Editorial / „Dréchene Januar“: Ein Nein zum Alkohol bedarf immer noch einer Rechtfertigung
Das Jahr 2023 ist erst wenige Tage alt und viele Luxemburger werden in dieser Zeit darüber nachdenken, was die kommenden Wochen und Monate für sie bereithalten. Die Gedanken dürften sich darum drehen, endlich gesünder zu leben, mehr Sport zu treiben und mehr Gemüse zu essen – oder auch den eigenen Alkoholkonsum zu reduzieren bzw. eine Pause einzulegen. Bereits eine kleine Auszeit von Wein, Bier oder auch „Crémant“ bringt eine positive Wirkung für den Körper mit sich. Der Verzicht auf alkoholhaltige Getränke führt zu einem frischeren Aussehen und auch zu einem besseren Schlaf. Verschiedene Organe beginnen, sich wieder zu erholen.
Die Briten haben es 2013 vorgemacht und die Gesundheitskampagne „Dry January“ gestartet. In diesem Jahr hat der „Suchtverband Lëtzbuerg“ zum ersten Mal zum „Dréchene Januar“ aufgerufen, um für das Thema Alkoholabhängigkeit und übermäßiger Konsum zu sensibilisieren. Geschätzt wird, dass in Luxemburg rund 30.000 Menschen an einer Alkoholsucht leiden. Die „Fondation Cancer“ hat zu der Problematik die „Sober Buddy Challenge“ ins Leben gerufen, denn Alkohol steigert auch das Krebsrisiko. Jährlich sind weltweit drei Millionen Todesfälle auf zu hohen Alkoholkonsum zurückzuführen, laut WHO machen diese 5,3 Prozent aller Todesfälle aus.
Demnach gibt es viele gute Gründe, den eigenen Alkoholkonsum zu überdenken. Wäre da nicht unsere Gesellschaft, bei der ein gutes Glas Wein, das Feierabendbier oder der Brunch mit Crémant zum guten Ton gehören. Gründe, Alkohol zu konsumieren, gibt es viele: Feiern, Entspannung oder einfach nur der Genuss eines Glases Weißwein im Restaurant. Jemand, der nicht mittrinken möchte, muss sich erklären und eine Rechtfertigung parat haben.
Online finden sich haufenweise Ratgeber, wie man am besten zu seinem Alkoholverzicht stehen kann. Artikel beschreiben Selbstversuche, ein Jahr lang alkoholfrei zu leben. Nicht-Trinker werden noch allzu oft als Spaßbremse angesehen. Besonders Frauen müssen sich in dem Kontext oft die Frage anhören, ob sie nicht vielleicht eine freudige Nachricht zu verkünden hätten – dabei wird vielleicht ein ganz sensibles Thema angeschnitten. Wer keinen Alkohol trinken will, muss entweder krank oder schwanger sein.
Natürlich lässt sich nicht jeder davon überzeugen, beim „Dréchene Januar“ mitzumachen. Doch der Beginn eines neuen Jahres könnte auch eine gute Gelegenheit sein, über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken – und sich vielleicht selbst vorzunehmen, nicht jedes Mal nach einem Grund zu fragen, wenn bei einer Feier Mineralwasser statt Bier bestellt wird.
Zu beachten gilt,dass zwei Gläser Wein beim Essen niemandem schaden. Es ist wie mit allem. Die Menge macht’s. Dreimal im Jahr eine 10-Tageperiode ohne Alk,Tabak,Kaffee und Zucker. Eine Wohltat für den Magen-Darmtrakt und somit für das Wohlbefinden des Besitzers.