Kayl / Ein Monat nach dem verheerenden Brand: So steht es um die betroffenen Familien
Schwarzer Ruß über den Fenstern und ein abgebrannter Dachstuhl: Ein Monat nach dem Brand in Kayl sind die Auswirkungen in dem nun unbewohnbaren Gebäude gut zu sehen. Während ein Paar bereits ein neues Dach über dem Kopf gefunden hat, suchen die anderen ehemaligen Mieterinnen und Mieter noch nach einem Zuhause für längere Zeit.
Genau ein Monat ist es her, dass bei einem tragischen Brand in Kayl ein sechsjähriger Junge ums Leben kam. Zehn Menschen wurden dabei verletzt. Durch die Flammen verloren am Nikolaustag sechs Familien und 23 Personen ihr Zuhause. Nachdem sie kurzfristig in Hotels untergebracht wurden, fand ein Großteil von ihnen in Notunterkünften in Esch ein vorübergehendes Dach über dem Kopf. Insgesamt 18 Personen aus vier Haushalten wohnen dort aktuell.
In ihren aktuellen Mietverträgen ist festgehalten, dass sie bis zum 11. Januar bleiben dürfen. „Diese Notunterkünfte sind eigentlich dazu gedacht, Menschen in schwierigen Situationen für eine begrenzte Zeit unter die Arme zu greifen“, erklärt der Bürgermeister der Gemeinde Esch, Georges Mischo (CSV). Und unterstreicht: „Es ist aber kein Problem, die Dauer um weitere zwei oder drei Wochen zu verlängern.“ Man würde die Opfer des Brandes nicht vor die Tür setzen, sie aber dennoch bei der Suche nach einem neuen Zuhause unterstützen.
Für ein Paar verlief diese erfolgreich: In Schifflingen hat es vier eigene Wände gefunden. Für die anderen einstigen Mieter gestaltet sich die Suche bisher schwierig, wie sowohl Georges Mischo als auch der Kayler Bürgermeister Jean Weiler (CSV) feststellen. „Sie alle haben eine Arbeit, aber es ist schwer, eine Mietwohnung zu finden, die preislich in Ordnung ist“, beschreibt Jean Weiler ein Problem, mit dem in Luxemburg viele Menschen zu kämpfen haben.
Aussichtslose Suche
Gemeinsam mit zahlreichen Behörden – wie anderen Gemeinden, der „Société nationale des habitations à bon marché“ (SNHBM) oder dem Sozialamt – wird nach Wohnungen in einem bezahlbaren Rahmen gesucht. Bisher allerdings ohne Erfolg. „Alles auf dem Markt ist bereits vergeben. Das ist ein nationales Problem“, stellt Jean Weiler fest und appelliert an die Besitzerinnen und Besitzer freier Unterkünfte, diese zur Verfügung zu stellen.
Schon bald wird die Gemeinde gesammelte Spendengelder an die Betroffenen weitergeben. Der Kayler Bürgermeister hofft, dass das bei der schweren Suche eine Hilfe sein wird. In der Gemeinde sei vor einigen Tagen auch eine Unterkunft freigeworden, in der eventuell schon bald eine Familie untergebracht werden kann. Andere Angebote werden aktuell auf ihre Eignung hin überprüft. Jean Weiler erinnert allerdings daran, dass die Gemeinde „keine Immobilienagentur“ sei.
Ein Mann aus dem in Brand geratenen Haus in der rue du Commerce ist außerdem in einem früheren Hotel in Rümelingen unterkommen. Dieses gehört der Gemeinde. „Er wird bleiben können, bis er eine Wohnung gefunden hat“, erklärt dazu der Bürgermeister von Rümelingen, Henri Haine (LSAP). Außerdem wird in einer größeren Notwohnung der Gemeinde aktuell die Küche renoviert. Wenn das erledigt ist, wird der Mann die Wohnung gemeinsam mit seiner Frau und den zwei Kindern beziehen können.
Ursache weiter unbekannt
Die Familie des verstorbenen Jungen sei indes nach Portugal zurückgekehrt, um ihn in seiner Heimat zu begraben. Sowohl der Escher als auch der Kayler Bürgermeister sagen, dass nicht eindeutig gewusst ist, ob sie ins Großherzogtum zurückkehren wird. Das Sozialamt – das sich hauptsächlich um die Kommunikation mit den betroffenen Haushalten kümmert – stehe mit den Eltern in Kontakt. Erst einen Monat lang hat die Familie laut Jean Weiler in dem Haus gelebt, bevor es zu dem Brand kam
Wie es überhaupt zu dem tragischen Unglück kommen konnte, ist aktuell Gegenstand von Ermittlungen. Die Pressestelle der Staatsanwaltschaft teilt auf Nachfrage hin mit, dass die Arbeit der Spurensicherung der Kriminalpolizei an dem Fall noch nicht abgeschlossen ist. Parallel wird momentan auch ein Gutachten erstellt. „Und da besteht das Risiko, dass das noch etwas dauern wird“, heißt es von der Pressestelle der Justiz.
In einer parlamentarischen Anfrage hatte der Abgeordnete Marc Goergen (Piraten) kürzlich von Innenministerin Taina Bofferding (LSAP) unter anderem wissen wollen, wann die Ermittlungen der Spurensicherung abgeschlossen sein werden. Eine konkrete Antwort gab es von der Innenministerin nicht. Stattdessen aber den Hinweis, dass für die Untersuchungen das Ermittlungsgeheimnis gilt.
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