LCGB / Dury und Co. zeigen sich optimistisch
Die ersten Resultate waren bereits eingegangen, laufend kamen neue nach. Der LCGB hatte seine Mitglieder zur Wahlparty in die Tiefgarage seines Hauptquartiers im hauptstädtischen Bahnhofsviertel eingeladen – mit der Zuversicht auf gute Ergebnisse und in der Gewissheit einer langen Wahlnacht.
Patrick Dury ging sichtlich gut gelaunt von einem Biertisch zum nächsten und grüßte die Anwesenden, weiter zu der Kulisse in der grünen Farbe seiner Gewerkschaft, die für Fernsehinterviews aufgebaut worden war. Trotz der gut gefüllten Tiefgarage und des steigenden Geräuschpegels nahm er sich Zeit für ein ausführlicheres Gespräch. Denn am Wahlabend war Ausdauer gefragt. „Bis die letzten Ergebnisse eingetroffen sind, wird es noch bis morgen dauern“, hatte zuvor schon Christophe Knebeler gesagt, der beigeordnete Generalsekretär der christlichen Gewerkschaft. „Einige Unternehmen werden erst dann ihre Resultate liefern.“ Dury konnte da nur beipflichten. „Es wird eine lange Nacht“, sagte der 58-Jährige, seit 2011 LCGB-Präsident, und rechnete auf ein Ende des Wartens in den frühen Morgenstunden. Einige der Anwesenden verfolgten gespannt die Resultate auf den zahlreichen Bildschirmen, insbesondere dem größten.
Dass sich seine Gewerkschaft einmal mehr in der Tiefgarage ihres Hauptsitzes zusammengefunden hat, „gehört mittlerweile zur Tradition“, sagte der LCGB-Chef. Die Stimmung schien ihm recht zu geben. Kaum ein Platz war frei geblieben. Schon mittags habe das Personal begonnen, alles vorzubereiten. Seine Zuversicht erklärte Dury nicht etwa mit einem guten Wahlkampf, sondern „mit unserer guten Arbeit in den vergangenen fünf Jahren“. Dazu gehörte nicht nur das Aushandeln von Kollektivverträgen, „sondern die kontinuierliche Arbeit mit unseren Mitgliedern sowie die zahlreichen Dienstleistungen, die wir anbieten“, so Dury – von arbeitsrechtlichen Hilfen und Informationen über die Unterstützung bei Steuererklärungen bis hin zu Formationen.
Veränderungen in der Gesellschaft
„Schließlich werden wir von den Menschen bezahlt“, fügte der Gewerkschaftspräsident hinzu, der schon auf mehr als ein Vierteljahrhundert beim LCGB zurückblicken kann. In den 90er-Jahren hatte er als technischer Ingenieur in der Walzwerkabteilung der Arbed am Schifflinger Standort gearbeitet, bevor er 1998 als Gewerkschaftssekretär zum LCGB ging. Damals war Robert Weber Präsident der christlichen Gewerkschaft, und sein Pendant beim OGBL John Castegnaro, den Dury als „große Persönlichkeit“ schätzen gelernt hat. „Haben Sie ihn noch gekannt?“, fragte er. Dury erinnert sich gerne an die großen Kampftage wie etwa den 16. Mai 2009, als sieben Gewerkschaften eine gewerkschaftliche Einheitsfront bildeten und zigtausende Menschen gegen den Sozialabbau demonstrierten.
Es habe sich doch einiges verändert in der Gesellschaft in den vergangenen Jahren, weiß Dury. Vor allem die Pandemie habe einen Einschnitt gebracht. Homeoffice kam und blieb. Dementsprechend änderten sich auch die Bedürfnisse der Menschen hinsichtlich der Gewerkschaftsarbeit. Der LCGB habe sich darauf eingestellt, so ihr Präsident. Nach wie vor gebe es Menschen, die sich mit Leib und Seele gewerkschaftlich engagieren. Der LCGB habe 47.200 Mitglieder. Zu Beginn seiner Präsidentschaft waren es 33.000. Dury sprach von einem Anstieg um mehrere Tausend Neumitglieder in den letzten Jahren. Auch weitere Zahlen stimmten ihn optimistisch für die Sozialwahlen: Seine Gewerkschaft präsentierte für die Wahlen 4.297 Kandidaten in 539 Unternehmen.
„So viele wie nie zuvor“, sagte auch Christophe Knebeler. Im Vergleich zu 2019 bedeutete dies einen Anstieg um 15 Prozent. 83 Betriebe kamen hinzu, darunter vor allem aus dem Reinigungssektor, dem Baugewerbe und dem Transportwesen. In diesen Bereichen, aber auch im Bankensektor, erwartete der LCGB auch einen Zuwachs an Gewählten. Wohlwissend, dass unter den Mitgliedern ein hoher Prozentsatz an Grenzgängern ist, betonte Patrick Dury, dass die Sozialwahlen immer wieder besondere Wahlen seien, nicht zu vergleichen mit den Wahlen unter politischen Parteien.
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