Luxemburg / „Ein Ferrari ohne Motor“: Interessensvertreter zur Konferenz zum Wohnungswesen
Zahlreiche Experten aus dem Wohnungsbausektor waren am Mittwoch in der Abtei Neumünster auf den „Assises du logement“ vertreten. Das Tageblatt hat nachgefragt: Was waren die Erwartungen an Wohnungsbauminister Henri Kox – und konnte dieser den Ansprüchen des Sektors gerecht werden?
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Auf der Suche nach dem Kompromiss: Wohnungsbauminister Kox diskutiert mit Branchenvertretern
Michel Reckinger, UEL
„Mieux vaut tard que jamais“, resümiert Michel Reckinger von der UEL die Zusammenkunft des Wohnungsbausektors am Mittwoch. Die Ankündigungen von Wohnungsbauminister Henri Kox bezeichnete er als vage. „Ich habe keine Dringlichkeit erkannt“, sagt Reckinger gegenüber dem Tageblatt. „1.500 werden dieses Jahr weniger gebaut, im Herbst schon könnten viele Unternehmen keine Arbeit mehr haben.“ Es sei an der Regierung, dieser Dringlichkeit Rechnung zu tragen und dem gesamten Sektor Perspektiven aufzuzeigen – spezifisch auch wie private Bauunternehmer beim Schaffen von erschwinglichem Wohnraum eingebunden werden können. „Die Regierung muss jetzt sagen, ob sie noch was unternehmen will.“
Jean-Michel Campanella, Mieterschutz.lu
Beim Präsidenten des Luxemburger Mieterschutzes waren die Erwartungen an die „Assises du logement“ nicht allzu groß. „Ich erwarte mir nicht allzu viel“, sagte Campanella nach der Begrüßung von Minister Henri Kox. Zwar sei man mit der Ankündigung, dass Mieten nur alle zwei Jahre um maximal 10 Prozent erhöht werden dürfen, einverstanden. „Die Neuberechnung des investierten Kapitals bei bereits bestehendem Bestand hat sich jedoch nichts getan“, sagt Campanella. Eine weitere Forderung des Mieterschutzes – die Professionalisierung der Mietkommissionen – sei gar nicht erst erwähnt worden. „Das ist, als würde man einen Ferrari ohne Motor bauen“, sagt Campanella. „Das Transparenzgerede der Regierung hat keine Substanz, wenn auf Ebene der Justiz nichts funktioniert.“ Der Mieterschutz würde deshalb die Mediation in einer professionalisierten Mietkommission vorziehen.
Guy Entringer, Direktor der SNHBM
Guy Entringer, Direktor der „Société nationale des habitations à bon marché“, sieht in den „Assises du logement“ vor allem eine gute Gelegenheit für den gesamten Wohnungsbausektor, zusammen zu diskutieren. „Ich hoffe, dass das nicht die letzte Ausgabe ist“, sagt Entringer gegenüber dem Tageblatt. Die Erwartungshaltung ist aber auch beim SNHBM-Direktor eher gedämpft: „Die Probleme im Wohnungsbausektor kriegen wir nicht an einem Morgen gelöst.“ Es sei nun an der Regierung, die nötigen Entscheidungen zu treffen.
Es bleibe jedoch anzumerken, dass der Privatsektor lange von den hohen Preisen im Immobiliensektor profitiert habe.
Michelle Friederici, OAI
Michelle Friederici, Präsidentin des „Ordre des architectes et des ingénieurs“ (OAI) hatte erwartet, dass bei den „Assises du logement“ ein Lösungsweg für die derzeitige Krise aufgezeigt werden würde. „Die Fakten liegen auf dem Tisch“, sagt Friederici in ihrer Stellungnahme gegenüber dem Tageblatt. „Der Bausektor erwartet eine Auflösung der derzeitigen Blockade.“ Das erste Rundtischgespräch war für die Vorsitzende des OAI kein Lichtblick. „Wir haben vor allem Hypothesen und Vorschläge, aber halt keine konkreten Lösungswege aufgezeigt bekommen.“
Jean-Paul Scheuren, Chambre immobilière
„Es ist gut, dass dem Privatsektor die Möglichkeit geboten wird, beim bezahlbaren Wohnugnsraum mitzuwirken“, sagt Jean-Michel Scheuren von der Immobilienkammer im Anschluss an die erste Debatte. „Da können bestimmt neue Modelle entwickelt werden.“ Das sei eine Forderung, die schon bereits seit 30 Jahren verfolgt würde und ein großer Schritt nach vorne sei.
Gefehlt hätten Scheuren zufolge jedoch kurzfristige Maßnahmen, um dem Sektor in der jetzigen Krise zu helfen. „Wir haben eigentlich erwartet, dass Minister Kox eine gemeinsame Regierungsposition mit konkreten Maßnahmen vorstellt“, sagt Scheuren. Darunter falle unter anderem die Forderung der Handwerkerkammer, die Mehrwertsteuer für Immobilien temporär auf drei Prozent zu senken. Aber auch Prämien für Erstkäufer könne Scheuren sich vorstellen. Mit einem Preiseinbruch rechnet er zumindest nicht. „Entweder das Angebot wird rückläufig werden oder es werden leichte Anpassungen vorgenommen“, meint Scheuren gegenüber dem Tageblatt. Die Politik habe jahrelang Investoren verschreckt – und gerade in der jetzigen Situation sei es wichtig, dass Investoren gefunden werden könnten.
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Jemp Scheuren, selbsternannter Spieler in der „Championsleague“ wird das Problem wie Superjemp lösen.
So hab ich die Ferraris am liebsten, ohne Motor.
@Bella: Wat e Blödsinn! Näischt gelies außer dem Titel, an dovun näischt verstan! Hei geet et guer net em Autoen. Typecht Beispill vun engem, den sech komplett a sengem gringe Wahn agemauert huet.