Saisonrückblick / Dylan Pereira: „Nachdem ich schon gefühlt der ewige Zweite war, hat 2022 alles gepasst“
Im Jahr 2022 ist Dylan Pereira endlich der große Wurf gelungen. Erstmals in seiner Karriere konnte sich der Rennfahrer den Gesamtsieg in einer internationalen Rennserie sichern. Mit dem Titel im Porsche Mobile 1 Supercup hat sich der Sportsoldat einen lang ersehnten Traum erfüllt. Im Gespräch mit dem Tageblatt blickt er auf die vergangenen Monate zurück, spricht aber auch über aktuell große Ungewissheit.
Tageblatt: Dylan Pereira, Anfang Dezember wurden Sie zusammen mit Bob Jungels zum Sportler des Jahres gekürt. Ein gelungener Jahresabschluss?
Dylan Pereira: Definitiv. Der Gewinn dieses Titels ist die Kirsche auf dem Kuchen nach dem Sieg im Porsche Supercup. Es fasst noch einmal zusammen, was in diesem Jahr alles passiert ist, und es ist eine große Ehre für mich, diesen Pokal zu gewinnen. Es ist 52 Jahre her, dass ein Motorsportler zum Sportler des Jahres gewählt wurde (Nicolas Koob im Jahr 1970; Anm. d. Red.). Vor allem, weil andere Sportarten in Luxemburg populärer sind, bedeutet es, meine ich, sehr viel, wenn man diesen Preis als Motorsportler gewinnt. Ich war sogar selbst erstaunt. Ich wusste, dass die Chance bestehen würde – wenn nicht dieses Jahr, dann nie mehr –, aber ich war dennoch überrascht, dass es am Ende geklappt hat. Mein Jahr war damit aber noch nicht ganz vorbei. Im Winter laufen immer die Vorbereitungen auf die kommende Saison. Wirklich Ruhe gibt es deswegen auch nicht. Es stehen viele Meetings mit Sponsoren usw. an.
Welche Bilanz ziehen Sie nach Ihrem Jahr 2022?
Im Porsche Supercup ist alles so gelaufen, wie es soll. Die Saison hat mit einem Sieg in Imola begonnen. Dann gab es ein paar schwierigere Rennen, in denen es nicht ganz so rund lief – in den letzten Rennen der Saison konnte ich dann aber noch einmal alles rausholen und stark zurückkommen: Ein Sieg in Spa und auf dem Red Bull Ring sowie ein zweiter Platz in Zandvoort. Am Ende war der fünfte Platz in Monza meine schlechteste Platzierung der Saison. Ohne Zeitstrafe wäre es sogar der Vierte gewesen. Unter 30 Konkurrenten immer in die Top fünf zu fahren – mit diesen Ergebnissen bin ich zufrieden.
Im Carrera Cup war es schwieriger. Vom Speed her konnten wir nicht immer ganz mithalten und wir mussten kämpfen. Wir mussten hart arbeiten, um besser zu werden. Das hat mir aber auch geholfen, mich weiterzuentwickeln. Das wiederum hat mir geholfen, im Supercup besser zu werden.
Nachdem ich schon gefühlt der ewige Zweite war, hat 2022 alles gepasstüber den Gesamtsieg im Porsche Supercup
Sie haben erstmals in Ihrer Karriere den Gesamtsieg in einer internationalen Rennserie geholt. Macht das die Saison automatisch zu Ihrer bisher besten aller Zeiten?
Hmmm … Im Endeffekt ist es mein erster Meistertitel, nachdem ich in den vergangenen Jahren immer Zweiter geworden war. Von daher bin ich zufrieden und würde es schon als meine beste Saison bezeichnen. Nachdem ich schon gefühlt der ewige Zweite war, hat 2022 alles gepasst. Ich hoffe, dass es der Anfang von vielen weiteren Titeln ist.
Was war denn Ihr Erfolgsgeheimnis in dieser Saison und was hatte sich im Vergleich zu den Vorjahren geändert?
Wir hatten vom Budget her die Möglichkeit, uns besser vorzubereiten als in den vorigen Jahren. Das hat sehr geholfen. Beispielsweise, um im Qualifying besser zu werden. Im Porsche Supercup gibt es mindestens fünf Fahrer, die auf einem Topniveau sind und auch gewinnen können. Gegen sie können Kleinigkeiten entscheiden und es macht einen Unterschied, ob man beispielsweise als Siebter startet oder weiter vorne. Es muss einfach alles zusammenpassen und das hat es im Supercup getan. Natürlich braucht man auch immer ein bisschen Glück. Aber wie gesagt, wir waren top vorbereitet und im Endeffekt hat mir alles in die Karten gespielt.
Im Jahr davor war das Glück nicht auf Ihrer Seite. Im Supercup wurden Sie am Ende in dem damals neuen Auto lediglich Siebter. Hat diese schwierige Zeit Ihnen im Nachhinein beim diesjährigen Titelgewinn geholfen?
Ich würde sagen, eher nicht. Klar, wir haben mit dem neuen Auto im ersten Jahr viel ausprobiert und diese Daten mit in dieses Jahr genommen. 2022 haben wir aber grundsätzlich eine andere Richtung eingeschlagen als im Jahr davor. 2021 habe ich neben dem Supercup zwei andere Meisterschaften in zwei weiteren völlig verschiedenen Autos bestritten. In der WEC und im ADAC GT Masters habe ich damals andere Dinge gelernt, wie zum Beispiel das Zusammenarbeiten im Team mit anderen Fahrern. Ich habe mich als Person weiterentwickelt und viel detailliertere Einblicke bekommen, wie Motorsport überhaupt funktioniert. In dem Bereich habe ich letztes Jahr sicherlich viel gelernt und Fortschritte gemacht. Diesmal sind wir es aber anders angegangen. Der Fokus lag komplett auf dem Titelgewinn im Supercup, darauf war meine Saison ausgerichtet. Deswegen haben wir konsequent gesagt, dass ich mich nur auf die beiden ähnlichen Meisterschaften, Supercup und Carrera Cup, konzentrieren werde. Das hat mir am Ende geholfen, den Titel zu holen.
Nach den renommierten Serien WEC und ADAC GT Masters im Vorjahr, fühlten sich Porsche Supercup und Carrera Cup Deutschland da nicht am Anfang an wie ein Rückschritt?
Ich habe letztes Jahr davon profitiert, dass ich noch Silberfahrer war und so diese beiden Meisterschaften, die immer mein Traum waren, bestreiten konnte. Es wird aber mittlerweile auch immer mehr auf die kleineren Meisterschaften wie Supercup und Carrera Cup geachtet und man bekommt schneller den Goldstatus. Insofern war es letzte Saison eine Chance, die WEC mit Le Mans als Silberpilot zu bestreiten. Klar, das ist auch das Ziel für die Zukunft. Ob es jetzt ein Rückschritt war, wieder in den beiden anderen Meisterschaften anzutreten, kann ich nicht sagen. Im Endeffekt bin ich Meister geworden und das Ganze war ein Erfolg. Es hätte aber auch das Gegenteil passieren können. Aber es war die einzige Möglichkeit, diese beiden Championate zu fahren. Eine andere Wahl gab es nicht. Vielleicht ist es ein Schritt zurück gewesen, aber am Ende habe ich meine erste Meisterschaft gewonnen. Und ich würde sogar sagen, den Supercup zu gewinnen, ist genauso schwer, wie in der WEC ProAm vorne mitzufahren.
Wie sehen denn Ihre Pläne für die kommende Saison aus?
Leider gibt es noch nichts Konkretes. Von daher ist es gerade keine einfache Zeit für mich. Ich muss sehen, wie ich weiterkomme. Ich bin offen für alles.
Was wäre der logische Schritt?
Das Beste wäre, irgendwo als Werksfahrer unterzukommen. Dann entscheidet man aber nicht mehr selbst, wo man fährt, sondern das Werk. Grundsätzlich geht man dann eher Richtung NLS (Nürburgring Langstrecken-Serie; Anm. d. Red.), GT World Challenge, DTM oder WEC. Da will ich reinkommen. Im Moment ist es aber noch ziemlich ruhig. Man muss auch den Teams die Chance geben, zu entscheiden, welche Meisterschaft sie überhaupt bestreiten können. Sie müssen teilweise auch abwarten, weil unklar ist, ob sie ein Auto bekommen. Das ist aufgrund des Krieges nicht so einfach. Die ganzen Entscheidungen werden deswegen verschoben. Auch die Starts der Meisterschaften. Es herrscht aktuell viel Unklarheit.
- Daniel Scheid: „Der Wechsel war nach der Verletzung die Chance, nochmal neu zu starten“ - 19. November 2024.
- Zwischen Klassenunterschied, Komplimenten von Bundesliga-Spielern und Zuversicht - 10. November 2024.
- Zwischen dem HBD und dem Europapokal-Achtelfinale steht eine große Herausforderung - 9. November 2024.
Hat der kein schlechtes Gewissen was sein ecological footprint anbelangt?
Feste auf ein Pedal drücken, ist das Sport?
Alle Betätigungen mit Hilfsmotor dürften nicht als Sport gelten!
@jan: dann geh mal 1 Std Kart fahren, dann siehst du was Sport ist…