Luxemburg / Ein Ernährungsrat soll neuen Schwung für eine andere Lebensmittelpolitik bringen
Leere Regale im Lockdown, ein Skandal der Lebensmittelindustrie nach dem anderen, dazu noch ein Labelwald, bei dem der Überblick schwer ist: das Bewusstsein für das, was auf dem Teller liegt, steigt genauso wie die Nachfrage nach bio. Ein Ernährungsrat in Luxemburg, um eine andere Lebensmittelpolitik zu begleiten, ist auf dem Weg und es gibt erste Kritik.
Man könnte das einen positiven Effekt der Pandemie nennen. Der heimische Herd war zeitweise richtig beliebt, auch wenn dessen Attraktivität mit der Rückkehr aus dem Home-Office mittlerweile wieder gesunken ist. Davon übrig geblieben ist allerdings ein gestiegenes Interesse an „lokal produziert“ genauso wie an „bio“. Viele schauen seitdem genauer hin, was auf den Teller kommt.
Gestern haben Landwirtschaftsminister Romain Schneider (LSAP) und Verbraucherschutzministerin Paulette Lenert (LSAP) ein Gesetzesprojekt vorgestellt, das den institutionellen und ideellen Rahmen dafür geben soll. Es verankert Gremien, um eine andere als die bisherige nationale Lebensmittelstrategie zu entwickeln. Wenn der Anspruch auf lokal und/oder biologisch produziert eingelöst werden will, braucht es Beratung, Koordination und ein einheitliches Vorgehen aller.
Ideeller Input soll vor allem von einem Ernährungsrat kommen, der in diesem Gesetzentwurf vorgesehen ist. Verbraucherschutzministerin Paulette Lenert (LSAP) erhofft sich von ihm ein „Maximum” an Ideen, wie sie bei der gestrigen Vorstellung des Gesetzes im Landwirtschaftsministerium sagte. 24 Mitglieder soll er haben, vier davon kommen aus der Zivilgesellschaft. Der Rest sind professionell an der Lebensmittelproduktion und -verarbeitung Beteiligte.
Der Rat soll im Austausch untereinander Vorschläge machen und hat laut Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerium Initiativrecht bei Recherchen, Studien und Projekten, um eine neue Lebensmittelpolitik zu entwickeln. Andererseits gibt er mit seinen „Avis“ die Expertise zu allen Fragen und Projekten der beiden Ministerien und der neu einzurichtenden „Commission interdépartementale“.
Einziger nationaler Ernährungsrat
Während im Nachbarland Deutschland die Ernährungsräte lokal arbeiten, ist Luxemburg das einzige europäische Land, das einen Ernährungsrat auf nationaler Ebene einführt. Das war laut Minister Schneider der Grund, ihm ein weiteres Gremium gleichzustellen: die „Commission interdépartementale“. In ihr sitzen 14 politische Vertreter aus elf Ressorts in acht Ministerien. Sie trägt zur Entwicklung der neuen Lebensmittelpolitik bei, setzt sie um und beauftragt den Ernährungsrat mit Recherchen, Studien und Projekten.
So wurde es gestern angekündigt. „Informell werden wir den Ernährungsrat sofort zusammensetzen, damit sie anfangen können zu arbeiten“, sagt Landwirtschaftsminister Robert Schneider (LSAP) gegenüber dem Tageblatt. Seinen Ursprung hat der Ernährungsrat in der Zivilgesellschaft. Die Nichtregierungsorganisation Transition Cell und Experten der Uni.lu haben den Anstoß und erste konzeptionelle Vorschläge vorgelegt.
„Sie sind fast komplett berücksichtigt worden“, verteidigt Landwirtschaftsminister Schneider bereits geäußerte Sorgen der Initiatoren gegenüber dem Tageblatt. Sie befürchteten, ihre Überlegungen und Vorschläge könnten verwässert werden. Erste Kritik kommt aber bereits aus genau diesen Kreisen und ist nicht ganz unbegründet.
Artikel 7 des „Projet de loi relative à la mise en place et la coordination de la politique alimentaire“ formuliert die Ziele und Aufgaben des Ernährungsrates. Nach Initiativrecht klingen Formulierungen wie „tels qu’approuvés par les ministres“ oder „que les ministres et/ou la Commission lui soumettent“ eher nicht. „Damit wird, so fürchten wir, der Rat zu einem Spielzeug der Ministerien“, sagt Norry Schneider (45), Koordinator bei Transition Cell, einem der Initiatoren des Projektes.
Strategisch zumindest kommt das Gesetz der Politik gerade recht. Heute ist der „Food Summit“ der Vereinten Nationen in New York, bei dem Premier Xavier Bettel (DP) als Redner gelistet ist. Das geht aus der Seite unfoodsystems.org hervor.
Das Interesse an „lokal“
Vielen ist mittlerweile klar, dass der ökologische Fußabdruck einer Ananas aus Südamerika dem Vergleich mit einem heimischen Apfel nicht standhalten kann. Die im Juli dieses Jahres vorgestellten Ergebnisse einer Umfrage dazu untermauern dies. Demnach sagen vier von zehn befragten Verbrauchern, dass sie ihre Kaufgewohnheiten zugunsten von in Luxemburg produzierten Lebensmitteln geändert haben. Drei von zehn der Befragten betonten außerdem, dass sie diese neuen Gewohnheiten beibehalten würden. 1.003 Menschen in Luxemburg wurden von TNS Ilres im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums zwischen dem 21. Januar und dem 3. Februar 2021 dazu befragt. Außerdem hat das Land ehrgeizige Ziele. Luxemburg will schon bis 2025 ein Fünftel seiner Produktion auf „bio“ umgestellt haben.
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Neue gut bezahlte Posten werden für die Treue Politanhängerschaft geschaffen , doch der Bürger dank steigender Lebenshaltungskosten der Bürger sich teure Bioprodukte nicht leisen kann. Wir sind weiter auf dem Weg einer uniformen Gesellschaft , wo man dem Bürger jetzt noch vorschreiben wird er essen darf. Es lebe die kommunistisch sozialistische Gesellschaft alle gleich als gleicher sind und die Betuchten , dank vieler Sternerestaurants , sich dem Blickfeld des Fußvolkes entziehen können.
Wann haut net jideren wes wei ein sech soll ernähren? All Ursach as gud fir nei Posten ze schafen, Wei blöd as dat Volek mat dem dir Politiker Iech erem musst klappen. Oder fir wei blöd halt dir eis? Ech mengen eis Regierung wes net wei se d‘Geld soll verschwenden.