„Enseignement musical“ / Ein neuer Bachelor für Musiklehrer
An der Uni.lu wird ab nächster „Rentrée“ ein Bachelor im „Enseignement musical“ angeboten. Dieser soll an den bestehenden Studiengang für Erziehungswissenschaften angelehnt werden. Das Konzept wurde anhand einer Zusammenarbeit zwischen der Uni.lu und den drei luxemburgischen Musikkonservatorien ausgearbeitet. Währenddessen fordern zwei Gewerkschaften und das Syvicol wegen der nicht vollwertigen Anerkennung der „Chargés“-Diplome im Musikunterrichtswesen ein Treffen mit der Regierung.
Drei Jahre soll der neue Bachelor-Studiengang für angehende Musiklehrer an der Uni.lu dauern. Das entspricht 180 ECTS-Punkten „credits“. Am Dienstag wurde der neue Studiengang, der auf die Initiative von Bildungs- und Hochschulminister Claude Meisch zurückgeht, der Presse vorgestellt. Der neue Studiengang wird ab nächster „Rentrée“ im Herbst angeboten. Neben der musikalischen Ausbildung soll der Fokus auch auf die Pädagogik gesetzt werden. Laut Uni.lu erfülle man somit die internationalen Standards. Laut Catherine Léglu, Vizerektorin für akademische Angelegenheiten der Universität Luxemburg, befinden sich die im „Enseignement musical“ angestrebten pädagogischen Kompetenzen auf einer Linie mit jenen des Bachelors für Erziehungswissenschaften, der an der gleichen Fakultät angeboten wird. Das Studienprogramm basiert auf einer engen Zusammenarbeit zwischen der Uni Luxemburg und den drei Musikkonservatorien Luxemburg-Stadt, Esch und Norden. Laut Léglu soll der neue Studiengang dazu beitragen, den Beruf des Musiklehrers wertzuschätzen und zu professionalisieren.
„Seit es den Menschen gibt, macht er auch Musik“, sagt Claude Meisch. Es sei ein Bedürfnis des Menschen, sich auf musikalischem Weg mitzuteilen. Deshalb müsse der Musikunterricht den richtigen Stellenwert in unserer Bildungslandschaft haben. Heute sei dieser Unterricht mit 750 Lehrern ein wichtiger Pfeiler dieser Landschaft. Der Bildungsminister spricht von einer dynamischen Entwicklung. Laut Meisch seien aktuell 18.000 Schüler, darunter Kinder, Jugendliche und Erwachsene, in solchen Kursen eingeschrieben. 1998 waren es 10.000, 2015 rund 15.000 Schüler. Die Gemeindeautoritäten haben laut Meisch diesen Zuwachs zu spüren bekommen. Sie sind die Träger der Musikkonservatorien.
2018 wurde der Bereich des Musikunterrichts dem Bildungsministerium zugeordnet. Meisch sagt: „Musik trägt zur persönlichen Entfaltung eines jungen Menschen bei.“ Meisch nennt die Musik eine universelle Sprache und bezeichnet sie als das Instrument eines ganzen kulturellen Sektors. Die Musik trage zu einer ganzheitlichen Entwicklung eines Kindes bei, auf sozio-emotionaler, kognitiver und auch motorischer Ebene, so der Minister.
Wir arbeiten in enger Kooperation mit dem Syvicol als Dachverband der Gemeinden, aber auch mit den Musikkonservatorien an dem Gesetz, das wir hoffentlich noch vor dem Sommer einreichen könnenBildungs- und Hochschulminister
Das Bildungsministerium reformiert zurzeit das „Enseignement musical“. „Wir arbeiten in enger Kooperation mit dem Syvicol als Dachverband der Gemeinden, aber auch mit den Musikkonservatorien an dem Gesetz, das wir hoffentlich noch vor dem Sommer einreichen können“, sagt er. Ziel sei es, das Programm den neuen Gegebenheiten anzupassen, um den Zugang offener zu machen. „Wir müssen die Gemeinden als Träger finanziell unterstützen, um diese Entwicklung weiter meistern zu können“, so Meisch. Er sieht klare Chancen für die Zusammenarbeit zwischen dem „Enseignement musical“ und dem „Enseignement fondamental“, also den Grundschulen. In diesem Sinne sei die Schaffung des neuen Bachelors ein wichtiger Baustein in der ganzen Reform.
Musik war keine strategische Priorität der Uni.lu
Um Musiklehrer zu werden, musste man bislang ins Ausland studieren gehen. Beim Bachelor in Luxemburg stehe bewusst die Pädagogik im Vordergrund, neben dem Instrument und den musikalischen Fachkompetenzen, so der Minister. Für ihn war es wichtig, dass der Studiengang in enger Zusammenarbeit zwischen der Uni und den drei Musikkonservatorien ausgearbeitet wurde, um auf den Kompetenzen beider Seiten aufzubauen. Meisch erwähnt auch den am Vortag angekündigten neuen Bachelor für Pflegeberufe. „Dies zeigt, dass die Uni.lu nicht einfach nur eine Universität in Luxemburg ist, sondern eine Universität für Luxemburg.“
Deshalb wird der neue Studiengang dicht an jenen der Erziehungswissenschaften herangerückt und im gleichen ‚Departement’ abgehaltenDekan der Fakultät für Geistes-, Erziehungs- und Sozialwissenschaften
Georg Mein, Dekan der Fakultät für Geistes-, Erziehungs- und Sozialwissenschaften, sagt: „Die Musik liegt uns an der Fakultät sehr am Herzen.“ Die Musik sei in den letzten Jahren keine strategische Priorität der Universität gewesen, aber sie war immer präsent. Mein verweist auf eine kleine Gruppe von Musikwissenschaftlern, die an der Uni Forschung betreiben. Der Dekan nennt das Luxemburger Komponisten-Lexikon. „Das ist ein Ergebnis, das aus dieser Forschung herauskam.“
Vor einigen Jahren seien die ersten Vorgespräche zum neuen Bachelor geführt worden. Der praktische Teil werde in den Konservatorien stattfinden, die pädagogische und psychologische sowie die musikwissenschaftliche Expertise werde an der Uni geleistet. Der Studiengang werde laut Mein von den Erfahrungen des Bachelors für Erziehungswissenschaften profitieren. „Deshalb wird der neue Studiengang dicht an jenen der Erziehungswissenschaften herangerückt und im gleichen ‚Departement’ abgehalten.“
Gilbert Busana, Studienleiter des Bachelor in Erziehungswissenschaften, betont, dass man in diesem Generalisten und im neuen Studiengang Spezialisten ausbilde. „Im Studiengang zur Ausbildung von Musiklehrern bilden wir Leute aus, die später sowohl im öffentlichen als auch im privaten ‚Enseignement musical’ unterrichten können, also sowohl in Musikkonservatorien als auch in privaten Musikschulen.“ Als weitere Berufsmöglichkeiten nennt Busana den Bereich der „éducation non-formelle“ wie „Maisons relais“, „Crèche“, Altersheim oder Strafanstalt. Zudem könne man nach dem Bachelor auch weiterstudieren und einen Master anhängen.
Die Kompetenzen sind eng an jene angelehnt, die im Bachelor für Erziehungswissenschaften vermittelt werden, sagt er. Laut Busana wird die Universität die Ausbildung in den Bereichen Musikwissenschaft, musikalische Pädagogik und Didaktik übernehmen, während die Konservatorien zuständig für die musikalische und die instrumentale Ausbildung sind. Wichtig seien in unserer schnelllebigen Welt auch die Weiterbildungen, da eine Initialausbildung nicht ausreiche. Die Lehrer bräuchten eine Haltung, sich stets infrage stellen und sich weiterentwickeln zu wollen, sagt Busana.
„Chargés“ wollen vollständige Diplom-Anerkennung
Im ersten Semester wählen die Studenten zwischen drei Spezialisierungen: Instrumentaler oder vokaler Kurs, musikalische Ausbildung („Solfège“) oder „Eveil musical“. Demnach gibt es am Ende stets ein Diplom im „Enseignement musical“, auf dem die Spezialisierung eingetragen ist, erklärt Busana. Ebenfalls ab dem ersten Semester kommt der Feldarbeit eine wichtige Rolle zu, welche sich im Laufe der darauffolgenden Semester weiter verstärken soll, sagt Busana. Auf diese Weise habe man die Chance, die Theorie, die man im Unterricht lernt, „um Terrain“ auszuprobieren. Im 5. Semester findet in der Regel das obligatorische Auslandssemester statt. Die Kurse im Bachelorstudiengang werden in den vier Sprachen Luxemburgisch, Deutsch, Französisch, und Englisch angeboten.
Seit dem 21. April und bis zum 27. Juni kann man sich für den Studiengang unter der E-Mail-Adresse admission.bem@uni.lu anmelden. Bisher haben sich drei Interessenten dort gemeldet, sagt Busana. Insgesamt 25 Studenten können sich im ersten Semester einschreiben. Weitere Informationen zum neuen Bachelor finden sich auf der Webseite bem.uni.lu.
Seit geraumer Zeit macht sich Unzufriedenheit im Bereich des „Enseignement musical“ breit. Seit über einem Jahr setzen sich die Gewerkschaften ACEN („Association des chargés de l’enseignement national“) und FGFC („Fédération générale de la fonction communale“) für eine vollwertige Diplomanerkennung der „Chargés“ des Musikunterrichts ein. Zahlreiche Gespräche mit Bildungsminister Claude Meisch und Innenministerin Taina Bofferding haben laut den Gewerkschaften sowie dem Syvicol zu keiner zufriedenstellenden Lösung geführt. In der Gehälterreform von 2017 wird ein „Chargé“ des „Enseignement musical“ im Gemeindesektor zwar nach den gleichen Prinzipien wie jeder andere „Employé“ eingestuft, dafür steht er aber in den betreffenden Gehälterklassen jeweils in einer darunterliegenden Untergruppe, was letztendlich ein niedrigeres Gehalt trotz gleicher Diplomvoraussetzungen bedeutet. In einer Mitteilung am Dienstag fordern ACEN, FGFC und Syvicol ein gemeinsames Treffen mit der Regierung.
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