Schengen / Ein Hakenkreuz sorgt für Empörung: Moselgemeinde hat ein Problem mit Schmierfinken
Ein Hakenkreuz an einer Betonwand in Bech-Kleinmacher hat in der Gemeinde Schengen Empörung ausgelöst. Am Dienstag wurde es entfernt. Spät, gibt eine Bürgerin zu verstehen. Bürgermeister Michel Gloden entschuldigt sich. Die Polizei ist mit der Suche nach den Schmierfinken beauftragt.
Graffitis findet Michel Gloden toll: „Sie sind Ausdruck einer Kultur, Straßenkunst, die wir uns an verschiedenen Stellen durchaus gerne noch mehr vorstellen.“ Was dem Bürgermeister der Gemeinde Schengen und Einwohnern weniger gefällt, sind krude hingesprayte oder hingepinselte Schmierereien. Ja, Schengen habe ein Schmierfinken- und Vandalismusproblem, so Gloden.
Wer die Möchtergern-Banksys sind, weiß er nicht. Man hege einen Verdacht, habe aber keine Beweise. „Rapgang“ sind einige der völlig talentfreien Werke unterschrieben. Wer sich dahinter verbirgt, weiß offensichtlich niemand mit Sicherheit. Es könne sich um 10- bis 14-Jährige handeln, „also eigentlich noch Kinder“, die in der Gemeinde und vor allem in Bech-Kleinmacher ihr Unwesen treiben, mutmaßt der Bürgermeister.
So zieren dann lachende Teufel, Buchstabenkombinationen oder Penisse einige abseits der Straße gelegene Wände. Das sei schlimm, gibt Gloden zu verstehen: „Müssen wir denn wirklich Überwachungskameras installieren?“, fragt er und weist darauf hin, dass bereits fünf Klagen wegen dieser Schmierereien und wegen Vandalismus (ein zerstörtes Bushäuschen) bei der Polizei eingereicht wurden.
Das Kreuz der Schande
Dass nun in breiter Öffentlichkeit über die Schmierfinken geredet wird, liegt daran, dass eines ihrer „Werke“ den Tatbestand einer kriminellen Handlung erfüllt. In Bech-Kleinmacher, unweit der Kirche, des Friedhofs, eines Spielplatzes und vor allem nahe einer Erinnerungsstätte für die Opfer des Zweiten Weltkriegs, war bis Dienstag nämlich ein Hakenkreuz zu sehen. An einer grauen, unverputzten Mauer. Eine Schande, so Aline Pütz, eine empörte Einwohnerin.
Die Verantwortlichen der Gemeinde seien über diesen Frevel informiert gewesen, hätten aber nichts unternommen, so Pütz. Bis zu den letzten Kommunalwahlen war sie selbst Mitglied des Gemeinderates der Fusionsgemeinde. In einem Leserbrief, den das Tageblatt am Mittwoch veröffentlichte, macht sie ihrem Ärger Luft: „Millionen Menschen sind im Namen des Hakenkreuzes gefoltert, misshandelt und umgebracht worden. Soll man das einfach vergessen? Das wäre doch eine Banalisierung des Bösen!“
Aline Pütz’ Ärger sei durchaus zu verstehen, sagt Michel Gloden: „Ein Hakenkreuz hat in unserer Gemeinde und auch sonst nirgendwo etwas zu suchen.“ Nun könne es sich durchaus um einen dummen Jungenstreich handeln, eine unbedarfte Aktion, keine Verherrlichung des Faschismus, aber, so Michel Gloden: „Mit einem Hakenkreuz scherzt man nicht.“ Mit diesem Satz dürften der Bürgermeister und die zu Recht empörte Bürgerin zweifelsohne auf einer Wellenlänge liegen.
Eine gewisse Nachlässigkeit
In dem Kontext stellt sich dann allerdings die Frage, warum das Hakenkreuz erst am Dienstag dieser Woche entfernt wurde und nicht bereits viel früher? Niemand habe das Hakenkreuz als „banales Graffiti“ eingestuft, vor allem niemand auf der Gemeinde, so Gloden. Ja, man habe Kenntnis von dieser abscheulichen Schmiererei gehabt. Dass sie nicht früher entfernt wurde, sei ein Fehler, so der Bürgermeister, der sich bei jedem entschuldigt, der sich durch die Präsenz des von den Nazis missbrauchten Symbols verletzt gefühlt habe. Geschuldet sei der Fehler einer Nachlässigkeit. „Als wir Kenntnis vom Hakenkreuz hatten, haben wir sofort eine Firma beauftragt, das Symbol zu entfernen. Leider haben wir uns nicht schnell genug davon überzeugt, ob die Arbeit dann auch wirklich erledigt worden ist.“
Niemand müsse sich Sorgen machen, dass Schengen, die Wiege des grenzenlosen Europas, zum Brutkasten für Faschisten werde, so Bürgermeister Gloden. Aber, aus Fehlern lerne man: „Sollte wiedermal ein Hakenkreuz in der Gemeinde auftauchen, werde ich es persönlich übertünchen – sofort!“
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