/ Eine Frau und ihre Maschine – Sylvia di Bernardo ist im Dienste der Escher Allgemeinheit unterwegs
Wer täglich in den Einkaufsstraßen von Esch unterwegs ist, lernt zwangsläufig auch die Einwohner der Stadt kennen. Sylvia di Bernardo ist gleichzeitig das Rückgrat und das Gesicht der Gemeinde.
Von Misch Pautsch
„Es ist ein Beruf, der sehr nah an den Leuten ist. Und meist mache ich positive Begegnungen“, bestätigt Sylvia di Bernardo, während sie zwei vorbeigehenden Passanten zurückwinkt. Acht Stunden verbringt sie täglich hinter dem Steuer der elektrischen Kehrmaschine der Stadt Esch. „Man nimmt automatisch ein bisschen die Funktion einer Patrouille ein. Ich habe den Blick zwar vor allem auf der Straße – besonders auf herumrennende Kinder muss ich aufpassen, die dürfen keine Sekunde aus den Augen gelassen werden –, aber oft richten sich die Leute auch mit Fragen an mich. Wo sie die eine oder andere Straße finden, an welches Büro sie sich mit ihren Papieren wenden müssen … Wenn ich eine Person sehe, die in Schwierigkeiten steckt oder Fragen hat, helfe ich, wo ich kann.“
Kontakt mit den Leuten
Von 7.00 bis 15.00 Uhr ist Sylvia so täglich im direkten Kontakt mit den Einwohnern von Esch und ihren alltäglichen Problemen und Herausforderungen. Schwierigkeiten gab es bis heute keine. Sylvia hatte noch keinen Unfall, nur gelegentlich achten Leute, deren Augen auf das Handy gerichtet sind, nicht auf die Kehrmaschine. „Diesen Streitsituationen gehe ich aus dem Weg, da gewinnt niemand.“
In ihrer Freizeit tauscht die ausgebildete Rettungsdienstlerin das Lenkrad ihrer Kehrmaschine gegen das eines Krankenwagens aus. Die Hilfeleistung verrichtet sie heute auf freiwilliger Basis, sie wollte den Rettungsdienst nicht zum Beruf machen: „Das hat dann in meinen Augen weniger mit Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft zu tun. Sobald die Hilfe beruflich wird, wird es zur bindenden Verpflichtung. Als Freiwillige habe ich die Möglichkeit, an Tagen, an denen ich nicht auf der Höhe bin, auszusetzen. So vergesse ich nicht, wieso ich dem Rettungsdienst beigetreten bin.“
Mit Chappi in den Wald
Die Zeit, die sie nicht im Dienst der Allgemeinheit unterwegs ist, verbringt Sylvia im Wald mit ihrem Hund Chappi, „einem Mischling, oder ’Delarue‘, wie ich ihn immer nenne. Ich werde immer wieder gefragt, welche Rasse er denn sei und muss mir jedes Mal ein Grinsen unterdrücken, wenn ich erkläre, dass er ein Mischling ist. Ein sehr treuer, liebevoller Hund.“ Spaziergänge und Angeln bieten ihr die Entspannung, die nach den langen Arbeitstagen bitter nötig ist.
Auf die im Rahmen des Internationalen Frauentages gestellte Frage, ob sie in ihrem Berufsalltag mit Vorurteilen konfrontiert wird, reagiert Sylvia verdutzt. „Darauf bin ich eigentlich noch nie angesprochen worden und ich empfinde es auch nicht als einen Männer-Beruf. Ich denke nicht, dass man Unterschiede machen muss, wo keine nötig sind. Frauen auf Baustellen, Dachdeckerinnen, ich sehe nicht, was daran speziell sein sollte.“
Unterschiede sind aus der Welt geschafft
Solange der Beruf den eigenen Interessen entspricht, sollen hier keine Grenzen gezogen werden. „Das sind Fragen, die sich eigentlich gar nicht mehr stellen sollten, die lange überflüssig geworden sind. Viele Organisationen und Menschen haben sich dafür eingesetzt, diese Unterschiede aus der Welt zu schaffen, und ich bin froh, die Früchte davon zu sehen.“
Als ehemalige Fußballerin im Niederkorner Verein bedauert Sylvia auch den Zustand des Frauenfußballs, den sie immer noch genau verfolgt: „Der Sport ist genau der gleiche wie bei den Männern, ich verstehe nicht, wie sich dieser Unterschied immer noch halten kann – national und international. Andere Sportarten scheinen da weiter zu sein. Ich hoffe sehr, dass sich hier in den kommenden Jahren etwas tut. So sehr wir auch mit gutem Beispiel vorangehen, fällt den Vereinen auch eine große Verantwortung zu.“ Es bleibt zu hoffen, dass dieser nachgekommen wird.
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