Esch / Drei Monate, drei Feuerwerke: „Das Einzige, was sie machen, ist sich selbst feiern“
Dreimal wurde zwischen Anfang Juni und Anfang September Feuerwerk in Esch gezündet. Der LSAP-Gemeinderat Steve Faltz kritisiert den Schöffenrat für die Böller – vor allem, weil den Bewohnern das Zünden von Feuerwerkskörper nicht erlaubt ist. CSV-Bürgermeister Georges Mischo findet die Kritik übertrieben. Der grüne Schöffe Meris Sehovic wünscht sich eine Debatte zu dem Thema.
Des einen Freud’ ist des anderen Leid: das Feuerwerk. In Esch hat es in den vergangenen Monaten mehrmals geknallt – Anfang Juni bei den „Francofolies“, Ende Juni zum Nationalfeiertag und Anfang September bei der „Nuit de la culture“. Für manche Menschen ist es der Höhepunkt am Ende einer Veranstaltung, die anderen ärgern sich über den Lärm. Die Escher Gemeinde hat diese drei entweder gezündet oder autorisiert. Doch: Für die Bewohner ist das Böllern „aus Gründen der Sicherheit und des Tierschutzes einerseits und aus ökologischen Gründen und der Sauberkeit des öffentlichen Raums andererseits“ verboten.
Für Steve Faltz, Escher LSAP-Gemeinderat, ergebe das wenig Sinn. „Auf der einen Seite verbieten sie das Feuerwerk per Polizeireglement und gleichzeitig akzeptieren sie ihre eigenen“, so Faltz auf Nachfrage des Tageblatt. Den Frust der Bewohner darüber, dass die Stadt Esch Raketen zünden darf und die Bürger nicht, findet CSV-Bürgermeister Georges Mischo nicht berechtigt. „Vor allem der Abfall, den die Menschen hinterlassen, wenn sie ihr eigenes Feuerwerk machen, ist extrem“, sagt Mischo. Das, was die Gemeinde mache, sei viel kontrollierter, da sie mit einem professionellen Unternehmen zusammenarbeite. „Nicht, dass nachher irgendjemand etwas abschießt, weil er glaubt, er müsse etwas machen, und dann im Krankenhaus landet“, so Mischo.
Tierwohl und Feuerwerk
Das Polizeireglement nennt das Tierwohl als wichtigen Faktor für das Verbot – Faltz ebenfalls. Der LSAP-Politiker habe zwar selbst keine Haustiere, aber er sei während eines Feuerwerks zu Besuch bei Freunden in Esch gewesen und habe beobachtet, wie deren Hund „durch die Decke“ ging. Darauf angesprochen, was er davon halte, dass es Menschen gibt, die das Feuerwerk aus Tier und Umweltschutzgründen kritisieren, meinte der Bürgermeister: „Man kann natürlich immer alles übertreiben. Aber deswegen haben wir ja gesagt, dass wir dem einen Riegel vorschieben und sagen ,wir machen das unter unserer Kontrolle‘“, so Mischo. Dann könne man nämlich festlegen, welche Art von Feuerwerkkörper gezündet wird. „Weil das (Feuerwerk der Gemeinde Anm. d. Red.) viel ökologischer ist als das der Menschen, die irgendetwas abschießen.“
Laut Faltz reicht das nicht. „Die grüne Partei sitzt in der Koalition – man muss das Internet nicht durchkämmen, um zu wissen, dass das eine Luft- und Lärmverschmutzung ohnegleichen ist“, so der Politiker. „Es hat Auswirkungen auf die Tierwelt, den Menschen und die Luftqualität – wenn auch die Quantität Feinstaub, die dabei entsteht, minimal ist im Vergleich mit Verbrennungsmotoren“, sagt Meris Sehovic, Schöffe von „déi gréng“. Im Fall von Esch habe es sich um „drei spezielle Anlässe“ gehandelt. „Und Nationalfeiertag ist Nationalfeiertag“, so der Co-Präsident von „déi gréng“. „Bei der ,Nuit de la culture‘ und den ,Francofolies‘ arbeiten wir mit Künstlerinnen und Künstlern zusammen, das ist eine Sache der Programmatik der Künstler, das betrifft den Schöffenrat nicht – dort greift eine gewisse Kunstfreiheit“, sagt Sehovic. Darauf angesprochen, dass der Schöffenrat trotzdem die Autorisation geben müsse, meint Sehovic, dass dieser erst ganz zum Schluss eingreife.
Debatten im Schöffenrat
Trotzdem: Für Sehovic ist die Belastung der Tierwelt ein Thema, über das diskutiert werden muss. „Wir haben da noch Arbeit zu machen, um zu diskutieren, wie man in Zukunft damit umgeht“, so der Politiker. Aber eben deswegen habe Esch ein „Modell, das dies relativ restriktiv handhabt und Feuerwerk nur ganz punktuell zulässt.“ Doch sind „déi gréng“ Esch nun dagegen, weitere Feuerwerke zu autorisieren? „Ich persönlich habe eine Meinung: Ich benötige das nicht, aber ich sehe, dass viele Menschen das wertschätzen und es die Menschen anzieht und in dem Sinn sage ich, dass man eine gewisse Sensibilisierungsarbeit machen muss“, so Sehovic. Tierschutz sei den Grünen wichtig – „aber wir sind nicht alleine. Ich glaube, das ist eine Diskussion, die wir auch im Schöffenrat führen müssen.“
Doch wie wird dort entschieden, welche Veranstaltungen Böller zünden darf? „Bei der ,Nuit de la culture‘ und den ,Francofolies‘ haben wir eine Anfrage bekommen und nach den Kriterien, die wir auch für Nationalfeiertag haben, autorisiert. Sonst haben wir nichts genehmigt – und wenn sonst jemand Feuerwerk schießt, das nicht autorisiert wurde, ist derjenige verantwortlich, wenn etwas passiert“, sagt Mischo. Auf Nachfrage, um welche Kriterien es sich dabei handele, meinte der Bürgermeister: „Die Kriterien, dass sie vorher angefragt werden müssen und der Schöffenrat sagt, ,das ist o.k., das machen wir und sonst machen wir es nicht‘.“
„Feuerwerk ist out“
Für Steve Faltz sind die Böller-Shows veraltet. „Ein Feuerwerk ist – sind wir ehrlich – out.“ Heutzutage gebe es andere Methoden, etwas in den Himmel zu projizieren. Und Drohnen- oder Lasershows seien genauso teuer. Viel Begeisterung erntet die Idee bei Bürgermeister Mischo nicht. „Ich will nur daran erinnern, dass Lydia Mutsch einmal für Nationalfeiertag eine Lightshow gemacht hat und danach ‘geschlachtet‘ wurde“, so Mischo. Außerdem werde der Nationalfeiertag in Luxemburg-Stadt ebenfalls mit Feuerwerk gefeiert. „Dann rennen die Menschen in die Stadt, um das Feuerwerk zu sehen“, so Mischo. Beim Vorabend des Nationalfeiertags handele es sich um eine Veranstaltung, bei der sich die Menschen so etwas erwarten würden.
Es bleiben allerdings die Feuerwerk-Shows der „Francofolies“ und „Nuit de la culture“. „Müssen wir wirklich für jedes ,Gromperefest‘ Feuerwerk zünden? Das zeigt für mich eigentlich, dass wir keine bessere Idee haben“, kritisiert Faltz die Planung. Die Escher CSV wolle zwar modern sein, „aber das Einzige, was sie machen, ist sich selbst feiern“. „Dann sollen sie es nicht ,Nuit de la culture‘ nennen, sondern ,Fest vum Feier‘ – das hatte nicht mit Kultur zu tun“, so Faltz.
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Do as I say, not as I do.
Esch/Alz ass eben eng modern Staat. Do ass ëmmer eppes lass.
Ob 200m vum CHEM : 21h00 e Fei’erwierk um Owend no enger schwei’erer Operatio’un !
Merci Gemeng ESCH.
Ech wenschen deenen Verantwortlechen vun Gemeng an Kultur och so’u eng Nuetro’uh an schwei’eren Zeiten !