Mundschutz / Ein kleines Luxemburger Modeprojekt lässt den Blaumann wieder aufleben
Der Blaumann ist das Symbol schlechthin für Arbeitskleidung. Mit dem Modeprojekt „Huddelafatz“ möchten Caroline Koener und Misch Feinen den Overall wieder aufleben lassen und die Worte Nachhaltigkeit, Recycling und Qualitätsmaterial in den Fokus rücken. Aus Aktualitätsgründen fertigen sie zurzeit Masken aus diesem Stoff an.
„’Huddelafatz’ ist ein neues Vorhaben, das auf alten Werten basiert“, erläutert Caroline Koener, eine studierte Kostümbildnerin, im Videochat mit dem Tageblatt. Sie hat in den letzten Jahren viel in der Filmbranche gearbeitet. Dort müsse immer alles sehr schnell gehen, erzählt sie. Bei „Huddelafatz“ gehe es hingegen darum, sich Zeit zu nehmen. In einer ersten Phase möchte sie ihre Ideen mit Blaumannjacken umsetzen. Die Künstlerin steckt zurzeit für die konkrete Umsetzung noch mitten in der Recherche-Phase.
„Der Blaumann hat unsere Handwerks- und Industriegeschichte geprägt“, erklärt Misch Feinen, der für seine Arbeit auch gerne auf den Blaumann zurückgreift. Der blaue Stoff soll wieder sichtbarer werden. In Luxemburg habe es schließlich lange Zeit eine Textilindustrie gegeben, meint der Luxemburger Künstler weiter. „Dieser besondere Stoff ist fast unzerstörbar. Er ist qualitativ hochwertig und ist robust“, ergänzt Caroline. Er sei das genaue Gegenteil von Wegwerfmode und stehe symbolisch für Werte, die in unserer Gesellschaft häufig fehlten. Koener und Feinen haben sich beim Düdelinger D Kollektiv kennengelernt und entschieden, dass sie gemeinsam etwas auf die Beine stellen wollen, das den bekannten Overall in den Fokus rückt.
Produktion der „Knyveli“-Maske
In den letzten Wochen erhielt Caroline dann aber viele Anfragen für selbst genähte Mundschutze. „Da kam mir die Idee, dass ich einfach coolere Exemplare nähen könnte.“ So entstand die „Knyveli“-Maske. Für die Produktion benutzt sie den Stoff, den sie bereits zu Hause hat. Der jetzige stammt aus einem „New-Old-Stock“ aus den 60er-Jahren. Er kommt aus einer französischen Fabrik, die schließen musste. „Ich möchte nichts Neues produzieren. Ich will noch mehr Verschmutzung vermeiden.“ Koener besitzt selbst auch eine ganze Reihe an Blaumännern. Diese sollen jedoch nicht zerschnitten werden.
Jetzt geht es für das Team erst mal darum, herauszufinden, in welchem Maßstab weitestgehend lokal produziert werden kann. Das sei ihnen zufolge eine Frage der Kosten und des Know-how. Die Produktion von Masken in einem kleinen Rahmen sei ein guter Test für das Machbare.
Etwas Eigenes schaffen
Seit letzter Woche stellen Koener und Feinen die Masken her, um sie dann auf ihrer Facebook-Seite zu verkaufen. Caroline Koener hatte zuvor noch keinen Facebook-Account und musste sich erst zurechtfinden. „Ich hatte keine große Freundesliste, mit der ich das Projekt teilen konnte“, meint sie mit einem Lachen. Die Seite zählt mittlerweile 177 Likes und die Bestellungen gehen fast schneller ein, als Caroline nähen kann. „Zu Beginn habe ich rund 45 Minuten für das Modell, das beidseitig verwendbar ist, gebraucht“, erklärt die 36-Jährige. Mittlerweile sei sie ein gutes Stück schneller geworden – „doch wenn sich die Nachfrage weiter steigert, müssen wir noch systematischer vorgehen“.
Caroline Koener arbeitet zurzeit nur noch wenig in ihrem eigentlichen Beruf als Kostümbildnerin. In den letzten acht Jahren sei sie vorwiegend in der Filmbranche tätig gewesen und sie möchte keinen Job mehr annehmen, in dem sie über einen längeren Zeitraum bleiben muss. „Ich möchte meinen Rhythmus drosseln und mich stattdessen kleineren Projekten widmen.“ Dazu hat sie sich verstärkt der Eigenkreation gewidmet und an der Ausstellung „De Mains de Mâitres“ teilgenommen.
Für das Blaumann-Projekt plant sie, eine kleine Kollektion anzufertigen, die sie auch ausstellen will. Ziel sei es, ein Bewusstsein zu schaffen. Das sei auch in der Workwear Fashion in London oder Berlin zu sehen. Für die nächste Kollektion möchte etwas Futuristischeres herstellen und vielleicht in Richtung Haute Couture gehen. „Der Blaumann hat eine lange Geschichte und ist auch heute noch cool. Er gehört zu unserem Erbe“, meint Caroline Koener abschließend.
Sehr schön. Gibt es die auch für Brillenträger?
Das auf dem Foto sieht aber eher nach DDR-Jeans aus denn nach Blaumann.