Editorial / D’Stoussnéckele vun der Natioun
Bei der Vorstellung des neuen Bachelor-Studiengangs für Musiklehre an der Uni.lu hob Bildungs- und Hochschulminister Claude Meisch vergangene Woche den besonderen Stellenwert des Musikunterrichts in der Luxemburger Bildungslandschaft hervor. Der Minister hatte gleich alle drei Direktoren der Musikkonservatorien zur Pressekonferenz eingeladen. Als prestigeträchtige Kulisse für diese so bedeutsame Präsentation diente das neue Learning Center der Universität Luxemburg.
Die Musik trage zu einer ganzheitlichen Entwicklung eines Kindes bei, auf sozio-emotionaler, kognitiver und motorischer Ebene, so der Minister. Zudem soll die Wichtigkeit des „Enseignement musical“ durch die Einführung einer kostenlosen Basisausbildung für die Schüler ergänzt werden. So steht es im neuen Gesetz, das im Juni dem Parlament vorgelegt werden soll. Nach außen zeigt dieses Bild eine immense Valorisierung des Musikunterrichts. Wer aber hinter die Kulissen schaut und mit den Leuten „um Terrain“ spricht, hört eine andere Melodie. Die ach so schöne Welt der Musik bricht wie ein Kartenhaus unter einem tosenden Gewitter in sich zusammen.
Jahrzehntelang wurden die „Chargés“ des „Enseignement musical“ sowohl in den Karrieren A1 (Master) als auch A2 (Bachelor) bewusst unterbezahlt. ACEN-Präsident Luc Wildanger spricht von moderner Sklaverei. Für sie wurden sogar eigens Unterkategorien für diese Karrieren geschaffen, um die Diplome nicht voll bezahlen zu müssen. Zudem spielt die Regierung auf Zeit und stellt der Gewerkschaft Auszüge aus dem neuen Gesetzesprojekt erst vor, wenn eigentlich schon alles beschlossene Sache ist. Zeit für große Änderungen am Text bleibt keine mehr. Dabei hatte die ACEN eine Unterredung mit den jeweiligen Ministern bereits Ende 2019 beantragt.
Claude Meisch sagte der ACEN, dass die „Chargés“ mit dem neuen Gesetz nun endlich „richtig“ eingestuft würden. Die Lehrbeauftragten müssen sich spätestens nach dieser Aussage – auch wenn der Minister sie hoffentlich wohl eher selbstkritisch gemeint hat – wie die „Stoussnéckelen“ der Nation vorkommen. Schön, nun werden sie also mit einem neuen Gesetz endlich mal richtig bezahlt. Aber Halt! Das gilt natürlich wieder nur für einen Teil der „Chargés“ – nur für die, die einen Bachelor haben. So wie es der neue Studiengang an der Uni.lu ja auch vorsieht. Jene, die längst mit einem anerkannten (!) Master für die Gemeinden arbeiten, bekommen einen regelrechten Kuhhandel angeboten. Entweder verzichten sie in Zukunft auf ihren Master und werden dann nur noch als Bachelor eingestuft. Oder sie beharren auf ihren Master, der ihnen aufgrund ihres Studiums und der bereits vorhandenen Klassierung ja eigentlich zustehen sollte, müssen dafür aber dann finanzielle Defizite in Kauf nehmen. Bei Ersterem werden sie am Ende des Monats mehr Geld auf dem Konto haben, da die neue, „richtige“ A2-Karriere besser entlohnt wird als die alte und immer noch aktuelle, aber bei den „Chargés“ wohl ungern gesehene A1-Laufbahn.
Richtig hässlich hinter den Kulissen des „Enseignement musical“ wird es dann beim Thema befristete Verträge (CDD). Jedes Jahr nimmt die Zahl der Schüler, die sich in den Musikunterricht einschreiben, zu. Dennoch wird unter dem Deckmantel angeblicher Fluktuationen bei den Einschreibungen befürchtet, dass die „Chargés“ vielleicht nicht genügend Beschäftigung hätten. In den ersten Jahren – im Durchschnitt sind es 52 Monate – werden Lehrbeauftragte systematisch mit CDDs abgespeist. Das stellt Aufmüpfige ruhig, denn sie haben keine andere Wahl, als diese brav zu unterschreiben. Ansonsten gibt es keinen Job. Der ACEN-Präsident nennt dies eine „Friss oder stirb“-Taktik. Ein System, das perfekt auf die „Stoussnéckelen“ der Nation zugeschnitten wurde.
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Et gëtt Zait dass do mol endlëch opgeraumt gëtt. De Minister Meisch bretzt sech matt Uni Studiegäng, wee schléit dann esou e Wee an matt daer Perspektiv!
Well et keng Proffen gett, gett ob Chargé’en zereck gegraff !
Wann se gutt genuch sinn fir d’Arbecht ze machen, besteht keen Gronn se vill schlechter ze bezuehlen !