BGL Ligue / Ein großer Coup namens Schmid: Ehemaliger Bundesliga-Profi wechselt zum Progrès Niederkorn
Progrès-Präsident Thomas Gilgemann hatte den Fußballfans einen großen Coup versprochen – und mit dem ehemaligen Bundesliga-Profi Jonathan Schmid einen wahren Profi nach Niederkorn gelotst. Der 33-jährige Franzose wird am Montag zum ersten Mal unter Jeff Strasser trainieren.
Wer einen Neuzugang des Kalibers von Mustapha Hadji, Tony Vairelles oder Florent Malouda ankündigt, der muss damit rechnen, dass hinter den Kulissen mächtig spekuliert und gerätselt wird. Wie bei vielen anderen war auch der Name von Jonathan Schmid bereits zwei Tage vor seiner Präsentation durchgesickert. Besonders den Bundesliga-Kennern ist der 33-Jährige ein Begriff: 299 Begegnungen bestritt der Elsässer für den SC Freiburg, hatte in den vergangenen sechs Monaten versucht, in Österreich wieder auf die Beine zu kommen, nachdem ihm Long-Covid 2021 über sechs Monate außer Gefecht gesetzt hatte.
Jetzt ist Jonathan Schmid in der BGL Ligue angekommen – und wird den Gelb-Schwarzen über die Saison hinweg zur Verfügung stehen. „Wir sind stolz, die Gerüchte bestätigen zu können, und können Ihnen mitteilen, dass er für anderthalb Jahre unterschrieben hat.“ Ein olivfarbener Jogginganzug, glänzende Ohrringe und mehrere Tattoos an Hals und Händen waren die ersten Details, die der Neuzugang bei seiner Ankunft im Konferenzsaal eines Sponsors in Bartringen von sich preisgab. Wie sich im Laufe der Pressekonferenz herausstellen sollte, spiegelte das Erscheinungsbild das komplette Gemüt und seinen Status wider: entspannt, zuversichtlich und mit viel Glitzer-Faktor für die Meisterschaft.
Wer seinen Namen bei Google eintippt, wird gleich fündig. Ich muss mich also nicht damit beschäftigen, hier eine Aufzählung seiner Qualitäten zu machen.Progrès-Präsident
Was Gilgemann von einer langen Einführungsrede abhielt. „Wer seinen Namen bei Google eintippt, wird gleich fündig. Ich muss mich also nicht damit beschäftigen, hier eine Aufzählung seiner Qualitäten zu machen.“ Sei es einerseits der Marktwert, der seinen Höchststand 2013 bei fünf Millionen Euro erreichte, oder etwa die Aussagen einer deutschen Trainerlegende: Als Schmid den Breisgau verließ, meinte Christian Streich: „Er ist ein großer Fußballer gewesen und ein unglaubliches Bewegungstalent. Er ist ein ganz solidarischer Spieler für die Mannschaft.“
Während seine fußballerischen Leistungen bei den Niederkornern erst ab Montag analysiert werden können, haben seine positive Ausstrahlung und seine optimistische Art Trainer und Vorstand überzeugt: „Sein Lebenslauf ist für Luxemburger Verhältnisse außerhalb des normalen Rahmens anzusiedeln. Er kommt zu uns, um sportlich noch einmal Leistung zu bringen und sich mit uns für den Europapokal zu qualifizieren, den er bereits mit Freiburg erreicht hat. Was unseren Austausch angeht, so war alles sehr einfach und unkompliziert“, fasste Gilgemann zusammen.
Ohne Druck
Für den Franzosen gehörte die familiäre Seite des Vereins zu den Hauptargumenten des Progrès: „Ich war auf der Suche nach etwas Familiärem. Die Nähe zur Familie war wichtig. Es ist klar, dass sie einem extrem fehlt, wenn man nach dem Spiel oder dem Training alleine in der Wohnung sitzt. Zudem können meine Kinder jetzt wieder eine französische Schule besuchen, was bei der Entscheidung ein Faktor war.“ Dass sein Name und seine Vergangenheit neugierig machen, weiß der Flügelspieler natürlich auch. Druck verspürt er deswegen aber nicht. „Warum denn? Ich hatte während meiner ganzen Karriere Druck und weiß, wie ich damit umgehe. Zudem weiß ich, wozu ich in der Lage bin …“
Was ihn selbst in der Liga erwartet, das weiß er allerdings noch nicht. Das Testspiel am Freitagabend in Wormeldingen und das Samstagstraining durfte er noch sausen lassen. Die große Vorstellungsrunde in der Kabine, inklusive einer Ansprache des Präsidenten, ist erst für Montag angesetzt. „Wir wollten in diesem Winter zwei Spieler mit Erfahrung verpflichten. Das bringt uns sportlich auf dem Platz weiter, aber auch außerhalb des Rasens wollen wir wachsen. Zudem haben wir jemanden für die ruhenden Bälle gesucht, vorzugsweise einen Flügelspieler“, resümierte Gilgemann dann. Das Profil Schmids würde damit genau zur Wunschliste des Vereins passen. „Zudem ist er in einem Alter, das ihm erlaubt, noch leistungsfähig zu sein.“
Zum Abschluss gab es – wie bei allen Präsentationen des Progrès – noch eine kleine Anekdote zur Rückennummer. Da seine ersten Optionen allesamt bereits an Mannschaftskollegen vergeben waren, wird Schmid in Zukunft das Trikot mit der Nummer elf überstreifen, was vom Präsidenten nicht ganz ohne Schmunzeln verkündet worden war: „Ich habe diese Zahl jahrelang getragen, danach war es mein Freund Jonathan Rigo und später Bilal Hend, der nach Versailles gewechselt ist. Ich bin geehrt, dass er sie jetzt trägt.“ Und so ließ sich Schmid dann für ein paar Sekunden doch noch aus der Reserve locken und meinte scherzhaft: „Das macht mir dann doch schon etwas Druck …“
Steckbrief
Jonathan Schmid
Geboren am 22. Juni 1990 in Straßburg
Nationalität: Franzose
Größe: 1,79 m
Position: rechtes Mittelfeld
Bisherige Vereine: Straßburg (F/Jugend), Schiltigheim (F/Jugend), Offenburg U19 (D), SC Freiburg U19 (D), SC Freiburg (D), TSG Hoffenheim (D), FC Augsburg (D), SC Freiburg (D), SC Austria Lustenau (AUT)
Statistiken: 299 Spiele in der deutschen Bundesliga, 35 Tore und 44 Vorlagen (insgesamt 23.127 Minuten Einsatzzeit) – davon 218 Spiele für den SC Freiburg
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