Porsche Supercup / „Dylan ist ein absoluter Siegfahrer“ – Pereira-Teamchef Robert Lechner im Gespräch
Es war eine große Last, die am Sonntag von Dylan Pereiras Schultern abfiel. Mit dem Gesamtsieg im Porsche Supercup erfüllte sich der 25-Jährige einen Lebenstraum, auf den er lange hingearbeitet hatte. Begleitet auf dem Weg zum Titel wurde der Rennfahrer in den vergangenen Jahren vom Team BWT Lechner Racing. Im Gespräch mit dem Tageblatt blickt Robert Lechner, Teamchef vom österreichischen Rennstall, auf Pereiras Erfolg zurück.
Tageblatt: Dylan Pereira hat seine Saison am Sonntag mit dem Gesamtsieg im Porsche Supercup gekrönt. Wie haben Sie als sein Teamchef den Erfolg erlebt?
Robert Lechner: Dylan hat sich den Titel wirklich verdient. Er war über die ganze Saison der kompletteste Fahrer – er war am konstantesten und am schnellsten. Beim Saisonstart (in Imola; Anm. d. Red) im Regen hat er mit einer Wahnsinnsleistung losgelegt. In Montecarlo hätte er gerne noch gewonnen, weil das immer ein Highlight ist. Viel wichtiger für uns, als österreichisches Team, war aber sein Sieg und seine Leistung bei unserem Heimrennen (Spielberg). Spätestens dort haben wir dann auch gemerkt: Wir bestätigen die Leistung in jedem Rennen, wir sind konstant und das Team arbeitet perfekt. Da habe ich gewusst, dass es dieses Jahr möglich ist, die Meisterschaft zu gewinnen. Nicht nur die Teamwertung, sondern auch für Dylan die Fahrerwertung. Vor allem, da noch Strecken wie Spa ausstanden, auf denen er richtig gut ist und wo er ja dann auch gewonnen hat.
Im letzten Jahr ist er in drei verschiedenen Rennserien angetreten. Im Supercup wurde er am Ende mit Lechner-Racing Gesamtsiebter, was nicht den Erwartungen entsprach. Was hat sich danach geändert?
Wir haben bei uns im Team vor dieser Saison ein paar Änderungen an unseren Strukturen vorgenommen und wir haben auch Dylan gesagt, dass auch er Änderungen vornehmen muss. Ich war kein großer Fan davon, dass er in drei verschiedenen Autos in drei verschiedenen Rennserien gefahren ist: In der einen ein Aston Martin mit Frontmotor, danach im GT Masters ein Auto mit ABS und Traktionskontrolle und dann bei uns den Porsche, der ohnehin schon schwierig zu bedienen ist. Ich habe ihm gesagt: „Dylan, du kriegst noch eine Chance bei uns, ich glaube auch an dich und wir sind davon überzeugt, dass du gewinnen kannst. Aber ich verlange von dir, dass du dich voll darauf konzentrierst.“ Wir haben ihm dann gemeinsam noch ein Cockpit im Carrera Cup Deutschland gesucht, weil ich einfach wollte, dass er sich auf dieses Auto konzentriert. 2018 habe ich erstmals mit ihm gearbeitet. Ich kenne also all seine Stärken und Schwächen. Die Rahmenbedingungen haben wir dann schon vor Saisonbeginn so ausgelegt, dass es die beste Dylan-Pereira-Saison aller Zeiten werden kann. Er hat dann alles umgesetzt und seinen Erfolg eingefahren.
Was sind denn diese Stärken und Schwächen, die Sie angesprochen haben?
Seine Stärken sind sicher seine „Carcontrol“, sein Speed und das Talent, das er mitbringt. Im Porsche Supercup hat Dylan mittlerweile rein vom Speed her keine Schwächen mehr. Er ist der schnellste Pilot in dem Auto. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass er weltweit zu den Top 3 schnellsten Piloten in einem GT3-Cup-Auto zählt. Er hat sich in diesem Jahr auch als super Teamplayer erwiesen. Das war vielleicht in der Vergangenheit eine kleine Schwäche. Klar, jeder Sportler muss egoistisch sein, aber Dylan hat auch seinen Teamkollegen, die wesentlich jünger sind als er, weitergeholfen, um auf Speed zu kommen. Sie haben enorm von seiner Erfahrung profitiert. Auch abseits der Strecke ist das aufgefallen.
Sie arbeiten seit 2018 mit ihm zusammen. Wie würden Sie seine Entwicklung seitdem beschreiben?
Dylan war schon immer schnell und auch körperlich fit. Er hat sich aber technisch über die Jahre extrem weiterentwickelt. Mittlerweile ist er ein kompletter Rennfahrer, der nicht nur schnell ist, sondern auch clever Rennen nach Hause fährt. Am Sonntag hätte er vielleicht vorsichtiger sein können, das hatten wir auch so besprochen. Ich habe aber nie Sorgen gehabt, dass er einen Crash riskiert. Dylan will halt immer gewinnen. Er ist ein absoluter Siegfahrer. Aber realistisch gesehen kann man nicht immer gewinnen. Auch ein Lewis Hamilton oder ein Max Verstappen gewinnt nicht immer. Und dann ist es einfach wichtig, konstant zu sein und immer die maximalen Punkte zu holen, um am Ende eine Meisterschaft zu gewinnen. Und da hat Dylan in diesem Jahr den größten Schritt gemacht. Deshalb ist er verdienter Meister geworden.
Wie müsste denn aus Ihrer Sicht der nächste Karriereschritt von Dylan Pereira aussehen?
In jeder Karriere muss es vorwärtsgehen. Wir können Dylan nur gratulieren und sagen, dass wir sehr stolz auf ihn sind. Wir haben all die Jahre an ihn geglaubt und mit unserem Hauptpartner BWT in ihn investiert. Jetzt, glaube ich, müssten andere Leute, die an ihn glauben, weiter in ihn investieren. Das sind für mich Hersteller – er ist jung und schnell genug, um einen Vertrag zu bekommen. Er hat mittlerweile Erfahrung und jetzt auch diesen Titel. Ich würde ihm eine Zusammenarbeit mit einem Automobilhersteller im Langstreckenbereich, im ADAC GT Masters oder in der DTM wünschen. Das wäre für ihn genau das Richtige.
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