European Championships / Eine Medaille als Höhepunkt: Rückblick auf elf Tage Sporteuphorie
Es war ein kleines Sommermärchen, das sich in den letzten elf Tagen in München bei den European Championships abspielte und Sportarten in den Mittelpunkt rückte, die nicht immer im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Auch 21 Luxemburger Sportler waren bei der Multi-EM dabei, das Tageblatt wirft einen Blick zurück auf ihre Leistungen.
Kanu-Rennsport: Es war eine kleine Überraschung, denn neben den bekannten Sportarten war Luxemburg auch in einer Disziplin in München vertreten, die sonst kaum im Fokus steht: dem Kanu-Rennsport. Nachdem Dario Maksimovic 2020 und 2021 keinen Wettbewerb bestritten hatte, versuchte es der 33-Jährige im Einer-Kanadier über 200 Meter, kam aber nicht über den letzten Platz in seinem Vorlauf hinaus. Die angepeilten 5.000 Meter bestritt er dann nicht mehr.
Kunstturnen: Ein 66. Rang von Céleste Mordenti im Mehrkampf: Die 19-jährige Turnerin hatte sich sicherlich mehr versprochen, konnte jedoch nach einer mehrmonatigen Wettkampfpause, in der sie sich komplett auf ihr Abitur konzentriert hatte, nicht ihr Leistungspotenzial abrufen. Am Ende stand eine Wertung von 43,932 Punkten zu Buche, womit sie rund vier Punkte unter ihrer Bestleistung von 47,791 blieb, die sie im letzten Jahr bei der WM aufgestellt hatte. Gute Nachrichten gab es dann jedoch nach dem Wettkampf, denn die FLGym-Turnerin steht bereits jetzt als Nachrückerin für die WM in zwei Monaten fest und kann in diesem Jahr doch noch einen neuen Anlauf starten.
Neben Mordenti war die FLGym in München erstmals mit einem vierköpfigen Team bei einer Junioren-EM der Herren dabei. Es ist ein Zeichen dafür, welche Arbeit in den vergangenen Jahren bei der Jugend gemacht wurde. Auch wenn sich Quentin Brandenburger seinen Finaltraum in seinem letzten Juniorenjahr nicht erfüllen konnte und Mathis Kayser am Sprung ebenfalls unter seinen eigenen Erwartungen blieb, so zeigten die Junioren, dass Luxemburg sich auch im Turnsport längst nicht mehr verstecken muss und man von ihnen in Zukunft noch hören wird. Vor allem vom 18-jährigen Brandenburger, der nun den Wechsel zu den Seniors angehen muss, aber durch seine Leistungen der letzten Monate bereits internationale Vereine auf sich aufmerksam gemacht hat. Auf Klubebene wird der FLGym-Turner somit in Deutschland sowie in der französischen Top 12 antreten.
Leichtathletik: Mit vier Athleten war die FLA-Delegation die größte der rezenten Vergangenheit. Und während die beiden Olympioniken Bob Bertemes – der im Kugelstoßen bereits die gesamte Sommersaison seiner Form hinterherlief – und Charel Grethen – der seinen Vorlauf über 1.500 Meter taktisch falsch anging und das Tempo zu früh anzog – früh scheiterten, sorgten zwei Frauen für positive Schlagzeilen. Die Sprinterinnen Patrizia van der Weken, über 100 Meter, und Victoria Rausch, über 100 Meter Hürden, zogen ins Halbfinale ein. Ein 17. Platz für Van der Weken und ein 20. für Rausch können sich sehen lassen und so blieb vor allem die Hürden-Sprinterin deutlich unter ihrem europäischen Ranking.
Radsport: Es war ein Parcours, der auf Sprinter zugeschnitten war und so kam es in beiden Straßenrennen auch, wie es kommen musste und die Entscheidung fiel im Sprint. Kein leichtes Unterfangen für die FSCL-Fahrer, denn Christine Majerus war als Einzelkämpferin unterwegs, Colin Heiderscheid und Cédric Pries als Duo. Dennoch kamen Majerus und Pries mit der Spitzengruppe ins Ziel.
Tischtennis: Mit sechs Teilnehmern war die FLTT die quantitativ größte luxemburgische Delegation in München und enttäuschte nicht, denn das Damen-Doppel Ni Xia Lian und Sarah De Nutte, das sich in den letzten Monaten in die Weltklasse hochgespielt hat, kam mit der einzigen luxemburgischen Medaille – Bronze – zurück, auch wenn es am Ende nicht für das von vielen erhoffte Gold reichte. Ni zog mit ihren 59 Jahren zudem im Damen-Einzel ins Achtelfinale ein, wo sie auch mit Mixed-Doppelpartner Luka Mladenovic stand. Am Ende verloren die FLTT-Spieler viele sehr knappe Spiele, die durchaus auch hätten anders ausgehen können.
Triathlon: Es war eine der anspruchsvollsten Strecken, die die Triathleten wohl je gesehen haben. Die Leistungen bei der EM sind somit schwer mit anderen zu vergleichen. Am Ende machte Bob Haller auf der herausfordernden Laufstrecke noch einige Plätze gut und landete auf Rang 34, während der junge Lucas Cambresy bei seiner Premiere auf der olympischen Distanz noch Lehrgeld zahlen musste. Spätestens wenn Jeanne Lehair – nach Sturzbehinderung und Magenkrämpfen 40. in München – im November offiziell für Luxemburg starten darf, dürfte der Triathlon in Luxemburg auch bei den Frauen noch einmal ein Stückchen mehr in den Fokus rücken.
Nach dem Rausch: Wie geht es mit den European Championships weiter?
Die tollen Tage von München sind vorbei. Nach elf Tagen „Sommermärchen“ mit Europameisterschaften in neun Sportarten ziehen die European Championships weiter. Nur wohin und vor allem mit wem, weiß noch niemand. Als Kandidaten für die Ausrichtung 2026 gelten Birmingham und Budapest. Welche Verbände dort ihre EM-Titel im Rahmen der European Championships vergeben wollen, sei „eine Diskussion für die Zeit nach den European Championships“, hatte Paul Bristow, Mitbegründer und Geschäftsführer des European Championships Managements, zum Start des Sport-Spektakels gesagt.
Bei der zweiten Auflage nach 2018 – damals in Glasgow und Berlin – hat das Multisportevent gezeigt, wie gut es funktioniert. Mehr als eine Million Besucher, 400.000 verkaufte Tickets und starke TV-Quoten für ARD und ZDF – die Vielseitigkeit des Sports hat die Menschen interessiert und fasziniert. Sportarten wie Klettern, Beach-Volleyball, Bahnrad und Triathlon begeisterten in München eine breite Öffentlichkeit. „Wir sind sehr glücklich über dieses Format. Die Sportarten befruchten sich gegenseitig. Das ist für die Zuschauer toll, aber auch für die Athletinnen und Athleten, Betreuerinnen und Betreuern“, sagte Sportdirektor Martin Veith vom Deutschen Alpen-Verein (DAV). Die Medienaufmerksamkeit sei ein Benefit für alle. In der Leichtathletik sind einige aber nicht so begeistert. Sie sehen die hervorgehobene Stellung der Leichtathletik in den Sommersportarten gefährdet. Im Schwimmer-Lager würden viele hingegen eine Rückkehr zu den European Championships begrüßen, nachdem deren EM 2018 noch in Glasgow eingebunden war.
Dass die European Championships auch nicht grenzenlos Sportarten an einem Ort integrieren können, machte Olympiapark-Geschäftsführerin Marion Schöne klar. Mit neun Sportarten sei man in München an Grenzen gestoßen, hatte sie zum Abschluss betont. Und das Event gibt es auch nicht zum Nulltarif. Zu den anderthalb Wochen „Sommermärchen“ steuerte die öffentliche Hand 100 Millionen Euro bei. Aus Sicht der Wirtschaft aber gut angelegtes Geld. (dpa)
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