Steigende Infektionszahlen im Süden / Düdelingen möchte sensibilisieren, ohne zu stigmatisieren
Kürzlich veröffentliche Zahlen zum Coronavirus haben gezeigt, dass besonders der Süden des Landes betroffen ist. Laut dem Syndikat Syvicol könnten die Gemeinden dabei helfen, für bessere Aufklärung zu sorgen. Das Tageblatt hat sich umgehört, wie die Stadtverwaltung darauf reagiert und ob die potenzielle Kundschaft bei Geschäften und in der Gastronomie nun vorsichtiger geworden ist.
Auf nationaler Ebene habe sich in den Statistiken herausgestellt, dass momentan vor allem junge Leute vom Virus betroffen sind. Dazu habe die gegenwärtige Kommunikation bezüglich des Virus verschiedene Mitbürger nicht erreicht, darunter vor allem Nicht-Luxemburger, erklärt Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) im Gespräch mit dem Tageblatt. Düdelingen sei hier keine Ausnahme: „Auch wenn dies festgestellt wurde, muss gleichzeitig versucht werden, diese Menschen nicht zu stigmatisieren.“ Das nötige Fingerspitzengefühl sei in dieser Sache extrem wichtig.
In Düdelingen wurde daraufhin geschaut, welche Vermittlungsstellen und Dienste aktiviert werden könnten, um mit den beiden Zielgruppen gezielter in Kontakt zu treten. Dazu gehören zum einen das Jugendhaus, die Outreach-Dienststelle wie auch der „Service ensemble“, der Gemeinschaftsarbeit betreibt.
Mit dem nötigen Feingefühl vorgehen
„Ich möchte noch einmal klar betonen, dass es hier wichtig ist, zu sensibilisieren, ohne zu stigmatisieren“, so der Bürgermeister. Nun müsse herausgefunden werden, wie der Wissensstand bezüglich des Virus sei, um präventiv arbeiten zu können. Auf diese Weise werde versucht, verstärkt an die Düdelinger heranzutreten, gerade jetzt in der Urlaubszeit und in den Schulferien, wenn die Menschen öfter zu Hause sind. Für diese Sensibilisierung seien vor allem Vertrauen und Dialog absolute Voraussetzungen. Parallel dazu laufe auch die nationale Strategie, engmaschige Tests in der Südregion durchzuführen.
Seit ein paar Wochen haben die Gemeinden einen direkten Ansprechpartner bei der Regierung in Sachen Covid-19. Letzte Woche stand ein Treffen an, um die zukünftige Zusammenarbeit zwischen ihm und Düdelingen zu planen. Der Austausch war positiv, so Biancalana. Vorher sei es nicht immer einfach gewesen, bei Fragen den richtigen Ansprechpartner zu finden, jetzt gebe es dafür nur eine einzige Anlaufstelle.
Die „gestes barrières“ als A und O
Mit dem von manchen Experten vorgebrachten Wunsch, die Infektionszahlen nicht nur nach Kanton, sondern nach Gemeinden aufzuschlüsseln, wird der Bürgermeister hingegen nicht warm. „Unabhängig von einer Zahl ist es wichtiger, zu wissen, welche Menschen betroffen sind, um gezielter arbeiten zu können“, meint Biancalana. Doch es könne nicht unwichtig sein, ob es in einer Stadt zehn oder 100 Infizierte gebe, um – falls nötig – zusätzliche Ressourcen mobilisieren zu können.
Dem gegenüber könne es bei der Veröffentlichung der Zahlen dann auch Menschen geben, die nicht mehr in diese oder jene Stadt wollen, da für sie das Risiko dort größer ist. „Wenn die ‚gestes barrières’ eingehalten werden, besteht eigentlich kein Problem.“ Es seien schließlich diejenigen positiv getestet worden, die sich nicht an die Sicherheitsmaßnahmen gehalten haben.
Zusätzlich dazu müssten die veröffentlichen Zahlen dann auch richtig interpretiert werden. „Deswegen ist es wichtiger, zu wissen, wo die Menschen am meisten betroffen sind, um spezifischer reagieren zu können, als Zahlen in den Raum zu stellen“, so die abschließende Meinung des Bürgermeisters.
Gute und schlechte Nachrichten
In den Geschäften und in der Gastronomie scheint die Nachricht der vielen Neuinfektionen im Kanton Esch/Alzette zumindest teilweise Probleme zu bereiten. Arlette Wester von „Arlette Créations“ hat jedoch nur Positives zu berichten. Das Geschäft laufe gut, seitdem sie wiedereröffnen konnte. Das könne auch damit zusammenhängen, dass sie Stoff für die Maskenanfertigung verkaufe. Sie achte stets darauf, dass ihre Kundschaft den Mund-Nasen-Schutz anziehen. Die meisten hätten auch keinerlei Probleme damit: „Viele Kundinnen erzählen mir auch, dass sie sich gerade haben testen lassen und dass der Test negativ war.“
Ähnlich sieht es Larissa, Servicekraft bei der „Brasserie am Safe“: Die Stammkundschaft sei nach wie vor da. Zu Beginn nach dem Lockdown hätten ein paar Leute noch keine Masken gehabt, doch seitdem würden alle Gäste sie tragen.
Restaurantinhaber Philippe Barre („L’Atelier Gourmand“) hat die Neuinfektionen zum Anlass genommen, einfach noch mehr aufzupassen. 90 Prozent seiner Kundschaft seien regelmäßige Gäste, die wüssten, dass er alle wichtigen Vorkehrungen getroffen habe. Dazu könne er selbst steuern, wann wie viele Menschen in seinem Restaurant ein- und ausgehen.
Beim thailändischen Restaurant Sukhothai sieht die Situation hingegen anders aus: „Die Menschen haben Angst und gehen nicht mehr so viel wie vorher vor die Tür“, sagt Nico Stelmes. Er und sein Team würden sich regelmäßig testen lassen und seien alle negativ. Momentan hat er Verluste von bis zu 75 Prozent zu verkraften. Finanzielle Hilfe vom Staat bekomme er nicht. Auch die neu eingerichtete Terrasse helfe nicht. Die Anzahl der Reservierungen liegen bei 20 Prozent im Vergleich zu vorher. „Ich weiß nicht, wohin das führen soll. Es ist schon traurig.“
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