Francofolies 2024 / Ein Fest für die Sinne: Zwischen musikalischem Hochgenuss und organisatorischen Tücken
Die Francofolies, das renommierte Musikfestival am malerischen Galgenberg in Esch/Alzette, hat auch in diesem Jahr wieder eine breite Palette an musikalischen Stilen geboten. Doch trotz der beeindruckenden Darbietungen und des vielfältigen Angebots bleiben die Meinungen der Besucher gespalten.
Vom 7. bis zum 9. Juni versammelten die Francofolies rund 40.000 Festivalbesucher. Am Freitag versprachen Acts wie Tiakola, Luidji, La Fève und Headliner Ninho einen fulminanten Start, während am Samstag Shaka Ponk, Them Lights, Lost Frequencies und die deutsche Techno-Marching-Band Meute für Tanzstimmung sorgten. Am bereits seit Wochen restlos ausverkauften Sonntag bildete der weltbekannte DJ David Guetta – der in Esch seine Welttournee eingeläutet hat – den krönenden Abschluss, begleitet von L’Impératrice, Charlotte Cardin, Olivia Ruiz und vielen weiteren Künstlern. Auch abseits des Galgenberg gab es Veranstaltungen wie das Konzert von Damien Saez im Escher Theater und Auftritte von Tiken Jah Fakoly in der Kulturfabrik, die das musikalische Spektrum des Festivals erweiterten.
Ein weiteres Highlights war das für Festivalverhältnisse überdurchschnittliche kulinarische Angebot. Besucher hatte im Bereich „Resto’folies“, einer Art Open-Air-Foodcourt, eine breite Auswahl an Snacks und Speisen, darunter Pasta, Shawarma, griechische, mexikanische und luxemburgische Spezialitäten. Highlight für etliche Besucher war das beliebte Eis von Luxlait.
Neben der musikalischen und kulinarischen Vielfalt lag ein besonderes Augenmerk auf sozialen und nachhaltigen Themen. Da die Francofolies selbst als „Green Event“ gelabelt waren, sensibilisierte unter anderem „Foodsharing Luxembourg“ die Besucher für Nahrungsmittelverschwendung, während sich „Pipapo“ für eine sichere Partystimmung einsetzte.
Begeisterung und Kritik
Jeff und Kevin, die das Festival zum ersten Mal besuchten, zeigten sich zufrieden: „Wir haben einen Drei-Tage-Pass und sind hauptsächlich wegen Lost Frequencies und – wie wohl die meisten – David Guetta hier. Aber auch Bagarre hat uns sehr gut gefallen. Die Atmosphäre ist toll und das Gelände ist schön gestaltet.“ Auch die Familie Müller-Corti war begeistert: „Wir sind hier, weil es Musik gibt, die uns gefällt, und weil wir gerne auf Konzerte gehen und uns freuen, wenn unsere Kinder uns begleiten. Hauptsächlich sind wir wegen zwei Gruppen hier: Meute und Lost Frequencies. Alles ist schön aufgebaut, es ist sauber und auf einer großen Fläche verteilt, sodass die Leute nicht dicht an dicht aufeinanderhängen müssen. Das Festival ist naturverbunden, alles ist aus Holz gestaltet und schön beleuchtet.“
Jedoch gab es auch kritische Stimmen. Viele Besucher bemängelten das Cashless-System, das vor allem durch die komplizierte Rückerstattung negativ auffiel. Margot Richert äußerte sich in den Bewertungen bei Facebook äußerst enttäuscht über die Organisation: „Die Wartezeiten für Essen und Getränke waren endlos und es gab kein gratis Leitungswasser. Das System der Cashless-Armbänder mag auf den ersten Blick praktisch erscheinen, dient jedoch vor allem dazu, dem Festival noch mehr Einnahmen zu verschaffen. Es ist hinterhältig und wirklich unfair: Man hat uns zwar gesagt, dass ungenutztes Guthaben erstattet wird, aber verschwiegen, dass Beträge unter 5 Euro nicht zurückerstattet werden und dass pro Rückerstattung eine Gebühr von 1 Euro anfällt.“
Francofolies in der Kritik
Die Francofolies hielten drei Tage lang die Liebhaber frankofoner Musik in Atem. Die Escher dagegen wesentlich länger. Denn das Festival brachte mit sich, dass der Galgenberg, die grüne Lunge der Stadt, fast vier Wochen lang nicht oder nur schwer erreichbar war, und zwar vom 20. Mai bis zum 14. Juni. Das prangert u.a. der Interessenverein des Escher Stadtviertels Neudorf an. Beide Parkplätze, der Aufzug und die „Passerelle“ waren bzw. sind noch immer gesperrt, der große Spielplatz ebenso. Und der Waldfriedhof war am Muttertag nicht zu erreichen. Dem nachhaltigen Konzept des Festivals steht zudem ein fast ununterbrochener vierwöchiger Lastwagenverkehr durch eine enge Sackgasse hinauf zum Festivalgelände gegenüber. Die Tiere aus dem Escher „Déierepark“ waren genau wie die Wildtiere diesmal immerhin keinem Feuerwerk ausgesetzt, dafür aber lauter Musik und reichlich Trubel. Über Sinn und Zweck eines Festivals wie den „Francofolies“ kann man demnach durchaus streiten, zumal sich der Kostenpunkt für das dreitägige Festival auf über vier Millionen Euro beläuft. (P.M.)
Kritik gab es auch am Standort des Festivals. Der Lärm und die Menschenmengen stören die Tiere im nahegelegenen Escher „Déierepark“. Diese und weitere Bedenken (siehe nebenstehenden Text) bleiben auf jeden Fall ein Thema, das Aufmerksamkeit erfordert, doch mit ein wenig Feinschliff in der Organisation haben die Francofolies das Potenzial, zu einem noch größeren Highlight im regionalen Festivalsommer zu werden.
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