten, dass die Rahmenbedingungen super sind, die Arbeit Spaß macht und es ein tolles Miteinander gibt.
Wie verlief der erste Kontakt mit Cheftrainer Julian Nagelsmann?
Vor meiner Unterschrift haben wir zweimal telefoniert. Es waren fachlich gute Gespräche. Vorher kannte ich Julian Nagelsmann nur aus den Medien. Es ist kein Geheimnis, dass er zu den Toptrainern der Bundesliga zählt. Die Gespräche mit ihm haben mich überzeugt und auch deshalb habe ich mich gegen einen Posten als Cheftrainer bei einem anderen Verein entschieden.
Bei Ihren drei letzten Stationen waren Sie der Hauptverantwortliche. Bedarf es einer größeren Umstellung, die Rolle des Assistenten anzunehmen?
Diese Frage kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten. Ich muss meinen Weg finden. Julian Nagelsmann ist aber ein sehr offener und kommunikativer Mensch – das erleichtert die Integration. Er hat eine sehr detaillierte Idee, wie er Fußball spielen lassen will. Von Vorteil ist, dass ich in Düdelingen und Virton auch auf einen strukturierten Ballbesitz, Pressing und Gegenpressing gesetzt habe. Auf ähnliche Prinzipien pocht auch Julian Nagelsmann.
Ich hatte mir vorgenommen, eine solche Aufgabe nur zu übernehmen, wenn ich einem richtig guten Trainer assistieren und mich dadurch weiterentwickeln könnte
Bei RB sind derzeit drei Assistenztrainer angestellt. Welche Rolle werden Sie übernehmen?
Julian Nagelsmann gibt die Thematiken vor, aber wir Assistenztrainer haben ein Stück weit freie Hand während der Trainingseinheiten. Für mich geht es darum, den Draht zu den Spielern herzustellen. Ich soll mich auch verstärkt um die sechs französischsprachigen Spieler bei RB Leipzig kümmern. Zudem kann ich meine Erfahrung als hauptverantwortlicher Trainer mit einbringen. Im Trainerteam gibt es keine Hierarchie, jeder hat seine Expertise und jeder will Julian Nagelsmann so gut es geht unterstützen.
Was machen eigentlich Ihre ehemaligen Assistenten?
Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen, alleine zu wechseln. Als ich ihnen mitgeteilt habe, dass ich nach Leipzig gehen werde, haben beide aber sehr gut reagiert und verstanden, dass ich diese Gelegenheit ergreifen musste. Wenn ich aber irgendwann wieder Cheftrainer sein sollte, dann stehen beide ganz oben auf der Liste bei der Zusammenstellung des Trainerteams.
Wie gut passt die Leipziger Fußball-DNA zu Dino Toppmöller?
Sehr gut. Ich kann mich zu 100 Prozent mit dem RB-Fußball identifizieren. In der Vergangenheit habe ich mir mit meinem ehemaligen Videoanalysten Nelson Morgado einige Male die Spiele von RB Leipzig angesehen, weil wir ähnlichen Fußball in Düdelingen und Virton gespielt haben.
Als Trainer haben Sie die Anlagen von RM Hamm Benfica, dem F91 Düdelingen und Excelsior Virton kennengelernt. Leipzig muss für Sie wie ein Traum sein?
Hier hat man alles, was das Herz begehrt. Leipzig befindet sich auf europäischem Top-Level. Das ist wichtig für die Spieler. Wenn ich einen Verein führen würde, würde ich alles Mögliche tun, damit die Spieler die besten Rahmenbedingungen vorfinden.
Die vergangenen Jahre und Monate in Düdelingen und Virton waren auf mehreren Ebenen ereignisreich. Welche großen Lehren haben Sie aus dieser Zeit gezogen?
Gar keine eigentlich. Alle meine Entscheidungen habe ich mit vollem Bewusstsein getroffen. Die Zusammenarbeit mit Flavio Becca war nicht immer einfach, aber schlussendlich sehr erfolgreich. Ich bin dankbar für die Chance, die er mir damals gegeben hat, als er mich von RM Hamm Benfica verpflichtet hat. Und mit den Titeln und der Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League habe ich ihm dieses Vertrauen mehr als zurückgezahlt.
Verspüren Sie noch Groll, wenn Sie an das Ende in Virton denken?
Groll nicht. Wichtig ist für mich die soziale Komponente. Erst kürzlich habe ich eine Nachricht von Raphaël Lecomte bekommen, der mir gesagt hat, dass ich für die Spieler der beste Trainer war. Das ist für mich sehr viel wert.
Sie kennen den luxemburgischen Markt perfekt. Gibt es Spieler, die langfristig für RB in Frage kämen?
RB Leipzig ist noch ein anderes Level und für die meisten Luxemburger wäre ein solcher Wechsel ein Quantensprung. Leandro Barreiro ist beispielsweise ein interessanter Spieler. Unsere Scoutingabteilung ist jedoch sehr gut aufgestellt und weiß, welche Spieler wir brauchen. Ich bin auch darauf gespannt, wie Danel Sinani sich bei Norwich City schlagen wird. Aber es gibt auch noch andere Talente in der Luxemburger Nationalmannschaft.
Hand aufs Herz: Was schmeckt besser: Red Bull oder der Energy-Drink von Leopard?
Red Bull, keine Frage (lacht). Ich empfehle die White Edition mit Kokos-Blaubeere.
Steckbrief
Name: Dino Toppmöller
Staatsangehörigkeit: Deutscher
Geboren am 23. November 1970
Position als Aktiver: Mittelstürmer
Vereine als Aktiver: SV Rivenich, FSV Salmrohr, 1. FC Saarbrücken (alle D), Manchester City (ENG), VfL Bochum, Eintracht Frankfurt, Erzgebirge Aue, Jahn Regensburg, Kickers Offenbach, FC Augsburg (alle D), F91 Düdelingen, FSV Salmrohr, SV Mehring (beide D), RM Hamm Benfica (Spielertrainer)
Bisherige Vereine als Trainer: SV Mehring (D), RM Hamm Benfica, F91 Düdelingen, Excelsior Virton (B)
Größte Erfolge: Dreimal Meister und zweimal Pokalsieger mit Düdelingen, Teilnahme an der Europa-League-Gruppenphase mit Düdelingen
So geht es weiter
Derzeit bereitet sich RB Leipzig auf das Viertelfinale der Champions League gegen Atletico Madrid vor. Die Partie wird am 13. August um 21.00 Uhr in Lissabon ausgetragen. Wegen der Corona-Krise wird es kein Rückspiel geben und alle verbleibenden Partien der Königsklasse werden in der portugiesischen Hauptstadt ausgetragen. Das Endspiel ist für den 23. August angesetzt. Die Bundesliga-Saison 20/21 soll am 18. September beginnen. del
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