Kronospan in Sanem / Eine Firma im Umbruch bemüht sich um mehr Umweltverträglichkeit
Die Firma Kronospan, seit 1994 in Sanem, ist dabei, sich neu aufzustellen. Modernisierung soll dabei Hand in Hand mit mehr Umweltverträglichkeit gehen. Weniger Geruch, weniger Lärm, weniger Wasserverschmutzung sind das Ziel. Vor allem aber die Verlagerung des Transportes von der Straße auf die Schiene ist vielversprechend.
„Wenn alles fertig ist, haben wir eine neue Firma“, so Jos Mathieu vom Umweltdienst der Gemeinde Sanem im Rahmen der letzten Ratssitzung. Gemeint ist Kronospan im nationalen Industriegebiet „Gadderscheier“. Jos Mathieus kurze Präsentation über die Entwicklung des Industriebetriebes macht neugierig.
In den vergangenen Jahren stand das holzverarbeitende Unternehmen nämlich öfters in der Kritik. Stichworte: Geruch, Wasserverschmutzung, Feuer, Staub, Lärm, Verkehr. Jetzt scheint alles besser zu werden, so Jos Mathieu.
In der Tat tut sich etwas, bestätigt Johann Creusat, einer der Leiter von Kronospan: „Wir sind eine Firma im kompletten Umbruch.“ Der Umweltberater des Betriebes nickt. Die Umweltverträglichkeit stehe an erster Stelle bei allen Modernisierungsprojekten. Deren gibt es viele.
Handlungsbedarf
Dazu gehört der Transport. In Absprache mit der nationalen Eisenbahngesellschaft entsteht auf dem Gelände von Kronospan ein neuer Güterbahnhof. Ziel ist, dass Spezialzüge die Rohstoffe anliefern und die fertigen Produkte mitnehmen. Für den lokalen Straßenverkehr wird die Verlagerung auf die Schiene eine große Entlastung mit sich bringen und für die Firma bedeutet es weniger Zeitverlust durch Staus auf den Zufahrten oder Lieferwegen.
Diese Entwicklung wird sich auch auf ein anderes, ein neues Problem ausüben: den Staub. Den gibt es seit August, seitdem Kronospan recyceltes Holz in der Produktion verwendet. Gut daran ist, dass es zu einem gewissen Teil aus Luxemburger Beständen stammt, also nicht mehr für teures Geld im Ausland entsorgt werden muss. Lästig aber ist der Staub, der bei der Anlieferung oder dem Mahlvorgang im Freien entsteht. Mit dem neuen Güterbahnhof gekoppelt an neue Lagerkapazitäten will man dieses Problem in den Griff bekommen.
Über die Schiene könnte in Zukunft nicht nur das Holz für die Produktion, sondern auch die Biomasse für die Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen angeliefert werden. Damit, so heißt es von Firmenseite, wird bereits jetzt mehr Energie aus erneuerbaren Rohstoffen gewonnen als vom Unternehmen verbraucht wird.
Ein weiterer Beitrag gegen den Gebrauch von fossilen Brennstoffen ist die Fotovoltaik-Anlage, die zurzeit auf den Dächern von Kronospan entsteht. Anfang 2021 soll sie fertig sein. Der Strom, der dann in der größten Anlage dieser Art des Landes gewonnen wird, könnte rund 1.100 Vier-Personen-Haushalte jährlich versorgen.
Geruchsbelästigung und Lärm
Ab und an klagen Einwohner über Geruchsbelästigung. Auch dieses Problems sei man sich bewusst, so Johann Creusat. Er weist darauf hin, dass der Geruch nicht gesundheitsschädlich sei, trotzdem wolle man etwas dagegen tun. Höhere Schornsteine, wie man es gerüchteweise gehört hat, würden das Problem nur verlagern, nicht lösen, deshalb suche man in eine andere Richtung, andere Filteranlagen beispielsweise.
Weiterer Kritikpunkt ist der Lärm. Wobei die Werte tagsüber in der Norm liegen, nur nachts werden sie das ein oder andere Mal leicht überschritten, so Johann Creusat. Teile der Produktionsanlage, die für den Lärm verantwortlich sind, sollen daher ausgetauscht werden, dann sei man auch nachts im grünen Bereich.
Ein anderes Problem ist die Wasserverschmutzung der Korn. Aber auch dort ist die Firma aktiv. Zurzeit entsteht ein Absetzbecken und anschließend wird eine Kläranlage gebaut.
War da nicht noch etwas? Richtig. Das große Feuer im Sommer 2019 im Holzbestand der Firma. Hunderte Feuerwehrleute waren mehrere Tage im Einsatz, um den Brand zu löschen. Auch daraus habe man die nötigen Lehren gezogen und die Kontrollen verschärft, so Creusat. So werden die Holzmassen, unter denen sich das Feuer wahrscheinlich durch Gärung selbst entzündet hat, nun in regelmäßigen Abständen gedreht.
Verständliche Skepsis
Darf man einem Industriebetrieb so viel Umweltbewusstsein abnehmen? Klar dürfte zumindest sein, dass die Auflagen strenger geworden sind und die nationale Umweltverwaltung als zuständige Autorität auf deren Einhaltung drängt. Kronospan hat also kaum eine andere Wahl, wenn sie, wie es aussieht, am Standort Sanem festhält. Johann Creusat weist zudem aber darauf hin, dass Respekt vor der Umwelt seit Gründung der Firma ernst genommen wird. Dass sich das Unternehmen jährlich und nicht wie vom Gesetz vorgeschrieben im Zweijahrestakt einer Umweltinspektion unterziehen muss, störe ihn dann auch nicht: „Es hilft uns und zeigt, wo wir besser werden müssen.“
Dass sich bei Kronospan vieles zum Besseren entwickle, unterstreicht auch Jos Mathieu. Ursache der Probleme der letzten Jahre könne durchaus sein, dass die Firma einfach zu schnell gewachsen ist und jetzt in verschiedenen Bereichen liefern muss. Da die Kronospan-Verantwortlichen in Sanem versprechen, die Probleme schnell anzugehen, wird man also bald merken müssen, dass den Worten Taten folgen.
Last but not least. Kronospan scheint nicht nur ein Betrieb im Umbruch, sondern auch im Ausbau zu sein. Mit anderen Worten, die Firma rekrutiert. Angeboten werden Ausbildungsstellen in der Buchhaltung oder im technischen Bereich, wie Elektronik und Mechanik. Gesucht würden auch Leute, die bereits über praktische Erfahrung verfügen und sich gerne weiterbilden würden, heißt es von den Verantwortlichen.
Kronospan
Die Firmengeschichte beginnt 1897 mit einem Sägewerk nahe Salzburg in Österreich. Heute zählt Kronospan weltweit 44 Produktionsstätten mit insgesamt 16.000 Mitarbeitern. Produziert werden hauptsächlich Baustoffe auf Holzbasis, wie Laminat oder Spanplatten, für Baumärkte oder die Möbelindustrie zum Beispiel. Die Firma, die immer noch im Privatbesitz der Gründerfamilie Kaindl ist, hat sich 1994 auch in Sanem niedergelassen. Dort beschäftigt sie rund 350 Mitarbeiter und ist im Begriff, das Werk komplett zu modernisieren.
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