Digital Sciences / Ein neues Fach für Lyzeumsschüler
Ab nächster Rentrée wird in 18 Luxemburger Lyzeen ein neues Schulfach eingeführt: „Digital Sciences“. Was ein Jahr lang als Pilotprojekt getestet wird, soll ab September 2022 flächendeckend in allen 7e-Klassen angeboten werden. Anders als der Name es vermuten lässt, handelt es sich nicht um einen Informatikkurs.
„Wir müssen unsere Kinder fit machen für die digitale Zukunft“, sagte Claude Meisch am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Diesmal empfing der Bildungsminister die Medien nicht wie üblich im ersten Stock des Forum Geesseknäppchen, sondern in einem großen Saal im Erdgeschoss. Die Wahl hatte damit zu tun, dass den Journalisten nach der Vorstellung des neuen Faches „Digital Sciences“ zwei konkrete Beispiele vorgeführt wurden. Doch dazu später.
In der digitalen Welt gehe es nicht nur darum, mit Office-Programmen umzugehen und Programmiersprachen zu kennen, sagte Meisch. Es gebe ganz andere Herausforderungen: In einer Welt der sozialen Medien sei es z.B. wichtig, zwischen richtig und falsch unterscheiden zu können. Meisch sprach auch das Thema Künstliche Intelligenz (KI) an und stellte die Frage in den Raum, welchen Stellenwert diese in unserem Leben einnehmen wird. „Wer ist cleverer? Der Mensch oder die Maschine?“ Daraus würden sich auch ethische Fragen ableiten. Jeder brauche das Digitale in seinem Alltag. Vor einigen Jahren habe es dies so noch nicht gegeben.
Der neue Kurs stehe in Kontinuität zu den Fächern „Coding“ und „Computational Thinking“, welche dieses Jahr im Zyklus 4 der Grundschule eingeführt wurden, so Meisch. Er vergleicht die Einführung des „Digital Sciences“-Unterrichts mit der des Faches „Vie et société“ vor einigen Jahren. Während Letzteres die Antwort der Schule auf eine offene und pluralistische Gesellschaft gewesen sei, sei „Digital Sciences“ die Antwort auf die Digitalisierung unseres Lebens und Arbeitsumfeldes.
Fast die Hälfte aller Lyzeen haben sich gemeldet, um ab September am neuen Pilotprojekt teilzunehmen. Wie das neue Fach organisiert werden soll, liege laut Meisch im Ermessen der jeweiligen Schule. „Digital Sciences“ soll aber einmal die Woche unterrichtet werden. In welches Fach die Schulen „Digital Sciences“ integrieren wollen, bleibe diesen überlassen, sagt Meisch.
Ab 2024 in allen 7e- bis 5e-Klassen
Wie aber sieht so eine Unterrichtseinheit aus? Dazu wurden den Journalisten am Dienstag zwei praktische Beispiele gezeigt. Die erste Vorführung bestand aus einem kleinen Roboter, der in einer durchsichtigen Kugel integriert ist und sich über ein Programm auf dem iPad steuern lässt. Auf einer am Boden liegenden Karte, welche die Stadt New York symbolisierte, ging es darum, die Kugel über eingezeichnete Wege von der Freiheitsstatue hin zum „Central Park“ zu bewegen. Dabei gibt es drei Schwierigkeitsstufen: Die einfachste ist das Vorzeichnen des Weges auf dem iPad. Die zweite Stufe besteht aus Navigationsbefehlen wie „jetzt nach links“ oder „jetzt geradeaus“, die in einer sogenannten Blockschrift verfasst werden müssen. In der schwierigsten Stufe müssen die Befehle richtig einprogrammiert werden.
Die zweite Vorführung setzte den „Merge Cube“ in Szene. Dabei handelt es sich um einen Würfel mit sechs verschiedenen Seiten, auf die man anhand einer App auf dem iPad ein numerisches 3D-Modell in der „Augmented Reality“ projizieren kann. So kann man Grafiken in den Würfel oder auf die Seitenwände des Würfels projizieren und anschließend verschiedene Anwendungen freigeben. Zum Beispiel kann man auf dem Touchscreen des iPads einen Kontinent anklicken, der sich dann von der Weltkugel an den Stellen löst, wo die Erdplatte verläuft. Das Ganze wird durch das iPad auf den Würfel projiziert. Der Schüler kann sich diese Erdplatten aus verschiedenen Blickwinkeln anschauen, je nachdem, wie er den Würfel dreht.
Ab der „Rentrée“ 2022/2023 soll das Fach auf allen 7e-Klassen angeboten werden. Im folgenden Jahr werden erstmals 5e-Klassen das Fach als Pilotprojekt entdecken. Ab 2024/2025 wird „Digital Sciences“ dann auf allen 7e– bis 5e-Klassen im „Classique“ und „Général“ angeboten und mit einem Koeffizient 2 in die Endnote hineinfließen. Das didaktische Material für die Lehrer liegt bereits vor und wurde vom Script, Bee Secure, dem Zentrum für politische Bildung, der Uni.lu sowie dem Ifen bereitgestellt.
Über die Grenzen des eigenen Fachs hinaus
Bei „Digital Sciences“ gehe es um viel mehr als um nur rein technische Fragen, so Meisch. Deshalb wurde das neue Fach in sechs große Achsen eingeteilt (siehe Kasten). Meisch hob auch die Interdisziplinarität des Faches hervor. Dem Schüler soll dabei eine aktive Rolle zukommen. Deshalb sei es vorgesehen, „Digital Sciences“ nicht unbedingt nur von Informatik- oder Mathematiklehrern unterrichten zu lassen, sondern z.B. auch von Sprach- oder Kunstlehrern. „Wir geben den Weg und die Inhalte vor, aber es bleiben viele interdisziplinäre Anhaltspunkte für andere Fächer“, so Meisch. Es ist sozusagen ein Lernen über die Grenzen des eigenen Faches hinaus.
Wenn alles in der Welt voranschreitet, darf die Schule nicht stehen bleiben. Wir wissen, dass die Digitalisierung keine Mode ist, sondern eine epochale Umwandlung.Bildungsminister
Um seiner Rolle gerecht zu werden, bietet das Bildungsministerium den Lehrern Fortbildungen zum Thema „Digital Sciences“ an. Einen ersten Einblick bekamen die Lehrkräfte in einem Webinar, das am Dienstagnachmittag in Zusammenarbeit mit Radio 100,7 gesendet wurde. Laut Meisch waren am Vormittag 250 Lehrer zur Teilnahme des Webinars eingeschrieben. Weitere Initiativen seien über die nächsten Wochen und Monate geplant, um die Lehrer auf das Fach vorzubereiten.
Der Bildungsminister bezeichnet „Digital Sciences“ als Teil einer Gesamtstrategie, die sich „einfach digital“ nennt. Eine Strategie, die laut Meisch von der Ambition getragen wird, auf die Kompetenzen des 21. Jahrhunderts zu setzen. Dazu nennt der Minister die fünf „K“: kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und Kodieren. Anhand dieser Kompetenzen könne der Mensch weiterhin der Maschine sagen, was sie für den Menschen tun soll. „Wenn alles in der Welt voranschreitet, darf die Schule nicht stehen bleiben“, so Meisch. „Wir wissen, dass die Digitalisierung keine Mode ist, sondern eine epochale Umwandlung.“
Die sechs Bereiche von „Digital Sciences“
Meng digital Welt an ech! Hier geht es um die Kommunikation mit den Maschinen, zwischen den Maschinen und um Algorithmen.
De World Wide Web, säin Netzwierk an ech! Das kritische Denken steht im Vordergrund. Es geht um die Herausforderungen des Internets und wie man kritisch mit Informationen umgehen sollte.
Do you speak Informatik? Meng Sprooch, hir Sprooch! In diesem Bereich geht es um „Big Data“, um das Internet der Dinge. Es geht darum, welche Sprache der Computer eigentlich spricht und was Informatik eigentlich bedeutet.
D’Spillen analog oder digital, eleng oder zesummen, ee ganze Programm! Hier geht es um das Programmieren, „Computational Thinking“, aber auch um die Zusammenarbeit. Spielen kann digital („Gaming“), aber auch analog stattfinden. Im Spielen steckt viel Potenzial wie logisches Denken, kognitive und sozioemotionale Entwicklung. Prinzipien, die man durch das Spielen verstehen kann und die nachher beim Programmieren eines Computers hilfreich sein können.
De Roboter, e Partner am gudden an am schlechte Sënn? Was ist ein Roboter und wie funktioniert er? Was unterscheidet ihn vom Menschen?
Eng Maschinn, méi schlau wéi ech – ass dat méiglech? Was bedeutet Künstliche Intelligenz? Wie funktioniert sie und zu welchem Zweck dient sie?
- Was Jugendliche im Internet treiben: Bericht zeigt Nutzungsverhalten auf digitalen Geräten - 8. Februar 2023.
- Kritik am FDC: Die „schmutzigen“ Investments des „Pensiounsfong“ - 7. Februar 2023.
- Ein Plan für mehr Naturschutz in Luxemburg - 3. Februar 2023.
Brauchen unsere Schüler nicht!
Sie brauchen endlich wieder eine ordentliche Basis in unsere 3 Hauptsprachen.
Mängeln und Prioritäten die den Lehrern seit Jahren auffallen werden meistens vom Herr Meisch ignoriert.