Monarchie / Diskretes Zielbewusstsein: Vor 50 Jahren starb Prinz Félix von Luxemburg
Vor genau 50 Jahren, am 8. April 1970, starb Prinz Félix, der Ehemann von Großherzogin Charlotte. 50 Ehejahre lang hat er hinter seiner Frau zurückgestanden und sich als Prinzgemahl ihrer staatsmännischen Rolle untergeordnet. Angesichts der aktuellen Diskussion über die jeweiligen Rollen der Herrscherfamilie ist der Blick zurück durchaus aufschlussreich.
Von einer „Mésalliance” durfte damals keine Rede sein. Dabei war Prinz Félix von Bourbon-Parma, in den sich Prinzessin Charlotte knapp 15-jährig bereits verliebt hatte, nicht die erste Wahl. Der Erste Weltkrieg war gerade zu Ende gegangen, die politische Lage nach der Abdankung von Großherzogin Marie Adelheid noch sehr angespannt. Außerdem waren Charlotte und Félix Cousins, Kinder der Schwestern Maria Antonia und Maria Anna von Braganza. Die Ehe brauchte deshalb eine päpstliche Dispens.
Zuerst einmal musste sie von den Siegermächten der Entente gebilligt werden. Ein Jahr lang verwehrten die Franzosen dem in der Schweiz lebenden Prinzen die Durchreise. Erst der Ausgang des Referendums in Luxemburg und die Naturalisierung des Prinzen konnten sie umstimmen.
Prinz Félix von Bourbon-Parma war zwar französischer Abstammung und hatte große Herrscher wie König Louis XIV in seiner Familienbiographie, er hatte jedoch im Ersten Weltkrieg auf der falschen Seite – im österreichischen Heer beim Dragonerregiment von Erzherzog Josef – freiwillig gedient.
Um die Sache zu vereinfachen, war die am 6. November 1919 zelebrierte Ehe im März 1919 auf Anregung der katholischen Kirche per Prokura bereits besiegelt worden. Auch in Luxemburg war der Prinz zunächst nicht willkommen, die Abstimmung über seine Naturalisierung war knapp und von peinlichen Debatten begleitet. Dennoch wurde er mit der Hochzeit Prinz von Luxemburg und Prinz zu Nassau. Auf seinen Titel Prinz von Bourbon-Parma hat er nie verzichtet. Gleichzeitig wurde ein Ehevertrag geschlossen.
Schwerer Stand
Auch Großherzogin Charlotte hatte einen schweren Stand. Nachdem ihre Schwester Marie Adelheid ihr Amt höchst ungern abgelegt hatte, wurde zunächst ein Regimewechsel gefordert. Wie viel sie in den neun Monaten zwischen ihrer Vereidigung am 15. Januar 1919 und ihrer Eheschließung wieder gutmachen konnte, zeigte der herzliche Applaus in der Kathedrale. Die Geburt des Thronfolgers Prinz Jean und der weiteren fünf Kinder unterstützten sie ebenfalls auf dem Weg zum Sympathieträger.
Die junge Großherzogin musste vieles wieder aufbauen, der Prinzgemahl stand ihr dabei stets zur Seite. Er spielte jedoch auf Anraten von Staatsminister Emile Reuter nie eine aktive politische Rolle. Durch seine internationalen Verbindungen war er aber ein guter Ratgeber und ein geschickter Diplomat. So führte er 1939, beim Besuch der Weltausstellung in New York, aufschlussreiche politische Gespräche mit Präsident Roosevelt, die maßgeblich zum guten Empfang der Familie bei Kriegsausbruch beitrugen.
Prinz Félix war am 12. Februar 1920 zum Obersten der Freiwilligenkompagnie benannt worden, er trug bei amtlichen und offiziellen Terminen die luxemburgische Uniform. Er kümmerte sich um die privaten Angelegenheiten der Familie und war auch auf anderen Gebieten aktiv. Die Errichtung der „Gëlle Fra” am 27. Mai 1923 war seine Initiative. Von 1923 bis 1932 und ab 1947 war er Präsident des Roten Kreuzes. 1937 wurde er Mitglied des Staatsrates, wo er mit Ausnahme der Kriegsjahre bis 1951 blieb. Hier wurde vor allem seine offene, klare Sprache geschätzt.
Entschlossenes Handeln
Die Abreise der großherzoglichen Familie nach dem deutschen Einmarsch am 10. Mai 1940 hatte Prinz Félix organisiert. Als kriegserfahrener Offizier wollte er seine Frau vor einer Gefangenschaft schützen und veranlasste, dass die Familie das Land in getrennten Wagen und auf unterschiedlichen Wegen verließ.
Am 15. Juli ging der Prinz mit seinen sechs Kindern an Bord der USS Trenton in die USA. „Europe at war is not a place for children“, hatte Roosevelt ihm geschrieben. Die Großherzogin folgte ihrer Familie erst drei Monate später. Das Ehepaar hat stark unter der Trennung gelitten, der noch weitere folgen sollten.
In Amerika angekommen, handelte der Prinz mit der kanadischen Regierung die Möglichkeit aus, auswanderungswillige Luxemburger in Britisch-Kolumbien anzusiedeln. Dieser Plan wurde nicht umgesetzt, dafür lebte die großherzogliche Familie vorerst in Montreal, bevor der Prinz in Washington das Gebäude in der Massachusetts Avenue kaufte, in dem heute noch die luxemburgische Botschaft ist.
Ab 1942 war vom Engagement der Prinzen Félix und Jean in den britischen Streitkräften die Rede. Im Spätsommer ging es nach London, wo sich Prinz Félix zuerst beim Northern Command der britischen Armee verpflichtete. Ab 1944 war er im Hauptquartier der US-Armee engagiert, wo er auf seinen Wunsch an der Befreiung von Paris teilnahm, genauso wie an der Befreiung von Luxemburg am 10. September 1944. Für diesen Einsatz wurde er in Frankreich und in Großbritannien militärisch mehrfach ausgezeichnet.
In den darauf folgenden Jahren führte Prinz Félix, als stolzer Brautvater, seine vier Töchter zum Traualtar. Gleichzeitig waren die 50er Jahre aber auch politisch bedeutungsvoll, mussten doch sämtliche diplomatischen Beziehungen wieder aufgebaut werden. Der Prinz begleitete seine Frau auf allen wichtigen Reisen.
So soll der Staatsbesuch in Paris im Jahr 1963 auf seinen ausdrücklichen Wunsch zustande gekommen sein. Als Nachkomme der Bourbonen hatte er sich gewünscht, vor dem Ende seines offiziellen Lebens die Großherzogin zu einem Empfang der „Grande Nation“ begleiten zu dürfen. Gastgeber General De Gaulle kam diesem Wunsch nach und empfing seine Gäste in Versailles.
Nach 45 Jahren an der Spitze des Landes legte Großherzogin Charlotte die Amtsgeschäfte in die Hand ihres Sohnes, Großherzog Jean. Das Ehepaar zog sich nach Schloss Fischbach zurück. Dort wurde am 6. November 1969 goldene Hochzeit gefeiert. Fünf Monate später starb Prinz Félix. Die Großherzogin überlebte ihn um 15 Jahre, ging jedoch kaum noch in die Öffentlichkeit.
Quellen:
E.T. Melchers/U. Melchers – Unvergessene Gestalten unserer Dynastie / Editions Saint-Paul
Pierre Even – Dynastie Luxembourg-Nassau / Editions Schortgen
Simone Beck – Ons Stad 120
Paul Schmit – Un diplomate luxembourgeois hors pair / Editions Saint-Paul
Félix de Bourbon, Prince de Parme
Félix de Bourbon, Prince de Parme kam am 28. September 1893 in Niederösterreich zur Welt. Er war das sechste der zwölf Kinder von Prinz Robert von Parma und dessen zweiter Gattin Maria Antonia von Braganza, Infantin von Portugal und Schwester der Großherzogin-Mutter Maria Anna. Sein Vater hatte 1860 bei der Einigung Italiens seinen Thron verloren und lebte im Exil. Er war jedoch sehr wohlhabend und hatte Schlösser in der Schweiz, in Österreich, Italien und Frankreich. Der Prinz wurde von Hauslehrern erzogen und besuchte Internate in Österreich und England. Die Bindungen zum österreichischen Kaiserreich waren eng, wodurch die Brüder Elie, Félix und René im Ersten Weltkrieg in die Österreicher Armee eintraten. Félix gehörte einem Dragonerregiment an, aus dem er vor Kriegsende austrat, um heiraten zu können. Er war ein stolzer und liebevoller Vater, am Herzen lag ihm die Schulausbildung seiner Kinder, die alle das Schlussexamen der Mittelschule ablegten. Privat war der Prinz ein leidenschaftlicher Autofahrer, ein großer Jäger, ein begeisterter Golfspieler und ein Feinschmecker. Gerüchte, er sei dem Glücksspiel allzu zugeneigt gewesen, halten sich bis heute hartnäckig im Land.
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Der Herr war ein Lebemann. Hat, im Hintergrund, das Leben in vollen Zügen genossen und hat Spuren hinterlassen.