Shopping / Ein Stück Normalität in Luxemburgs längster Einkaufsstraße
Nach acht Wochen Lockdown durften die Geschäfte ihre Türen am Montag endlich wieder öffnen. In der Alzettestraße sind gegen 11.00 Uhr trotz des feuchtkalten Maiwetters bereits einige Menschen mit gefüllten Einkaufstüten unterwegs. Masken, Sicherheitsabstand und ständiges Händedesinfizieren steht der Freude gegenüber, in die Normalität zurückzukehren – zumindest zum Teil.
Friseur Tun de Oliveira steht in seinem Salon und schneidet Stammkundin Yvette die Haare. Die neuen roten Markierungen auf dem Boden machen auf den erforderlichen Abstand aufmerksam. Am Eingang können sich die Kunden die Hände desinfizieren. „Ich konnte mich nicht mehr sehen, mit den langen Haaren“, sagt Yvette, glücklich darüber, dass ihr Friseur jetzt wieder das Beste aus ihr herausholt. Da es ruhig ist, arbeitet das Team noch nicht vollständig. Am Dienstag soll es dann richtig losgehen. Die „Maison de Coiffure et de Beauté byTun“ ist für die nächsten zwei Wochen bereits ausgebucht. Dann wird jeder zweite Stuhl besetzt sein, um den Sicherheitsabstand von zwei Metern einzuhalten. Nach jedem Kunden wird das Werkzeug und der komplette Platz desinfiziert. Um so viele Kunden wie möglich empfangen zu können, hat der Friseur seine Öffnungszeiten verlängert.
Sauber wie noch nie
Das Team hat den gesamten Salon gründlich desinfiziert. „So sauber war der Laden seit seiner Eröffnung noch nie“, sagt Tun überzeugt. Er selbst habe in der Nacht kaum geschlafen. Er war so aufgeregt, als würde er einen neuen Laden eröffnen – ein ganz komisches Gefühl, sagt er.
„Entschuldigung, sie müssen sich die Hände desinfizieren“, ruft Cinzia Derosa, als eine Kundin ihren Schuhladen „Primadonna“ betritt. Zusammen mit ihrer Schwester Anna führt sie noch zwei weitere Geschäfte gleich gegenüber: die Kleiderläden „Liu-Jo“ und „Guess“. Sowohl für Kunden als auch für Mitarbeiter ist das Tragen eines Mundschutzes obligatorisch. Auf dem Boden kleben Markierungen, die das Einhalten des Sicherheitsabstands erleichtern sollen.
Endlich Abwechslung
„Am Montagmorgen sind bereits einige Kunden da gewesen“, sagt Cinzia Derosa. Die meisten, die gekommen sind, hätten auch etwas gekauft. Nur wenige kämen, um sich nur umzuschauen. „Ich habe das Gefühl, sie freuen sich über die Abwechslung und darüber, dass sie aus dem Haus kommen“, sagt die junge Ladenbesitzerin. Während der acht Wochen Lockdown haben sich die Schwestern mit Online-Bestellungen über Wasser gehalten. Weil sie keinen Online-Shop haben, luden sie ihre Ware stattdessen auf Facebook und Instagram hoch. „Das haben sehr viele in Anspruch genommen. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet.“ Cinzia Derosa zufolge haben viele Kunden bestellt, um sie zu unterstützen. Leider hätten diese Einnahmen die Verluste der vergangenen Wochen nicht ausgleichen können. Deshalb sind die Schwestern, die beide Mitglieder im Escher Geschäftsverband sind, am Montag umso erleichterter.
Die Wiedereröffnung sei aber auch mit Ängsten verbunden, sagt Cinzia. Immerhin fassen die Kunden die Ware an. Dann stellt sich die Frage, ob alles einzeln desinfiziert werden muss. „Ich mache mich verrückt“, gibt sie zu. Die Anweisungen der Regierung seien ungenau. Geschäftsleute sollen ihren gesunden Menschenverstand nutzen, heißt es. Mit einem getrennten Ein- und Ausgang, damit die Kunden sich so wenig wie möglich kreuzen, einer Plexiglasscheibe an der Kasse und Desinfektionsmittel am Eingang hofft sie, alles richtig zu machen. Diejenigen, die sich noch nicht in den Laden trauen, können weiter über Facebook und Instagram bestellen.
Motivationskick
Sandra Remetter ist Geschäftsleiterin im Bekleidungsgeschäft „Acapela“. Über dem Eingang fehlt noch ein Schild mit dem Namen des Ladens. „Wir sind in ein neues Lokal gezogen und haben erst 15 Tage vor dem Lockdown eröffnet“, sagt Remetter. Dadurch blieb keine Zeit mehr, alles fertigzustellen. Trotz der schwierigen Umstände freut sie sich sehr, den Laden nun endlich wieder aufschließen zu dürfen – und die Kollegen wiederzusehen. Mangels E-Kommerz mussten sie und ihre Kollegen die Arbeit in den letzten Wochen komplett niederlegen. Deshalb ist die Motivation am Montag umso größer. „Wir versuchen, die Kunden mit unserer guten Laune anzustecken – Shopping soll guttun und ablenken“, sagt Sandra Remetter.
Das ist auch der Grund, weshalb die junge Noémie am Montagmorgen mit ihren Eltern durch die Geschäfte in der Alzettestraße schlendert. „Es tut gut, mal wieder rauszukommen und andere Dinge zu sehen“, sagt sie. Ein kleines Stück Normalität, das sie vermisst hat. Dazu kommt, dass sie und ihre Familie die Geschäfte, die mit den Folgen der Krise zu kämpfen haben, jetzt unterstützen wollen.
Anproben versuchen die meisten Kleidergeschäfte in der Alzettestraße aktuell zu vermeiden. „Anders müssen wir das anprobierte Teil entweder 24 Stunden zur Seite hängen oder bügeln und desinfizieren“, erklärt Sandra Remetter.
Ein Moment des Vergnügens
In der Parfümerie „Paris 8“ muss Geschäftsleiterin Fabienne Giovagnini derweil für andere Probleme Lösungen finden. Schminkprodukte können derzeit nicht auf der Haut des Kunden getestet werden. „Deshalb haben wir solche Vorlagen aus Papier, auf denen ein Gesicht abgebildet ist. Darauf können wir dem Kunden die Farbe präsentieren“, erklärt sie. Die Kunden sollen im gesamten Laden nichts anfassen. Sie werden mit dem nötigen Sicherheitsabstand von einer Mitarbeiterin begleitet, die ihnen alles zeigt, das sie sehen oder riechen wollen. „Heute Morgen war ich schon gestresst“, gibt Giovagnini zu. „Aber als der erste Kunde durch die Tür gekommen ist, habe ich mich entspannt.“ Sie war überrascht, dass morgens bereits Kunden kamen. Sie hätten nur darauf gewartet, in den Laden zu kommen, sagt sie. Der Besuch bei „Paris 8“ soll ein Moment des Vergnügens sein. „Wir versuchen alles zu machen, damit sich unsere Kunden wohlfühlen“, betont Giovagnini.
Auch Françoise hat in der Zwischenzeit ihr Glück in einem Laden gefunden. Dass sie am Montag hier einkauft, ist allerdings reiner Zufall: „Ich komme eigentlich aus Diekirch und bin für einen Termin hier“, sagt sie. Die Gelegenheit nutzt sie gleich, um durch die Läden zu bummeln. „Es ist eine ungewohnte Situation. Manche Läden sind nicht geöffnet. Ich mache mir Sorgen, dass sie auch in Zukunft nicht mehr öffnen können“, sagt Françoise. Deswegen sei sie auch ein wenig traurig. Trotzdem tue es gut, wieder ein wenig zu shoppen und ein bisschen Normalität zurückzuhaben.
- Erste Einblicke ins Escher „Bâtiment IV“, wo Cueva an seinem bisher größten Projekt mit 106 Künstlern arbeitet - 24. Oktober 2020.
- Esch will Vorreiter in Sachen Sport werden - 24. Oktober 2020.
- Nach Transition zurück auf der Bühne: Luxemburger überzeugt zum zweiten Mal bei „The Voice of Germany“ - 21. Oktober 2020.
Wenn die Gemeinde jetzt auch noch für Ordnung und Sauberkeit sorgen würde wäre alles fast NORMAL.
Ich geh erst shopppen wenn die Kneipen und Cafes wieder NORMAL auf sind. Bis dahin trage ich meine alten Klamotten Zuhause und in meinem Garten auf. „A fir an d´Eislek an de Bösch brauch ech och neischt“. Bus und Bahn werde ich auch nicht benutzen, schon in normalen Zeiten hatte ich Angst dort „eppes opzerafen“. Kochen kann ich inzwischen so gut das kein Restaurant mich zufrieden stellen kann. Was macht die Müllertin?
Normalität wie vorher wird’s nicht mehr geben,
alles ist eingeschränkt,langweilig,und wird langsam
unerträglich, dank politischer Verzweifelungsmassnahmen.
Luxemburgs längster Einkaufsstraße UND SCHÖNSTER !!!
Wie fad wäre das Leben wenn man nicht ständig was zum nörgeln finden würde …! Die Fußgängerbrücke vom Galgenberg zum Bahnhof und der Lift sind z. B. momentan sehr sauber, die Gärtner dort machen einen Superjob – einer der unvergleichlich herrlichsten Parks weit und breit! Man kann ruhig mal die schönen Seiten, die Esch zu bieten hat, hervorheben. Leider wird vieles als selbstverständlich hingenommen, Anerkennung scheint ein Fremdwort zu sein.
(Passt jetzt nicht zur Einkaufsstraße, aber zur angeführten Sauberkeit)
@Leila
Ich meinte neben der Einkaufsstr. auch den Gemeindeplatz und die kleine Nebenstraßen, die sind leider nicht so wie es sein soll, kaputte Lampen und diverse andere Sachen die nicht instand gehalten werden, am Personalmangel liegt es nicht.
An Esch geif een mengen,
dass dButteker nach emmer zou wären.
Bis engem dann opfällt,
dass schon virun Corona Zäiten
iwwer dHallschent zouwar…