Unternehmen / Ein Bus für die Digitalisierung
Um die produzierenden Unternehmen in Luxemburg stärker für die Digitalisierung zu sensibilisieren, fährt Luxinnovation auch dieses Jahr mit einem umgebauten Bus auf die Firmen zu.
Auf Initiative der Fedil wurde 2019 der „Luxembourg Digital Innovation Hub“ (DIH) gegründet. Ziel der bei Luxinnovation, Agentur zur Förderung der Wirtschaft, angesiedelten Struktur ist es, die Digitalisierung bei den produzierenden Firmen voranzubringen.
Während die meisten der großen Unternehmen bei der Digitalisierung bereits weit fortgeschritten sind, gebe es in dem Bereich bei vielen mittelständischen Unternehmen „noch viel Arbeit“, so DIH-Direktor Arnaud Lambert gegenüber dem Tageblatt. Insgesamt zählt Luxemburg 455 produzierende Unternehmen. Satte 72 Prozent von ihnen haben weniger als 50 Mitarbeiter. Meist gehe es dabei nicht einmal um Geld, sondern eher um Bewusstseinsbildung und den Aufbau von internen Kompetenzen. Zudem gehe es nicht nur um eine effizientere Produktion, sondern auch um beispielsweise Kundenzufriedenheit.
Mit dem Ziel, nun genau diesen weniger großen Firmen entgegenzukommen, hatte sich der DIH letztes Jahr eine besondere Initiative einfallen lassen. Mit einem umgebauten gelben Schulbus aus den USA fuhr der Hub zu den Firmen und informierte sie so vor dem Sitz des Unternehmens, meist in Industriezonen. Dies ermögliche auch Mitarbeitern von kleineren Firmen, z.B. aus dem Norden des Landes, sich ein oder zwei Stunden aus der Produktion zu entfernen und sich mit Themen wie etwa Blockchain oder künstliche Intelligenz zu befassen, so Arnaud Lambert. Würde man hingegen die Mitarbeiter zu einem Seminar nach Esch-Belval zu Luxinnovation einladen, würde es den Mitarbeiter wohl einen ganzen Tag kosten.
Der DIH-Direktor bezeichnet die Initiative als erfolgreich, mehr als 100 Firmen habe man letztes Jahr damit erreicht. Zudem habe der Besuch des Busses interessante Nebenwirkungen, da sich in ihm Mitarbeiter von Firmen kennenlernen, die teils seit vielen Jahren Nachbarn sind, jedoch noch nie miteinander geredet haben, erzählt er.
Besuch in neun Industriezonen
In diesem Jahr wird der DIH die Initiative nun wiederholen. „Zwischen dem 20. September und dem 6. Oktober 2022 wieder auf Tour gehen“, so Arnaud Lambert. Auf dem Plan stehen drei Stationen im Norden des Landes (Hosingen, Lentzweiler, Wiltz), drei im Zentrum (Fridhaff, Steinsel, Potaschberg) und drei im Süden (Contern, Petingen, Düdelingen). Man hofft, etwa 200 Firmen erreichen zu können.
Ähnlich wie im vorherigen Jahr wird das Programm unterteilt sein in zwei morgendliche Informationssitzungen im Bus. Die eine wird das Thema der künstlichen Intelligenz, der lernenden Maschinen behandeln, in der anderen wird über unterschiedliche Luxemburger und europäische finanzielle Hilfen für Digitalisierungs-Projekte informiert werden. Nach einem kleinen Mittagessen im Bus, der über eine kleine Küche, eine Bar und Tische verfügt, findet mittags dann ein Rundtischgespräch für Führungskräfte und Manager statt.
Neu hinzu kommen wird dieses Jahr, bei jedem Stopp, eine Betriebsbesichtigung durch das gastgebende Unternehmen. Vorgesehen sind unter anderem Besuche bei Landewyck Tobacco, beim Hersteller von Selbstklebematerialien Avery Dennison wie auch beim Automobilzulieferer Cebi.
„Wir wollen inspirieren“
„Wir wollen inspirieren“, so Arnaud Lambert weiter. Als DIH sei man dabei glaubwürdiger als so manche Unternehmensberater. Immerhin wolle man nichts verkaufen. Falls Unternehmensvertreter sich weiter mit den Themen befassen wollen, dann verweist die Organisation auf einen der 300 spezialisierten Dienstleister, mit denen sie in Kontakt steht.
Vorgestellt wurde die diesjährige Tour am Mittwoch vor dem „Fanuc European Customisation and Distribution Center“ in Contern. Das 1956 in Japan gegründete Unternehmen zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Robotern, etwa zur Automatisierung von Produktionslinien. In Luxemburg ist die Gruppe an zwei Standorten vertreten, in Echternach und in Contern. Das Großherzogtum fungiert als Europazentrale für die rund 25 europäischen Standorte. Es zählt hierzulande 295 Vollzeitarbeitsplätze.
Deutlich ausgebaut wurde zuletzt der auf Logistik spezialisierte Standort Contern. In großen Hallen lagern hier (Ende Juli) rund 6.100 Maschinen (5.390 Roboter und 733 Roboter-Maschinen). Produziert wird die große Mehrheit von ihnen in Japan. In Contern werden sie dann an individuelle Kundenwünsche angepasst und in ganz Europa vertrieben. In ganz Europa gibt es wohl kaum ein Ort, an dem noch mehr Roboter stehen. „Es lohnt sich, das zu sehen“, so Lambert. „Es ist ein beeindruckendes Unternehmen, über das nicht oft geredet wird.“ Im Rahmen des „DIH on Tour“ steht am 4. Oktober eine Besichtigung mit auf dem Plan.
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