100 Joer LCGB / Eine Gewerkschaft feiert sich selbst
Vor 101 Jahren wurde der LCGB gegründet: Coronabedingt wurde jetzt erst gefeiert, und das im ganz großen Stil – inklusive Großherzog und Großherzogin, Ehrenstaatsminister, der fast kompletten Regierung und vielen weiteren Gästen aus Politik, Gewerkschaft, Unternehmertum, Diplomatie … mit Geburtstagskuchen und mit Gast Waltzing.
Ob die christliche Gewerkschaft nun als Reaktion auf die unhaltbaren Arbeitsbedingungen, besonders in den Erzgruben und den Schmelzen, oder aber als Reaktion der politischen Rechten auf die damals stark werdenden linken Gewerkschaften, den aufkommenden Sozialismus und Kommunismus entstand, wollen wir an dieser Stelle nicht weiter vertiefen. Für Patrick Dury und für Gastredner Jean-Claude Juncker war es jedenfalls eine Reaktion auf erstgenanntes Problem. Und so wurden während der feierlichen Zeremonie die Errungenschaften der sozialen Bewegung hervorgehoben, dies sowohl von Präsident Dury als auch von Premier Bettel, von Vizepremier Bausch und eben von Jean-Claude Juncker, der sich rhetorisch in gewohnt guter Form präsentierte.
Vor hundert Jahren, so der Präsident des LCGB, gründete die Gewerkschaft ihre Arbeit auf die christliche Soziallehre, eine Weltanschauung, die sich während der ganzen Zeit kaum veränderte. Und er zählte Erreichtes auf: 40-Stunden-Woche, sozialer Mindestlohn, bezahlter Urlaub, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, Lohnfortzahlung bei Krankheit, Rentenversicherung, Pflegeversicherung, Kindergeld …
Dury sprach den Widerstand während des Zweiten Weltkriegs an und spannte eine Brücke zum russischen Überfall auf die Ukraine. Ein starkes Europa und ein friedliches Miteinander seien unabdingbare Voraussetzungen für eine wirtschaftliche und soziale Weiterentwicklung im Interesse der Menschen. Nach einem Streifzug durch soziale Krisen, wie der Stahlkrise Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts oder der Restrukturierung der Eisenindustrie, ging er auf Projekte der (eigenen Aussagen zufolge 45.000 Mitglieder zählenden) Gewerkschaft ein, die eine „App“ mit all ihren Leistungen vorstellen werde und das Projekt „Luxmill“ auf Belval abschließen möchte.
Neben Staatsminister Xavier Bettel war auch Vizepremier François Bausch als Redner vorgesehen, dies für den Fall, wo Bettel andere Verpflichtungen haben sollte. Schließlich sprachen beide und gratulierten dem LCGB, wobei Bettel die konstruktive Mitarbeit der Gewerkschaft während der Tripartite hervorhob und auf die 1. Mai-Feier der Gewerkschaft einging, die ihm offensichtlich besonders gut gefallen hatte. Auf die sich an seinen Besuch anschließende Kritik ging er dabei nicht ein.
François Bausch fand einen Einstieg in seine Rede mit der großen Demonstration von 1973, deren Forderungen auch heute noch zum großen Teil aktuell seien. Dies zeige, dass die gewerkschaftliche Arbeit immer noch oder gerade jetzt von herausragender Bedeutung sei. Dabei lobte er das große Verantwortungsbewusstsein der nationalen Gewerkschaften, dies auch im Zusammenhang mit der jüngsten Tripartite.
Als Hauptredner kündigte Camille Ney, der durchs Programm führte, schließlich Ehrenstaatsminister und den früheren Präsidenten der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, an, der unterstrich, er sei seit nunmehr 47 Jahren LCGB-Mitglied, länger als er in der CSV organisiert sei. Noch vor den obligaten Beleser Erzählungen von Arbed und seinem Vater, dem lokalen Sektionspräsidenten der Gewerkschaft, der gerne mit Marcel Glesener (Sekretär der gleichen Sektion) in der häuslichen Küche über Politik und Stahlproduktion diskutierte, über die vielen Reden an Sonntagnachmittagen, die er während lokaler LCGB-Versammlungen hielt, warnte Juncker vehement vor aufstrebendem Populismus und Postfaschismus an den Beispielen Italien und Schweden und schloss auch die politische Krise in Großbritannien mit ein.
Die populistischen Argumente dürften nicht übernommen werden, ansonsten das Risiko bestünde, dass „wir alle zu Populisten werden“. Es gelte, diese Tendenzen jetzt zu bekämpfen, solange noch Zeit dazu bleibe.
Die christliche Gewerkschaft habe im Gegensatz zu klassenkämpferischen Tendenzen bereits in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf soziale Marktwirtschaft gesetzt und orientiere sich auch heute noch an katholischen Enzykliken, von denen Junker denn auch gleich einige aufzählte (Rilke ließ er diesmal aus).
Abschließend äußerte er den hypothetischen Wunsch nach einem Wiedersehen beim 150. Jubiläum, meinte aber gleich einschränkend und leicht spitzbübisch, die meisten der Gäste im Saal würden dies wohl kaum erleben …
Die Lacher hatte er so auf seiner Seite und sein Sprachwitz ist immer noch so erfrischend wie die Tatsache, dass Wahlkampf (vor der elektoralen Doppelabstimmung im kommenden Jahr) während der Jubiläumsfeier nicht vorkam.
Der Rest des Abends war Gast Waltzing und philharmonischen Darbietungen, Cocktails und vielen Gesprächen vorbehalten.
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Eine Gewerkschaft feiert sich selbst
Vor 101 Jahren wurde der LCGB gegründet: Coronabedingt wurde jetzt erst gefeiert, und das im ganz großen Stil – inklusive Großherzog und Großherzogin, Ehrenstaatsminister, der fast kompletten Regierung und vielen weiteren Gästen aus Politik, Gewerkschaft, Unternehmertum, Diplomatie … mit Geburtstagskuchen und mit Gast Waltzing.
Das Geld von den Mitglieder mus ja weg werden soviso keine Streicktage damit Bezaht also kann man ja Feiern
Alles große Show, mit allen
möglichen Bonzen,
als Gewerkschaft nicht viel mehr
am Hut,selig die noch Mitglied
sind,sollten auch diesen über-
heblichen Verein verlassen.
So sieht die politische Society
in Luxusburg aus,Gesellschaft
wird immer mehr gespaltet,
lamentabel ,arrogant,überheblich
und trotzdem armselig.
Es stinkt bis zum Himmel.