Mamer Schloss / Ein Schloss, das eigentlich nie ein Schloss war
Die Gemeindeverwaltung befindet sich im „Mamer Schlass“, ein historisches Bauwerk, das jedoch nie ein richtiges Schloss war. Ein geschichtlicher Rückblick.
Der Mamer „Geschichtspad“ führt durch das geschichtsträchtige Römische Reich, ein einst kleines Bauerndorf und zu einem Schloss, das eigentlich nie ein Schloss war. Unter Denkmalschutz stehen die einzelnen Gebäude nicht. In seiner heutigen Form existierte das Schloss nämlich ursprünglich nicht, weder was das Aussehen noch die Lage betrifft.
Wie aus der Dokumentation des „Geschichtspad“ hervorgeht, ähnelte das erste „Schloss“ eher einem Gutshof mit Herrenhaus. Das berichtet auch die Zeitung Jongheemecht im September 1935 in einem Artikel, der im Rahmen des Verkaufs des Anwesens verfasst wurde. Zitat: „Als die Maximiner das ihnen von der Edeldame Luitgarde geschenkte Dorf Mamer in eine Lehnsherrschaft umwandelten, behielten sie den ,Brüll‘ als Privatbesitz zurück. Sie errichteten hier das Hofhaus, in dem der Grundmaier (Verwalter) und der Pfarrer wohnten und in welches die geschuldeten Zehnten abgeliefert wurden.“
Spekulationen
Über die Ursprünge des Gutshofs gibt es nur Vermutungen. Infrage kämen das Sankt-Maximin-Kloster ab 960 oder die Herren von Mamer, die erstmals im Jahr 1166 erwähnt wurden. In der Schenkungsurkunde von 960 übertrug Luitgardis, die Schwester von Graf Siegfried, ihre elterliche Erbschaft an die Trierer Maximin-Abtei. In dieser Urkunde wird ein Zinshof erwähnt. Es könnte sich dabei um das Mamer Schloss handeln.
Die landwirtschaftlichen Gebäude werden im Laufe der Jahrhunderte immer wieder in Urkunden erwähnt, ebenso die Herren von Mamer. Um 1600 übergab das Maximin-Kloster die Güter als Lehen an Klaudius von Musiel, Herr von Bissingen. Die Nachfolger, Johann von Musiel und dessen Schwester Anna, teilten den Gutshof 1621 auf. In der Urkunde wurden ein Herrenhaus mit acht Zimmern und einem Schieferdach sowie umliegende Scheunen erwähnt. Im Laufe der Zeit wechselten die Bewohner des Bauwerks durch Erbfolgen. Im November 1796 fielen die religiösen Liegenschaften durch eine Verordnung der Regierung der französischen Republik in Staatseigentum, so auch der Gutshof Mamer, der sich immer noch im Besitz der Maximiner befand. Trotz heftiger Proteste versteigerte die französische Regierung den Gutshof am 15. Februar 1798. Die 800-jährige Geschichte der maximinischen Grundherrschaft ging damit zu Ende, das Hofgut war zersplittert. Der vordere Teil des Herrenhauses war zu diesem Zeitpunkt verfallen und wurde wegen Einsturzgefahr abgetragen. Der hintere Teil diente dem Pfarrer von Mamer als Wohnung. Nach einem erneuten Verkauf war es schließlich der Hüttenherr Jean Metz, der 1814 nach dem Abzug der Franzosen alle Lose erwarb und den Gutshof wieder zu einem Besitz vereinte. Er überschrieb das „Mamer Schlass“ seiner Tochter als Hochzeitsgeschenk.
1830 wurde jedoch das hintere Herrenhaus abgerissen und ein neues mit Wirtschaftsgebäuden errichtet. Eine zwei Meter hohe Mauer rund um den Komplex herum sowie das Anlegen eines Parks mitsamt Teich verliehen den Ländereien den Charakter einer Schlossanlage. 1912 und 1934 kam es aber erneut zu Verkäufen des herrschaftlichen Anwesens. Auch diesmal wurde der Besitz in mehrere Lose aufgeteilt. Laut Angaben der Gemeinde Mamer waren es 1934 das Ehepaar Jacques Fischer und Julie Kremer, die das 172 Ar große Areal mitsamt der Gebäude erwarben und dort einen landwirtschaftlichen Betrieb einrichteten. 1995 wechselte das Schloss schließlich erneut den Besitzer. Neuer Schlossherr wurde die Gemeinde Mamer. Im September 1999 begannen unter der Regie der Gemeinde umfangreiche Um- und Ausbauarbeiten. Diese waren 2002 abgeschlossen. Seither ist das „Mamer Schlass“ der Sitz der lokalen Gemeindeverwaltung. In den vier Gebäudeflügeln befinden sich neben den Büros der Gemeindeverwaltung unter anderem ein Foyer für Empfänge, eine Mehrzweckhalle mit einem Fassungsvermögen für etwa 250 Personen und eine Kunstgalerie. Im vergangenen Jahr wurde beschlossen, weitere Umbauarbeiten im Schloss durchzuführen. Sie sollen etwa ein Jahr dauern. Während dieser Zeit zieht der Gemeinderat für seine Sitzungen in die „Kinneksbond“-Schule um.
Skulpturen
Im Park hinter dem Mamer Schloss stehen zwei Skulpturen zu Ehren der beiden großen Sportler der Gemeinde: Radrennfahrer Nicolas Frantz, zweifacher Gewinner der Tour de France (1927 und 1928), und Josy Barthel, einziger Olympia-Goldmedaillengewinner Luxemburgs. Er gewann 1952 in Helsinki das Rennen über 1.500 Meter.
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