Wiedereröffnung / Düdelinger Geschäftsleute hoffen auf die Unterstützung ihrer Kundschaft
Die Krise hat die lokale Geschäftswelt stark getroffen. Am Montag dürfen die Geschäfte wieder öffnen: Die Stimmungslage der Inhaber schwankte am Mittwoch zwischen Hoffnung, Kampfbereitschaft und Sorge.
„Die Düdelinger konnten in den letzten Wochen sehen, wie es ist, einen toten Stadtkern zu haben“, sagt Anne-Marie Taranto im Gespräch mit dem Tageblatt. Anne-Marie Taranto steht an der Spitze des Frauenbekleidungsgeschäftes Via moda. Sie geht zuversichtlich in die nächste Woche und ist auf die Eröffnung und die neuen Maßnahmen vorbereitet. Jeder müsse seinen Teil der Verantwortung gegen das Virus übernehmen, so Taranto weiter.
Die Initiative #MäinDiddeleng wurde am 1. April gestartet. Mittlerweile sind 89 Unternehmen dort präsent und es wurden fast 60.000 Euro generiert. 25 Prozent sind Solidaritätsüberweisungen, das heißt, für das Geld wird keine Gegenleistung erwartet. Es sei wichtig, dass diese Solidaritätswelle, die während der Krise herrscht, auch danach noch anhält, sagt Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP). Ehrenamtliche Helfer, die öffentliche Hand – Gemeinde und City Manager – zusammen mit dem Geschäftsverband FCAD hatten #MäinDiddeleng kurzfristig auf die Beine gestellt. Dieses Geld stellt vor allem eine Hilfe für die Moral der Geschäftsleute dar. So empfindet es zumindest Anne-Marie Taranto. Ihr Ziel ist es, bis September wenigstens alle Lieferanten bezahlt zu haben: „Wir müssen wieder einmal eine Saison opfern“, erzählt sie etwas resigniert.
Auch der Präsident des FCAD Alain Clément empfindet das zusammengetragene Geld auf der Plattform als „eine super Geste“, doch dies könne die Unternehmen nicht retten, die wirklich in Schwierigkeiten stecken. „Manche Geschäfte mussten während der Bauarbeiten zum Shared Space bereits einstecken. Dann kommt das Virus und vergrößert das Problem“, so der Optiker weiter. Dazu mussten die „Braderien“ und ähnliche Veranstaltungen abgesagt werden. Der Umsatz seines Geschäftes sei in dieser Zeit drastisch zurückgegangen. Doch er hat die Hoffnung, dass die Menschen, die seit Längerem eine neue Brille brauchen, das demnächst nachholen werden. „Es könnte einige Geschäfte retten, wenn diejenigen, die vorher nicht lokal eingekauft haben, dies wenigstens jetzt eine Zeit lang tun.“
Kampf ums Überleben
Die Bekleidungsgeschäfte stehen vor der Wiedereröffnung vor vollen Lagern. „In der Textilbranche machen wir unsere Bestellungen neun Monate im Voraus. Gerade zu dem Zeitpunkt im März, als wir alles zusammen hatten, mussten wir schließen“, berichtet Frank Gubbini von Formula Sports. Vor sieben Wochen lagen 40 noch unausgepackte Pakte in seinem Laden. „Wir haben jetzt zwei Monate lang nichts verkaufen können und die Lieferanten warten auf ihr Geld“, berichtet er weiter.
Die Kleiderbranche blicke auf drei nicht sehr gute Jahre zurück, fährt Gubbini fort. Neben den vielen Baustellen habe sich das Wetter ungünstig auf die Verkäufe ausgewirkt: „Der letzte Winter war gar keiner.“ Eigentlich hätten sie in den Wintermonaten die nötigen Mittel generieren müssen, um damit die Frühjahrskollektion bezahlen zu können. „Wir haben die Hoffnung, dass es ab Montag besser wird, doch dafür brauchen wir die Unterstützung unserer Kunden“, betont Gubbini. Die finanzielle Hilfe des Staates sei eine gute Sache, doch sie diene hauptsächlich dazu, die laufenden Kosten zu decken.
Unsicherer Neuanfang
Florian Talon von Studion Photography und Xantor Electronics ist auch im Veranstaltungsbereich aktiv. Im Bereich der Fotografie sind alle Einnahmen bezüglich der Kommunionen wie auch Fotoentwicklung und Verkauf von Material weggebrochen. Schwangerschafts- und Neugeborenen-Fotoshootings mussten ebenfalls erst mal abgesagt werden. „Nur der Informatikbereich rettet uns etwas. Wir erhalten täglich Bestellungen“, erzählt Talon. Durch das mittlerweile viel genutzte Home-Office war die Nachfrage nach Laptops oder auch Webcams groß.
Sorge bereitet Talon, dass er – auch wenn er wieder öffnen kann – nicht genügend Arbeit für seine knapp 20 Angestellten hat und nicht weiß, wie lange er weiter Kurzarbeit für seine Mitarbeiter beantragen kann. Wenn er jetzt die Mehrwertsteuer bezahlen müsste, hätte er auch keine andere Wahl, als zu schließen. „Wir häufen diese fälligen Zahlungen immer weiter an. Irgendwann müssen wir einen großen Batzen Geld aus der Tasche ziehen, den wir nicht haben“, gibt Talon zu bedenken.
Die kleinen Betriebe haben eine gesellschaftliche Bedeutung für die Städte, sagt Düdelingens City Manager Claude Leners. Dies gehe weit über den wirtschaftlichen Faktor hinaus: „Wie würden die Innenstädte aussehen, wenn es das alles nicht mehr gäbe?“
„Die Düdelinger konnten in den letzten Wochen sehen, wie es ist, einen toten Stadtkern zu haben“
Das sehen wir seit Jahren.
Die Geschäfte dürfen wieder öffnen?
Alle beide?
ennerstetzt Diddelenger Geschäftsläit