Fußball / Eine Mannschaft mit viel Potenzial: Eine Bilanz der WM-Qualifikation
Gab es jemals eine bessere Fußballnationalmannschaft? Daran dürften sich in Luxemburg die Geister nicht mehr scheiden. Nach neun Punkten in einer schweren WM-Qualifikationsgruppe fällt die Bilanz größtenteils positiv aus und der Blick in die Zukunft sieht auch gut aus. Da jedoch noch sehr viel Potenzial in der Mannschaft schlummert, waren die vergangenen Monate eigentlich nicht mehr als ein weiterer Zwischenschritt. Eine Tageblatt-Bilanz.
Zahlen lügen nicht
Fakt ist, dass Luxemburg die beste WM-Qualifikation der Verbandsgeschichte gespielt hat. Zum absoluten Quali-Rekord fehlte ein Punkt. Die neun Punkte aus dieser Kampagne sind allerdings mehr wert als die zehn Zähler aus der EM-Quali 1995. Damals trat Luxemburg gegen fünf Nationen an, diesmal waren es nur vier Gegner, die zudem stärker waren als jene vor 26 Jahren. Die FLF-Auswahl erzielte acht Treffer – genauso viele wie in der WM-Quali 2018 (Sechsergruppe). Fünf der acht Tore gingen auf das Konto von Gerson Rodrigues, der damit zu den treffsichersten Spielern der gesamten WM-Qualifikation zählte. Leandro Barreiro war der einzige Luxemburger, der in allen acht Qualifikationsspielen die kompletten 90 Minuten auf dem Platz stand.
Tore und Gegentore
Acht Tore aus acht Spielen sind ein guter Wert für die FLF-Auswahl. Vor allem weil in der Gruppe A mit Serbien, Portugal und Irland drei Nationen vertreten waren, die eine WM-Teilnahme für sich beanspruchten. Die Treffer der Luxemburger waren keine Zufallsprodukte, sondern das Resultat einer Mannschaft, die sich technisch auf einem sehr guten Niveau befindet. Eigentlich hätten die „Roten Löwen“ aber auch doppelt so viele Tore erzielen können. Es fehlt ein Killer vor dem Kasten – und den wird es so schnell nicht geben. Den acht Toren stehen aber auch 17 Gegentore (2,13 pro Spiel) gegenüber. Deutlich zu viel.
Das hängt einerseits damit zusammen, dass Luc Holtz mit einer offensiven Philosophie antritt, die ihre Risiken birgt, aber auch den Erfolg der vergangenen Jahre erklärt.
Andererseits ist die FLF-Auswahl in der Abwehr teilweise etwas dünn besetzt. Maxime Chanot ist derzeit der mit Abstand beste Innenverteidiger, den Luxemburg hat. Seine Abwehrkollegen hinken noch etwas hinterher. Lars Gerson ist seit Monaten verletzt, Dirk Carlson ist vor allem ein Innenverteidiger für eine Dreierkette, Enes Mahmutovic ist auf dem Weg nach oben und Vahid Selimovic hat derzeit bei OFI Kreta kaum Spielzeit.
Der Fortschritt
Konstanz lautet hier das Stichwort. Die größte Erkenntnis ist, dass sich die FLF-Auswahl in den vergangenen Jahren in eine Richtung entwickelt hat, die es zulässt, vor jedem Spiel an einen Sieg zu glauben. Außer vielleicht gegen die Top-15-Mannschaften der Welt, können die „Roten Löwen“ mit fast jedem Gegner auf Augenhöhe sein. Häufig entschieden die oft erwähnten „Details“ – was teilweise auch auf mangelnde Erfahrung oder taktische Entscheidungen zurückzuführen war. Auch aus diesem Grund war der 1:0-Sieg in Dublin gegen Irland von großer Bedeutung. Nach mehreren Anläufen und vielen guten Spielen schaffte es die Holtz-Truppe endlich, gegen eine der europäischen Traditions-Nationalmannschaften zu gewinnen.
Die Zukunft
Die Mannschaft ist noch jung und hat Zukunft. Auch die Routiniers Maxime Chanot (31 Jahre alt), Anthony Moris (31), Lars Gerson (31) und Laurent Jans (29) haben noch einige Jahre vor sich. Fast der gesamte Rest der Mannschaft könnte auch noch in den nächsten sechs bis acht Jahren auf dem Platz stehen. Um die Zukunft muss sich Holtz keine Gedanken machen. Talente wie Yvandro Borges (17), Mathias Olesen (20), Timothé Rupil (18) haben ihr Debüt bereits gefeiert und haben noch Zeit, sich zu entwickeln.
Dahinter lauern weitere potenzielle „Rote Löwen“ wie David Jonathans (17 Jahre alt, Bayern München/D), Selim Turping (16/Borussia Mönchengladbach/D), Leon Elshan (17, Roda Kerkrade/NL), Eldin Dzogovic (18, 1. FC Magdeburg/D) oder Seid Korac (20, Esbjerg fB/DK).
Die neue Heimat
Endlich: Die FLF-Auswahl hat seit September eine neue Heimat – und was für eine. Das Stade de Luxembourg und die Leistungen der Nationalmannschaft verfügen über sehr viel Strahlkraft. Gegen Irland war die schmucke Arena erstmals ausverkauft. Dabei ging es weder für den Gegner noch für die „Roten Löwen“ um etwas. Die Nationalspieler konnten sich über eine nie dagewesene Unterstützung freuen. Die FLF-Auswahl hat endlich ihren zwölften Mann, und das wird in Zukunft mit Sicherheit Auswirkungen auf die Leistungen vor heimischem Publikum haben. In puncto Organisation müssen die Stadt Luxemburg und der Verband jedoch noch nachlegen. Lange Schlangen an den Eingängen und den Imbissständen machen den Stadionbesuch nicht unbedingt zu einem perfekten Erlebnis. Für die langen Warteschlangen wird man jedoch spätestens entschädigt, wenn man die „Roten Löwen“ aus nächster Nähe und ohne Zaun und Leichtathletikpiste anfeuern kann.
Nations League im Blick
Am 16. Dezember findet im schweizerischen Montreux die Auslosung der Nations League 22/23 statt. Luxemburg geht in der C-Liga an den Start und ist im Gruppentopf zwei eingeteilt. Die sechs Spiele finden vom 1. Juni bis 27. September statt. Mögliche Gegner sind die Türkei, Slowakei, Bulgarien, Nordirland (Topf 1), Litauen, Georgien, Aserbaidschan, Kosovo (Topf 3) sowie Kasachstan oder Moldawien, Estland oder Zypern, Gibraltar und die Faröer Inseln (Topf 4). Ob die Sieger der einzelnen Divisionen diesmal wieder ein Ticket für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland erhalten werden, steht derzeit noch nicht fest.
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Immerhin gab es die mannschaft in den 60er jahren die beinahe das halbfinale einer EM erreicht hatte.
Sicherlich war damals der turniermodus ganz anders…allerdings gab es auch noch nicht diese ueberzahl an doch recht mittelmaessigen mannschaften wie azerbaidschan z.bsp. gegen die wir 6 punkte geholt haben.