/ Dominik Stolz: Der F91-Stürmer schätzt die Leistung in diesem Jahr höher ein
Dominik Stolz hat schon einiges in seinem Fußballerleben erlebt. Im vergangenen Jahr qualifizierte er sich mit Düdelingen erstmals für die Gruppenphase und erzielte ein Traumtor im legendären San-Siro-Stadion. Trotzdem glaubt der deutsche Stürmer, dass der 4:3-Erfolg am Donnerstag gegen Apoel Nikosia alles bisher Dagewesene überragte.
Aus Nikosia berichtet Dan Elvinger
Im vergangenen Juni begann in Düdelingen der Exodus. Die Leistungsträger gingen nach Virton, die Ersatzspieler wechselten nach Hesperingen. Am begehrtesten im Ausland waren jedoch Dominik Stolz und Danel Sinani. F91-Mäzen Flavio Becca entschied, das Offensivduo in Düdelingen zu behalten.
Stolz hatte Offerten vom 1. FC Nürnberg und von mehreren Vereinen aus der US-amerikanischen Major League Soccer. Er durfte nicht gehen und machte auch keinen Hehl daraus, dass diese Situation ihn nicht unbedingt in die Karten spielte. Um ihn herum wurde nämlich eine neue Mannschaft aufgebaut, die zu Beginn der Saison so überhaupt nichts mit dem F91 Version 2018/19 zu tun hatte.
Drei Monate und einen Gruppenphasen-Sieg später sind all diese Gedanken verschwunden. „Im Nachhinein bin ich froh, geblieben zu sein. Dino Toppmöller und die anderen sind bestimmt neidisch, wenn sie sehen, was wir geschafft haben“, sagte Stolz. Der Franke geht sogar noch weiter. „Die Leistung, die wir in diesem Jahr erbracht haben, ist höher einzuschätzen als das, was wir 2018 erreicht hatten. Die aktuelle Mannschaft ist so jung und spielt erst seit ein paar Monaten zusammen.“
Mittlerweile klingelt auch wieder das Handy von Stolz dauerhaft. Glückwünsche oder Interview-Anfragen aus seiner Heimat kommen im Minutentakt rein. Der Hype um Düdelingen hat spätestens seit dem spektakulären 4:3-Erfolg bei Apoel Nikosia wieder Fahrt aufgenommen. „Es ist eigentlich gar nicht möglich, jedem zu antworten. Aber der Hype ist nicht so groß wie im vergangenen Jahr. Damals war unsere Teilnahme an der Europa League eine riesige Überraschung.“
Bevor das Telefon Sturm klingelte, erlebten Stolz und Co. jedoch eine emotionale Achterbahnfahrt. Als Apoel Nikosia innerhalb von vier Minuten drei Tore erzielte, dachten viele Beobachter der Partie, dass Düdelingen untergehen würde.
„Wir haben krasse Fehler gemacht. Ich und die anderen erfahreneren Spieler haben dann ein paar deutliche Ansagen gemacht. Danach haben wir wieder sehr schnell in die Spur gefunden“, sagte Stolz.
Sein neuer Trainer Bertrand Crasson sprach nach dem Spiel von einer „bestandenen Reifeprüfung“. Der Wechsel auf der Bank von Emilio Ferrera zu Crasson hat der Mannschaft laut dem Angreifer gutgetan: „Die Zeit unter Ferrera war schon anstrengend. Er hat viel verlangt und menschlich hätten wir das auch besser hinbekommen können. Seine Tugenden vom Standard Lüttich auf den F91 runterzubrechen, war wohl nicht möglich. Allerdings will ich nicht schlecht über den Trainer reden, denn er hat es geschafft, mit uns in die Gruppenphase einzuziehen. Bertrand Crasson ist das genaue Gegenteil. Er hat Ruhe reingebracht, viele Einzelgespräche geführt und lässt den Spielern viele Freiheiten.“
Jede Menge Platz hatte auch Stolz bei seinem Tor zum 3:3 am Donnerstag in Nikosia. „Die Flanke von Bouchouari war etwas kurz. Ich habe mich dann reingeschlingelt, bin etwas aus dem Gleichgewicht gekommen und habe den Ball nur noch leicht mit der Hacke touchiert. Das sah komisch aus, aber es hat gereicht“, erklärte der 29-Jährige seinen Treffer.
Als Stolz am Donnerstag nach 90 verrückten Minuten und einer langen Dopingprobe das GSP-Stadion in Nikosia verließ, hatte er bereits realisiert, welche Leistung er gerade mit seinen Teamkollegen vollbracht hatte: „Für Luxemburg, den Verein und für uns Spieler haben wir Historisches erreicht.“
Vom 1/16-Finale träumen will der Franke jedoch noch nicht. „Wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben, denn wir haben gegen Nikosia gesehen, wie schnell es gehen kann. Wenn uns gegen Qarabag (am 3.10. im Stade Josy Barthel) jedoch ein Sieg gelingen sollte, sieht die Situation wieder ganz anders aus.“
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