Soziales Engagement / Ein guter Start in 2023: Die Asbl „Passerell“ kann weitermachen
Nach den finanziellen Schwierigkeiten im Jahr 2022 geht die Asbl „Passerell” voller Zuversicht ins neue Jahr. Klar war das nicht, aber nach Entlassungen und der Aussicht auf das Aus kam unerwartete Hilfe. „Passerell” hilft Flüchtlingen, sich im Dschungel der luxemburgischen Bürokratie zurechtzufinden. Das gilt für Asylantragsteller wie auch für anerkannte Flüchtlinge.
Was muss ich tun, um anerkannt zu werden, was sind meine Rechte als anerkannter Asylant, wie hole ich meine Familie nach und was kann ich tun, wenn mein Antrag auf Asyl abgelehnt wurde? Das sind typische Fragen, mit denen die vormals drei Mitarbeiter von Passerell täglich konfrontiert waren und sind. Es ist ein Auszug aus einer ganzen Liste von Schwierigkeiten, die sich den meist aus Eritrea, Syrien oder Afghanistan kommenden Flüchtlingen stellt.
1.370 Beratungen hat die Vereinigung noch im Jahr 2021 absolviert. 2022 drohte wegen fehlender 60.000 Euro das Aus. Hauptsponsor war lange die Oeuvre nationale de secours Grande-Duchesse Charlotte, die 2021 mit 108.000 Euro den weitaus größten Teils des Budgets von insgesamt 150.000 Euro finanziert hat. Als es keine Projekte mehr bei der „Oeuvre” gab, auf die Passerelle sich hätte bewerben können, fehlte Geld.
Privatleute und Firmen haben spontan ein Überleben gesichert. Trotzdem mussten zwei Mitarbeiter und der Teilzeitdolmetscher gehen. Geschäftsführerin Marion Dubois (25), die seit zwei Jahren für Passerell arbeitet, blieb zunächst allein zurück. Heute, zu Beginn des Jahres 2023, blickt sie wieder zuversichtlicher in die Zukunft. „Wir haben uns auf ein Projekt der Europäischen Kommission beworben, den Zuschlag bekommen und können uns damit zwei Jahre finanzieren“, sagt Dubois.
Juristische und administrative Beratung
Drei Mitarbeiter können in dem Zeitraum in Vollzeit eingestellt werden. Ein vierter kann über private Spenden und die von Unternehmen hinzukommen. Doch wie kommen die Flüchtlinge eigentlich zu „Passerell”? – „Über Mund-zu-Mund-Propaganda unter den Flüchtlingen – oder aber die ‚Assistantes sociales’ der Foyers verweisen auf uns”, sagt Dubois, deren Arbeit sehr juristisch geprägt ist. Die Flüchtlingskonvention von Genf, Asylrecht, Kinderrechte, Recht auf Familienzusammenführung oder der luxemburgische „Code de travail“ sind die Basis der Beratungen bei Passerell.
„In den Foyers gibt es keine Juristen, die die Flüchtlinge beraten, sondern nur Sozialarbeiter“, sagt Dubois. Hinzu kommt, dass es im Land nur wenige Anwälte gibt, die sich im Asylrecht bewegen. „Sie haben viele Akten und wir helfen beispielsweise mit unseren Freiwilligen bei der Recherche, ob der Asylbewerber ein Bleiberecht bekommen kann oder nicht“, sagt sie.
Doch überschneidet sich das nicht mit der Arbeit von ASTI? „Unsere Arbeit ist komplementär“, sagt Dubois. Bei beiden Organisationen geht es um Völker- und letztendlich um Menschenrechte. Für das neue Jahr hat jeder gewöhnlich einen Wunschzettel. Auf dem von Passerell steht eine Konvention mit dem Justiz- oder Außenministerium. Verbindungen dorthin gibt es bereits. In den Jahren 2018 und 2019 hat das Außenministerium Passerell mit insgesamt 9.000 Euro unterstützt. 2021 kamen 5.000 vom Justizministerium.
„Das gäbe uns eine finanzielle Sicherheit und, noch viel wichtiger, eine größere Sichtbarkeit“, sagt Dubois, die in dem Zusammenhang auf einen „kleinen“ Erfolg hinweist. Im Ende letzten Jahres verabschiedeten Staatsbudget ist im Justizministerium erstmalig ein Betrag für Organisationen vorgesehen, die sich im Bereich Menschenrechte engagieren. Es sind 75.000 Euro. Damit ist das Thema Menschenrechte endgültig auf dem nationalen Parkett angekommen.
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