Luxembourg Open / Ein Kreuzbandriss und die Sorgen der Teamkollegen
Gleich zum Auftakt der Luxembourg Open erleidet Mathis Kayser eine schwere Verletzung, die die Teamkollegen noch lange beschäftigen sollte. Der Landesmeistertitel geht wenig überraschend an Quentin Brandenburger, der sich in einem Übergangsjahr befindet.
Es war eine Aktion, die sich direkt zu Beginn der Luxembourg Open am Freitagmorgen abspielte, die luxemburgischen Turner jedoch das gesamte Wettkampfwochenende beschäftigte und sichtlich wütend machte. „Dieses Mal ist es das Knie, sechs Monate Pause und die EM. Was ist es beim nächsten Mal? Das Genick und das Karriereende?“, so ein noch immer aufgebrachter Quentin Brandenburger.
Doch was war geschehen? Zum Auftakt des internationalen Wettbewerbs in Belair ist Junior Mathis Kayser am Sprung bei der Landung weggerutscht und hat sich das Knie verdreht. Eine erste Diagnose: Kreuzbandriss. Die Junioren-EM, die in zwei Wochen in Rimini beginnt, ist für den jungen Turner, der seit Anfang des Jahres auch zum Promotionskader des COSL gehört, auf jeden Fall gelaufen. Es sind Unfälle, die im Turnsport passieren können, sind die Risiken in dieser Sportart nicht gerade klein. Doch die Gefahr ist bei den FLGym-Turnern um einiges höher, denn der Trainingsraum im INS („Institut national des sports“) ist längst nicht mehr zeitgemäß, viel zu klein und Improvisieren an der Tagesordnung, wie Brandenburger weiter erklärt: „Dass sich Mathis verletzt hat, hat viel damit zu tun, dass wir eine Halle haben, die einfach nicht darauf ausgerichtet ist. Ich hatte Angst vor meinem Sprung, denn es war das erste Mal, dass ich ihn im Wettkampf gezeigt habe. Die Landung ist enorm hart und wir haben halt nur 50 Zentimeter an Matratzen. Die Reflexe sind nicht da, weil man es eben nicht gewohnt ist. Ich hoffe, dass dies jetzt endlich gesehen wird.“
Jacques Renson, Nationaltrainer und technischer Direktor des Verbandes, macht seit Jahren auf die Problematik aufmerksam, mit der er sich tagtäglich herumschlagen muss, und kann die Wut seiner Turner nur zu gut verstehen: „Wir trainieren ja nicht mehr irgendwelche Sprünge, sondern solche, die bei Weltmeisterschaften gezeigt werden. Das ist im INS einfach nicht mehr möglich.“ Besonders Kayser zeigte an diesem Gerät in den letzten Monaten hohe Schwierigkeitsgrade. Erst im März schaffte er es bei einem wichtigen Juniorenwettkampf in Berlin bis ins Finale, in dem er schlussendlich den fünften Rang holte. Auch bei der EM in Rimini hätte er nur zu gerne seine Fähigkeiten gezeigt, die ist nun dahin. Erstaunlich gefasst nahm der 17-Jährige die Diagnose dann auch auf, will alles dafür tun, schnellstmöglich zurückzukommen und ist froh, dass er durch seine Zugehörigkeit zum Promotionskader auch die Unterstützung des COSL erhält.
Palermo Juniorenmeister
Den Juniorentitel im Mehrkampf holte sich stattdessen Joy Palermo, den die Verletzung von Kayser ebenfalls noch lange beschäftigte. „Es war für uns alle schwer, danach weiterzumachen. Es hat uns dann aber noch mehr zusammengeschweißt.“ Nachdem er am Barren und Reck Probleme hatte, in den Wettkampf zu kommen, fand der 17-Jährige anschließend seinen Rhythmus und konnte die schwierigen vergangenen Monate vergessen machen. Denn nachdem er den Qualifikationswettkampf für die Junioren-EM im Dezember komplett in den Sand gesetzt hatte, musste er Kayser sowie Ben Mangen dabei zuschauen, wie sie sich auf den Saisonhöhepunkt vorbereiteten. „Ich bin froh, dass ich nun beweisen konnte, dass ich noch turnen kann, auch unter Druck, denn nach den ersten beiden Geräten bin ich zurück in den Wettkampf gekommen.“ Für Palermo war es der letzte Junioren-Wettkampf seiner Karriere, den er am Samstag mit einer Goldmedaille am Boden krönte. Nun hofft er, in den kommenden Monaten einen weiteren Sprung für eine Seniors-Karriere machen zu können.
Allein zur EM wird hingegen Ben Mangen reisen, der in dieser Saison seine ersten großen internationalen Wettbewerbe turnt. „Ich konnte noch einmal zulegen und zeigen, was ich kann. Am Reck ist mir ein neues Element gelungen, mit dem ich bisher meine Probleme hatte, und ich habe meine beste Übung geturnt.“ Ein guter Test für Rimini, wo Mangen die eine oder andere Übung gerne noch etwas sauberer zeigen möchte. Neben dem Vizemeistertitel bei den Junioren holte sich der Turner der Aurore Oetringen in den Gerätefinals dann auch noch Gold am Barren und weiteres Selbstvertrauen.
Ziel LA 2028
Für Quentin Brandenburger waren die Luxembourg Open derweil der einzige Auftritt in dieser Saison. Der 20-Jährige ist derzeit auf der „Première“, schreibt bald seine Examen, im September wird er dann die Grundausbildung bei der Armee beginnen, um sich als Sportsoldat dann voll und ganz auf seine Turnkarriere konzentrieren zu können. Das große Ziel von Brandenburger sind nämlich die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. „Es ist ein Jahr, um an der Schwierigkeit zu arbeiten, so waren auch viele neue Elemente dabei und deswegen bin ich dann auch leider oft gefallen“, so das Fazit des FLGym-Turners, bei dem die Enttäuschung dann auch groß war, der sich jedoch auch freute, dass er sich immer wieder in den Wettbewerb zurückkämpfen konnte. „Der Boden war eine Katastrophe, die etwas unerwartet kam, weil die Vorbereitung an sich gut lief. Doch das gehört dazu. Und dort, wo ich etwas zeigen wollte, Barren und Ringe, hat es auch geklappt.“ Gegen eine starke internationale Konkurrenz, etwa die niederländische Olympia-Mannschaft, war für Brandenburger jedoch klar, dass es in diesem Jahr schwer werden würde, eine Medaille im Open zu holen. „Für mich ist es der erste Wettkampf im Jahr, für die anderen der fünfte oder sechste, weil es eben ein Olympia-Jahr ist.“ Der neue und alte Landesmeister geht nun seine Zukunft an und die dürfte ihn nach der Grundausbildung dann ins Ausland, am liebsten in die Niederlande führen, wo der ehrgeizige Athlet dann ganz auf sein großes Ziel hinarbeiten möchte.
Erstmals sahen die Zuschauer bei einem Seniors-Wettkampf dann auch Ronan Foley, der sich erst einmal an das neue Niveau nach der Junioren-Karriere gewöhnen muss. „Für mich ging es darum, Erfahrung zu sammeln und zu lernen. Man merkt schon, dass die Seniors-Wettkämpfe eine andere Welt sind, die Abgänge sind beispielsweise schwieriger. Ich hoffe, ich komme in den nächsten Jahren auf ein gutes Level. Ich werde hart dafür arbeiten.“ Bei der FLGym ist man jedenfalls bereit, auf die langfristigen Ziele hinzuarbeiten, auch wenn das Jahr 2024 im Männerbereich erst einmal etwas ruhiger ist.
Resultate
Luxemburgische Meisterschaft, Mehrkampf:
Seniors: 1. Quentin Brandenburger (Etoile Rümelingen) 72,266, 2. Ronan Foley (Aurore Oetringen) 43,700
Juniors: 1. Joy Palermo (Nordstad Turnveräin) 69,934, 2. Ben Mangen (Aurore Oetringen) 69,733, 3. Yanis Monteiro (SG Wiltz) 60,234
Luxembourg Open, Mehrkampf:
Seniors: 1. Casimir Schmidt (NL) 80,066, 2. Amine Abaidi (NL) 79,466, 3. Heath Thorpe (AUS) 77,466 … 7. Brandenburger 72,266 … 11. Foley 43,700
Juniors: 1. Yarne Eylenbosch (B) 71,366, 2. Palermo 69,934, 3. Mangen 69,733 … 12. Yan Kies 58,933
Gerätefinals, Seniors:
Boden: 1. Abaidi 14,200
Barren: 1. Schmidt 13,633 … 6. Brandenburger 12,033
Pauschenpferd: 1. Loran de Munck (NL) 15,000
Ringe: 1. Schmidt 13,850 … 8. Brandenburger 11,500
Reck: 1. Abaidi 12,900 … 8. Brandenburger 9,700
Sprung: 1. Adam Steele (IRL) 13,050
Gerätefinals, Juniors:
Boden: 1. Palermo 12,733 … 5. Mangen 12,233
Barren: 1. Mangen 12,033, 2. Palermo 11,967
Pauschenpferd: 1. Kristijonas Padegimas (LTU) 14,367 … 5. Palermo 10,533
Ringe: 1. Francisco Bras (POR) 11,900, 2. Mangen 11,850 … 5. Palermo 9,950
Reck: 1. Toni Kastelic (SLO) 12,350 … 4. Mangen 11,500 … 8. Palermo 10,650
Sprung: 1. Kies 12,600
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