Stadtgeschichte / Eine Gedenktafel in Weimerskirch erinnert an die „Lakerten“
Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert lebten in den Vororten der Hauptstadt die „Lakerten“, umherziehende Lumpensammler, Kesselflicker und Scherenschleifer. In Weimerskirch wurde diese Woche eine ihnen gewidmete Gedenktafel enthüllt.
Die „Lakerten“ oder „Lompekréimer“ sind längst Geschichte, doch Wörter aus ihrer Sprache, dem „Jéinesch“ – auch noch „Lakerschmus“ genannt – haben bis heute überlebt. Zum Beispiel „alachen“ (einsperren), „Moss” (Mädchen) und „zoppen“ (stehlen). Die „Lakerten“ waren umherziehende Kleinhändler: Lumpen- und Schrotthändler, Scherenschleifer oder Kesselflicker, die sich in den Vororten, vor allem in Weimerskirch, angesiedelt hatten. Der Name „Lakert“ könnte auf das Wort „Laken“ für Plane zurückgehen, mit dem die Wagen der Lakerten bedeckt waren, in denen sie lebten. Anderer Quelle zufolge ist „Lakert“ der jéinische Ausdruck für Lumpen.
Seit kurzem erinnert nun eine 198 Kilogramm schwere, zwei Meter breite und 1,20 Meter hohe Gedenktafel an einer Mauer des Gemeinschaftszentrums „Am Duerf“ in Weimerskirch an die Geschichte der „Lompekréimer“. Der Interessenverein von Eich, Dommeldingen und Weimerskirch hatte 2020 die Bildhauerin Myriam R. Schmit mit der Schaffung des Kunstwerks beauftragt.
Schon 2017 hatte „déi Lénk“ in einer Gemeinderatssitzung ein solches Monument vorgeschlagen. In ihrer Motion schrieb die Partei, dass Ende des 19. Jahrhunderts 184 Familien in der alten Gemeinde Eich und vor allem in Weimerskirch ihren Lebensunterhalt als Lumpensammler verdient hatten. Bis ins 20. Jahrhundert sei in diesen Stadtteilen noch „Jéinesch“ oder „Lakerschmus“ geredet worden. Über die Anzahl der „Lakerten“ gibt es allerdings unterschiedliche Angaben. In einem Beitrag in ons Stad aus dem Jahr 1992[1] schreibt Joseph Sinner: „In einer Bevölkerungsstudie, die die Zeit von 1728 bis 1804 umfasst, gibt es unter 640 Berufen, nur zwei ‚Lompekréimer’.“ Die Behauptung des Sprachwissenschaftlers Joseph Tockert[2], um 1900 hätten dort etwa 40 Familien diesen Handel betrieben, zweifelt er an.
Die Künstlerin und das Motiv
Ein Monument für die „Lakerten“ zu schaffen, habe sie sofort begeistert, sagt Myriam R. Schmit dem Tageblatt. Viele ihrer Vorfahren stammten aus Weimerskirch. „Als ich vor 65 Jahren meine Ferien bei meinen Großeltern in Weimerskirch verbrachte und mein Großvater mir ‚Jéinesch’ beibringen wollte, indem er mir von den ‚Lakerten’ erzählte, hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich eines Tages das Vergnügen haben würde, ihr Andenken zu ehren.“
Das Motiv der bronzenen Reliefs habe sie nach Recherchen über das Leben der „Lakerten“ selbst entworfen, erzählt sie. „Das Thema musste mit der Geschichte vereinbar sein und didaktisch aufbereitet werden, sich an junge und zukünftige Generationen richten, an Schulkinder, die vorbeigehen: Es sollte lebendig und dynamisch, ausdrucksstark und detailliert sein.“
Für das Gesicht des „Lompekréimer“ habe sie sich an einer Reportage über einen Förster inspiriert. „Ich wollte jemanden, der menschlich, mutig und positiv wirkt. Ich wollte ein Gesicht schaffen, in dem man Lebenserfahrung erkennt, das Gesicht eines Menschen, der viel draußen unterwegs ist.“ Nun ähnelten die Augen des abgebildeten „Lakert“ denen ihres Vaters, fügt sie hinzu, was ihr während der Arbeit allerdings nicht bewusst gewesen sei. Ihre Cousine habe sie erst darauf aufmerksam gemacht.
Die Hunde, die den Karren ziehen, seien kräftige Bastarde. „Andere Tiere, gar Pferde, konnten sich die ‚Lakerten’ nicht leisten“, erklärt Schmit.
Zweieinhalb Monate hat sie während des Lockdowns 2020 an dem Modell aus Lehm gearbeitet, was bei der Dimension der Tafel keine einfache Sache gewesen sei. Beim Material entschied sich Schmit für Bronze, da das Metall zeitlos und deswegen am besten für eine Gedenktafel geeignet sei. Im Dezember 2020 wurde das Modell in die Gießerei Deroyaume nach Villers-sur-Port (bei Vesoul, französisches Département Haute-Saône) gebracht. Für den Abtransport des insgesamt 350 Kilogramm schweren Lehmmodells samt Stützen seien sieben Möbelpacker benötigt worden. Nach dem Guss ging es an die Feinarbeiten, das Ziselieren und das Einfärben der Patina: „Bei diesen Arbeitsgängen bin ich immer vor Ort präsent.“
Im Mai 2021 wurde das fertige Bronzerelief nach Luxemburg gebracht und an die Mauer gehängt, was wiederum kein leichtes Unterfangen war. Dass die Platte gleich beim ersten Mal gerade hängen musste, versteht sich von selbst.
Eigentlich war die offizielle Enthüllung schon viel früher geplant, doch auch die musste coronabedingt verschoben werden, da die viersprachige Erklärungstafel, die sich neben dem Relief befindet, nicht rechtzeitig fertig wurde.
Jéinische Kostprobe
Bomm: Kopf
Gielchen: Medaille
Jempi: Gendarm
Kittchen: Gefängnis
Klont: Prostituierte
Knëff: Kerl
kuffen: schlagen, prügeln
Mackes: Schläge
Mécken: Geld
Schécks: Mädchen
Schnorri: Schnapps
Staubejitzert: Frisör
In unserem Artikel „Lompesammler a Schrotthändler“ vom 8.1.2022 unterlief uns ein Fehler mit dem Namen der Künstlerin: Es handelt sich um Myriam R. Schmit und nicht um Maryon Schmit. Wir bitten um Entschuldigung.
[1] Joseph Sinner, „Reizvolle Kontraste im Norden unserer Hauptstadt: Di Al Gemeng Eech“, in „ons Stad“, Nr. 41, 1992, S. 6-11
[2] Joseph Tockert, „Weimerskircher Jenisch, auch Lakersprache oder Lakerschmus genannt: eine Händlergeheimsprache“, Editions Schortgen 2012, réimpression de l’éd. de 1949
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E Gendarm war en Zankert. (Ob et e Jempi war ???) an e Polizist war
e Butzert.