Kayl / Ein halbes Jahr nach dem tragischen Brand: Eine Familie weiterhin in Escher Notunterkunft untergebracht
Genau ein halbes Jahr ist es her, dass am Nikolaustag ein Brand in einem Haus in Kayl ausbrach und dabei ein Sechsjähriger ums Leben kam. Sechs Familien verloren ihr Zuhause, eine davon hat bisher noch kein dauerhaftes Dach über dem Kopf gefunden.
Rußflecken, zerborstene Fensterscheiben und ein abgebrannter Dachstuhl zeugen noch immer vom verheerenden Feuer, zu dem es am 6. Dezember 2022 in der Kayler rue du Commerce kam. Absperrungen stehen vor dem Haus mit beiger Fassade. Vor dem Hauseingang befindet sich ein Warndreieck, darüber ein Schild mit der Aufschrift „Danger – Entrée interdite“. In dem nun unbewohnbaren Gebäude musste am Nikolaustag ein Sechsjähriger sein Leben lassen. Zehn weitere Menschen wurden verletzt. Durch die Flammen verloren sechs Familien ihr Zuhause. Insgesamt 23 Personen wurden kurzfristig in Hotels untergebracht. Ein Großteil von ihnen fand in einer Notunterkunft in Esch ein vorübergehendes Dach über dem Kopf. Insgesamt 18 Personen aus vier Haushalten wohnten dort auch noch einen Monat nach dem Unglück.
Wie die Gemeinde Esch nun auf Nachfrage mitteilte, konnten zehn Menschen aus zwei Familien am 1. Februar in Wohnungen außerhalb von Esch untergebracht werden. Einen Monat später bezog ein vierköpfiger Haushalt in Esch eine Wohnung von der „Société nationale des habitations à bon marché“ (SNHBM). Vier weitere Menschen einer Familie leben immer noch in der Escher Notunterkunft. „Wir sind deshalb regelmäßig mit dem Sozialamt von Kayl in Kontakt und schauen, dass auch diese Menschen woanders untergebracht werden können“, heißt es dazu von der Pressestelle der Gemeinde Esch.
Herausforderung Wohnungsmarkt
Die Zeit drängt etwas, denn Ende des Jahres wird der Vertrag zwischen der Gemeinde und dem „Fonds du logement“ für die Notunterbringung in Esch auslaufen. „Bis dahin müssen die Menschen eine andere Wohnung gefunden haben. Wir hoffen allerdings, dass das schon früher der Fall sein wird“, so die Gemeinde. Dass diese für akute Notsituationen gedachte Unterkunft bereits seit sechs Monaten besetzt ist, sei alles andere als ideal, sagt Jean Weiler, der Bürgermeister von Kayl-Tetingen. In Kayl lebt aktuell eine betroffene Familie in einer von der Kommune zur Verfügung gestellten Wohnung.
Wie schon in Gesprächen unmittelbar nach dem Brand, weist auch Weiler auf die katastrophale Situation auf dem Wohnungsmarkt hin und ruft Besitzerinnen und Besitzer leerstehender Wohnräume dazu auf, diese nicht länger ungenutzt zu lassen. Wie es mit dem Haus in der Kayler rue du Commerce weitergeht, kann der Bürgermeister nicht sagen: „Da muss der Besitzer entscheiden, ob er es renovieren oder abreißen will. Er muss da auch mit seiner Versicherung schauen, was möglich ist.“
Informationen zum Verbleib der Familie des verstorbenen Jungen will Jean Weiler aus Respekt vor deren Privatsphäre nicht in der Zeitung lesen. Zur Brandursache ist indes im Kayler Rathaus nichts bekannt. Wie es zu dem tragischen Unglück kommen konnte, ist ein halbes Jahr danach nämlich noch Gegenstand von Ermittlungen. „Da das Gutachten zum Brand noch nicht abgeschlossen ist, können wir im Moment noch keine Aussage dazu machen“, teilt die Pressestelle der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage mit und verweist auf die laufende Beweisaufnahme.
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