Erntegespräch / Dramatische finanzielle Einbußen für viele Landwirte
Zusammen mit den Vertretern des Getreidesektors zog Landwirtschaftsminister Claude Haagen am Donnerstagmorgen die nationale Bilanz der landwirtschaftlichen Ernten. Sagen wir es gleich vorweg: Das diesjährige Resultat ist unterdurchschnittlich bis dramatisch schlecht.
Steve Turmes, der Direktor der Luxemburger Saatbau-Genossenschaft (LSG), brachte es gleich zu Beginn der Pressekonferenz auf den Punkt: „Die Landwirte kannten optimale Aussaatbedingungen, da der Winter ziemlich milde ausfiel, doch im Frühjahr war das Wetter nicht passend, dann wechselten sich langanhaltende konstante Trocken- und Regenperioden ab, die alles andere als gut sowohl für die Quantität als auch die Qualität der Erträge waren.“
Ein Beispiel: Die Ernte der Wintergerste begann Mitte Juni, dies zu einem fast schon historisch frühen Zeitpunkt. Doch durch die starken Regenfälle im Juni und August verzögerte sich die Ernte bis Ende August. Die Ertragsmenge lag 15 Prozent unter der des Vorjahres, zudem wurde eine geringere Qualität festgestellt. Bei den Sommerungen und den Körnerleguminosen geht sogar die Rede von einem überaus schlechten Resultat.
Klimabedingte Ertragsverluste
Serge Turmes, der Direktor von „De Verband Group“, sprach von dramatischen Defiziten für die landwirtschaftlichen Betriebe, denn neben den klimabedingten Ertragsverlusten hatten die Landwirte mit enormen Preissteigerungen in Sachen Düngemittel, Energie, technisches Material und so weiter zu kämpfen. „Die Preise für Traktoren oder verschiedene andere landwirtschaftliche Maschinen sind in den letzten zwölf Monaten um satte 40 bis 50 Prozent gestiegen“, nannte Turmes als Beispiel für die schwierige Lage.
Der Ertrag des zweiten Schnitts war somit gering, der des dritten lag fast bei nullDirektor von „Les Moulins de Kleinbettingen“
In puncto Brotweizen sei das bei weitem schlechteste Resultat der letzten zwei Jahrzehnte eingefahren worden, hob seinerseits der Direktor von „Les Moulins de Kleinbettingen“, Jean Muller, hervor. 30 Prozent weniger Ertrag als im Vorjahr würden für sich sprechen. Zudem variierte die Qualität des geernteten Brotweizens stark zwischen den einzelnen Regionen. Einerseits konnte im Süden die Ernte fast aller Getreidekulturen vor dem Einsetzen der langanhaltenden Regenfälle abgeschlossen und eine gute Qualität erreicht werden, andererseits habe die Qualität des Getreides im Ösling stark unter der Nässe gelitten.
Große Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen gab es auch im Bereich des Grünlandschnitts. „Insgesamt gesehen war der erste Grünlandschnitt erfolgreich. Die Trockenheit im Mai und Juni, mit wenig oder gar keinem Niederschlag, verzögerte jedoch das Nachwachsen des Grases nach dem Heuschnitt sehr. Der Ertrag des zweiten Schnitts war somit gering, der des dritten lag fast bei null.“ Die Maisernte kündige sich unterschiedlich an, da die Trockenheit im Mai und Juni zu einer Verringerung des Maismenge führte. Der Juli- und Augustregen habe aber zu einer guten Qualität beim Silomais beigetragen.
Die Lage bleibt volatil
Eine erschreckende, ja dramatische Preisentwicklung gibt es zudem beim Verkauf von fast ausnahmslos allen geernteten landwirtschaftlichen Kulturen. Hier werden Rückgänge von 25 bis 40 Prozent notiert, was die Preise auf das Vorkriegsniveau von 2021 bringt. Zwar hätten sich die starken Preisschwankungen zurzeit beruhigt, die Lage bleibe jedoch volatil, da sich die geringste geopolitische Veränderung auf die Weltmärkte auswirke.
Apropos Preisentwicklung: Man habe gemerkt, dass es bei der Annahmestelle des Verbands in Perl (D) unter den angelieferten Körnern auch Produkte aus der Ukraine gab, so der verantwortliche Direktor Serge Turmes. Große Mengen dieser Produkte würden über Umwege in den europäischen Raum gebracht, was zwangsläufig zu einem Preisverfall führe. Die Produkte aus der Ukraine, die dieses Land über den „Couloir de la solidarité“ verlassen können, seien für Drittländer und keinesfalls für Europa bestimmt, so Landwirtschaftsminister Claude Haagen (LSAP). Leider müsse man aber feststellen, dass nicht jeder das Abkommen respektiere. „Am Samstag wird die Entscheidung fallen, ob es zu einer Verlängerung des erwähnten Abkommens kommt oder nicht“, fügte Claude Haagen noch hinzu.
Der Landwirtschaftsminister schlug in die gleiche Kerbe wie seine Vorredner, indem er von dringend zu erforschenden neuen, klimaresistenten Anbausorten sprach. Außerdem erinnerte er einmal mehr daran, dass die Versicherung gegen Ertragsausfälle, die das Landwirtschaftsministerium mit 65 Prozent der Kosten bezuschusst, für die Landwirte besonders wichtig sei. „Die diesjährige Ernte, Ackerbau und Grünland zusammengenommen, wurde im Wert von 150 Millionen Euro versichert. Allein bei Getreide werden die versicherten Schäden an über 450 Betriebe mit einer Schadensfläche von über 9.000 Hektar ausgezahlt“, so Haagen. Er sei sich aber durchaus bewusst, dass dies nicht alle Sorgen der Landwirte, die viel Vorfinanzierung leisten müssen, später aber wegen geringer Erträge und somit niedrigeren Erlösen in eine desaströse finanzielle Lage geraten, beseitigen kann. Abschließend gab Haagen zu bedenken, dass die derzeitige unsichere Lage ein sehr vorsichtiges und wachsames Management der Landwirte erfordere.
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Wir haben 1000 Hobbybauern zu viel, wenn das dazu beiträgt, dass ein paar hundert aufhören, umso besser.
@Irma: Wir haben auch genügend Hobby Winzer, die noch nie eine Rebe angefasst haben
Hobbybauern, was für eine Missachtung für einen Berufszweig.
Es wird ja ständig darum gebeten, dass wir regional kaufen sollen.
Nicht möglich regional zu kaufen ohne Hobbybauern und Hobbywinzer, oder?
@Miette
„Hobbybauern, was für eine Missachtung für einen Berufszweig.“
Sie verdienen kein Geld damit, über die Hälfte ihres Einkommens sind Subsidien, das nennt man Hobby, mit einem richtigen Job verdient man Geld.
„Es wird ja ständig darum gebeten, dass wir regional kaufen sollen.
Nicht möglich regional zu kaufen ohne Hobbybauern und Hobbywinzer, oder?“
Aber sicher, aus 500 Bauern mach einen und schon gehen die Kosten runter und die Gewinne steigen.
@Irma
Da sind wir unterschiedlicher Meinung, auch gut so. Verschiedene Denkansätze sind immer ein Grund seine Meinung zu überdenken.
Aus einem Bauern mach einen…da wären dann 499 ohne Arbeit.
Was Subsidien angeht, da werden Euros an ganz andere echt, unsinnige Projekte verschleudert.
Friedliche Grüße zur Nacht