/ „Ein überaus wichtiger Baustein“: Gewerbegebiet Fridhaff nahe der Nordstad nimmt Form an
Viele Bürger der „Nordstad“ hatten es schon abgehakt. Das erste gemeinsame, sehr umfangreiche Projekt der Gemeinden Colmar-Berg, Schieren, Ettelbrück, Erpeldingen/Sauer, Diekirch und Bettendorf ließ sehr lange auf sich warten. Lange war die „Nordstad“ nur ein Name auf einem Blatt Papier, doch im Laufe der Jahre wurden Ideen in die Realität umgesetzt.
Das erste konkrete Projekt des interkommunalen Gemeindesyndikates ZANO („Zone d’activités économiques Nordstad“) war die Erschließung des Gewerbegebietes „Fridhaff“ zwischen den Gemeinden Erpeldingen und Diekirch. Die Grundidee war und ist, Unternehmen aus der „Nordstad“ eine Möglichkeit zu bieten, sich auf einem neuen, direkt an der B7 gelegenen Standort niederzulassen. Somit sollen Flächen in den Tallagen frei werden und Platz für neuen Wohnraum bieten.
Mehr Wohnraum
„Ziel ist es, der wachsenden Bevölkerung innerhalb der ‚Nordstad‘ in den kommenden Jahren den nötigen Wohnraum mit hoher Lebensqualität zur Verfügung zu stellen“, erklären die Verantwortlichen auf der Internetseite von ZANO.
„Es ist ein wichtiger Baustein für das Entstehen der ‚Nordstad’“, hatte Minister François Bausch beim ersten Spatenstich im Oktober 2017 zu verstehen gegeben. Er hatte damals aber kein Wort darüber verloren, warum die Planungs- und Genehmigungsprozeduren ganze sieben Jahre in Anspruch genommen hatten.
Dass es lange gedauert hatte, musste auch Wirtschaftsminister Etienne Schneider damals eingestehen. Zuerst mussten die Grundstücke gekauft werden, dann kamen die Planungsphase, die PAP- und PAG-Genehmigungen, das Kommodo-Verfahren usw., usf.
„Und zu guter Letzt hat uns auch noch der Rotmilan Probleme bereitet“, witzelte Schneider bei der Grundsteinlegung zum neuen Gebäude des Tabakwarenherstellers Heintz van Landewyck, der ersten Firma, die sich in der neuen Gewerbezone niedergelassen hat.
31 Millionen Euro
Der Diekircher Bürgermeister und ZANO-Präsident Claude Haagen nutzte damals die Gelegenheit, um eine Beschleunigung der Prozeduren bei solchen Projekten zu fordern. Die einzelnen Firmen hätten nämlich auch ihre Business-Pläne – und wenn sie sich nicht an einem Ort niederlassen können, weil die Prozeduren zu lange dauern, dann ziehe es sie woanders hin.
In Sachen Unkosten sei bemerkt, dass der Kauf der notwendigen Gelände mit 10,33 Millionen Euro zu Buche schlug, die Infrastrukturarbeiten waren mit 20,76 Millionen Euro veranschlagt worden. Ganze 85 Prozent der Gesamtkosten übernimmt das Wirtschaftsministerium, die restlichen 15 Prozent müssen von ZANO sprich von den sechs „Nordstad“-Gemeinden getragen werden.
Interessant ist die Aufteilung des Gewerbegebietes in drei Bereiche. Ist man in Richtung Hosingen unterwegs, sieht man nun linksseitig (auf Erpeldinger Gelände) die bereits errichtete neue Heintz-van-Landewyck-Produktionsstätte, daneben erstreckt sich ein erster Teilbereich, auf der sich Firmen aus dem Baugewerbe niederlassen können. Verschiedene Namen wie „Solid S.A“, „Feidt“ und „Krombach Construction“ kursieren, doch da die Verträge noch nicht die letzte Unterschrift tragen, möchte man darüber nicht zu viel verraten.
1.200 Menschen
Auf der rechten Seite sieht man die Anlagen der Firma Bautrafix, die vom Erpeldinger Dreieck dorthin umgezogen ist. Hierzu sei bemerkt, dass das frühere Gelände des Unternehmens für den Bau der neuen Brücke am Eingang der Stadt Ettelbrück, nahe des Patton-Denkmals, verwendet wurde. In diesem zweiten Teilbereich werden noch weitere Handwerksbetriebe erwartet.
Auf dieser Seite der B7 Richtung Hosingen ist die dritte Zone angegliedert. Dort werden sich Unternehmen aus der Automobilbranche wie Renault (bis dato mit einer Filiale an der Ettelbrücker Straße in Diekirch vertreten) niederlassen. In der insgesamt fast 46 Hektar großen Gewerbezone sollen später rund 1.200 Menschen ihrer Arbeit nachgehen.
Anbindungen zum öffentlichen Verkehr
Während unseres Gesprächs dieser Tage mit dem Diekircher LSAP-Bürgermeister Claude Haagen wollten wir unter anderem wissen, wie es um die 37 vorhandenen Parzellen in der Gewerbezone „Fridhaff“ stehe. „Im Moment sind noch zwei, eventuell drei Parzellen verfügbar. Alle anderen sind vergeben.“
Dabei sei hervorzuheben, dass die Unternehmen die Gelände nicht etwa kaufen, sondern lediglich ein Nutzungsrecht für die Dauer von 30 Jahren erstehen. Diese Zeit kann aber nach Ablauf des Abkommens um weitere 30 Jahre verlängert werden. Der Preis dieses Baurechts setzt sich aus zwei Teilen zusammen: einem einmalig zu zahlenden Betrag und einem Jahresbeitrag, der die laufenden Kosten abdecken soll.
Und was passiert, wenn die 60 Jahre abgelaufen sind? „Wer weiß schon, was in 60 Jahren sein wird“, antwortet Haagen. „Entsprechen die Gebäude dann immer noch den geltenden Anforderungen, den baulichen Auflagen usw.? Egal wie, ich kann mir nicht vorstellen, dass einer Verlängerung um weitere 30 Jahre verwaltungstechnisch etwas im Wege stehen würde.“
Rund 1.200 Personen sollen im neuen Gewerbegebiet eine Arbeitsstelle finden – und auf den öffentlichen Transport zurückgreifen können. „Das war eines unserer ersten Anliegen“, betont der Bürgermeister. „Wir wollten regelmäßige Verbindungen zu den Bahnhöfen Diekirch und Ettelbrück – und das haben wir geschafft. RGTR-Busse werden ‚Fridhaff‘ im Halbstundentakt anfahren.“
Umzug im Oktober
Bei der Grundsteinlegung zum neuen Gebäude des Tabakwarenherstellers Heintz van Landewyck hatte Generaldirektor Jan Vandenneuker im Oktober 2017 den Beginn der Produktion auf „Fridhaff“ für Anfang 2019 in Aussicht gestellt. Die neuen Tabakrichtlinien und verschiedene andere Gründe hätten aber zu einer Verspätung geführt, erklärte der Technische Direktor Aloyse Metzen dem Tageblatt gegenüber. „Doch nun sind wir fast so weit. Im Oktober werden die Maschinen der jetzigen Produktionsstätten in Ettelbrück und Hollerich Richtung ‚Fridhaff‘ umziehen. Anschließend werden wir sofort mit der Produktion am neuen Standort beginnen.“
Die Unternehmensgruppe beschäftigt zurzeit rund 1.800 Mitarbeiter, davon fast 700 in Luxemburg. Die Produktion liegt bei acht Milliarden Zigaretten jährlich, die in mehr als 40 Ländern vermarktet werden. Am Anfang des Projekts war noch nicht klar, ob die Generaldirektion des Unternehmens mit nach „Fridhaff“ umziehen würde. „Das ist geklärt, die Generaldirektion bleibt in Hollerich“, gab Metzen bekannt. Auf die Frage, wie viele Personen ab Oktober in der neuen, 32.000 Quadratmeter großen Produktionsstätte arbeiten werden, wollte oder konnte Metzen keine Antwort geben. Das sei noch nicht definitiv geklärt.
Die rund 60 Millionen teure Niederlassung auf „Fridhaff“ wird die Produktionsabläufe des Unternehmens wesentlich verbessern. Auch die jährlich rund 7.000 Lastwagenfahrten zwischen den bestehenden Fabriken Ettelbrück und Hollerich können ab Oktober um die Hälfte reduziert werden.
Verbesserung der Verkehrssituation „im Tal“
Ob es denn bereits Pläne für die Urbanisierung frei werdender Gebäude „im Tal“ gebe? „Ja, natürlich gibt es schon die eine oder andere Idee, aber über Pläne zu reden, ist im Moment viel zu früh“, meint Haagen. „Neben den Möglichkeiten zur Urbanisierung bringt die neue Gewerbezone aber auch eine nicht unwesentliche Verbesserung der Verkehrssituation ‚im Tal‘ mit sich. Viele Lastwagen, die bis dato über die N7 und quer durch unsere Ortschaften fahren müssen, können später auf der B7 bleiben, über die sie die einzelnen Firmen auf ‚Fridhaff‘ direkt anfahren können.“
Apropos Verkehrsweg: Schafft die Verbindung mit der B7 denn nicht zusätzliche Gefahrenpunkte? Darauf erwidert der Bürgermeister: „Nachdem nun die neue Stichstraße N27a zwischen der B7 und ‚Fridhaff‘ fertiggestellt wurde, werden in den kommenden Monaten die Unterführung und der Verteilerkreis an der nördlichen Ausfahrt der Zone realisiert. Der Verkehr zwischen den einzelnen Bereichen braucht dann nicht mehr die B7 zu überqueren.“
Auf die Frage, wann es denn so weit ist und die Gewerbezone komplett bevölkert sein wird, weist Haagen auf die einzelnen Unternehmen hin. „An uns hängt es jetzt jedenfalls nicht mehr.“
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Diese „Norstad“ riskiert letzten Endes nur aus Gewerbe-, Industrie- und Einkaufszone zu bestehen. Ob das den Kern von Ettelbrück und Diekirch wiederbeleben wird ist höchst fragwürdig. Eher nicht.