Theater / Eine One-Woman-Show: Laure Schreiner spielt ihr selbstverfasstes Stück „D’Alice am Verwonnerland“
Alleine auf der Bühne und ohne viele Requisiten – das wird die Luxemburger Künstlerin Laure Schreiner an diesem Wochenende im „Centre des arts pluriels Ettelbruck“ (CAPe) sein. Und zwar für ein Theaterstück, das sie selbst geschrieben hat. „Es war, als wäre ein Knoten geplatzt“, erzählt sie über den Entstehungsprozess.
„Ich erinnere mich noch an den Moment, als im Schultheater die Rollen verteilt wurden. Mir gefiel die von Zeno, dem Kaiser. Mein Lehrer wies mich darauf hin, dass das eine Männerrolle sei. Ich schlug vor, mir einen Schnurrbart aufzukleben“, erinnert sich Laure Schreiner an eine für sie sehr wichtige Rolle, für die sie im „Lycée classique de Diekirch“ (LCD) auf der Bühne stand. Der Lehrer entgegnete der Abschlussschülerin damals, dass sie die Rolle haben könne – wenn keiner der Mitschüler diese übernehmen wolle. Niemand meldete sich. „Ich kam auf die Bühne und habe mein Bestes gegeben“, sagt die 37-Jährige über den Auftritt vor 18 Jahren.
Laure Schreiner ist eher schüchterner – das sagt sie von sich selbst und erklärt, dass sie das auch schon als Schülerin war – und dann alle mit ihrer Energie auf der Bühne überrascht. Denn die Schüchternheit hält die hauptberufliche Gymnasiallehrerin nicht davon ab, ihrer Leidenschaft nachzugehen: dem Theater. An diesem Wochenende wird sie zum ersten Mal ein von ihr geschriebenes Stück spielen: „D’Alice am Verwonnerland“. Eine One-Woman-Show, so beschreibt sie es bei einem Gespräch in einem Café in Luxemburg-Stadt. Ihr erstes Solo-Projekt. „Ich wollte das immer einmal machen. Alleine auf der Bühne zu stehen, ist die größte Herausforderung. Denn es ist keiner da, der dich retten kann“, erklärt die herzliche Frau.
Die Handlung soll mitreißen, kann aber auch zum Denken anregen. „Theater ist für mich Unterhaltung, das Publikum soll lachen. Es kann aber auch einen Moment in sich gehen. Man kann das Stück als Kabarett sehen oder aber wie Alice tiefer eintauchen“, so Laure Schreiner. Mit Humor und Satire greift die Autorin soziale und politische Themen auf: So beschäftigt sich Alice mit der richtigen Berufswahl und den Beziehungen, Netzwerken und Favoritismus, wie sie im Arbeitsleben vorkommen. Sie stellt sich aber auch Fragen zur Rolle der Frau in der Gesellschaft oder wundert sich über den surrealen Immobilienmarkt in Luxemburg.
Hadern mit dem Berufsweg
Es geht um junge Menschen, die ihren Platz in der Gesellschaft suchen. So wie auch Laure Schreiner es getan hat: Denn die junge Frau aus dem Norden von Luxemburg haderte nach dem Abschluss vor allem mit der Wahl zwischen dem Besuch einer Schauspielschule oder einer Einschreibung an einer Universität. Es wurde ein Studium der englischen Literatur an der „University of St. Andrews“ in Schottland, auf das Kurse in komparativer Literatur am „King’s College London“ in Großbritannien folgten. „Ich bereue nicht, diesen Weg gegangen zu sein und bin dafür dankbar“, sagt die an Literatur interessierte Frau über diese Entscheidung.
In dieser Zeit führte Laure bei Stücken Regie und stand selbst auf der Bühne. Und das wollte sie auch nach ihrer Rückkehr in die Heimat 2011 weiter tun. Bei ihrer Suche nach einer Theatergruppe stieß sie damals auf die Webseite des freischaffenden Autors, Schauspielers und Schriftstellers Jemp Schuster und den Theaterverein „Op Schéimerech“. Kurzerhand beschloss sie, ihn nach einer Rolle zu fragen. „Ich kann heute noch nicht glauben, dass ich das einfach so getan habe. Ich rief an und sagte: ‚Moien, ich bin Laure Schreiner und ich würde gerne Theater spielen‘“, erinnert sich die 37-Jährige lachend. Unter seiner Regie wird sie viele Rollen übernehmen, unter anderem „D’Meedche vu Gëtzen“.
Ich rief an und sagte: ‚Moien, ich bin Laure Schreiner und ich würde gerne Theater spielen‘Künstlerin
Es waren laut Laure Schreiner dann auch Jemp Schuster und seine Frau Michèle Turpel, die ihr einen wichtigen Stups in die richtige Richtung gaben. Sie ermutigten die junge Mutter, endlich selbst ein Theaterstück zu verfassen. Jemp Schuster bot an, Regie zu führen. „Als ich wusste, dass er hinter mir steht, floss die Geschichte nur so aus mir heraus. Es war, als wäre ein Knoten geplatzt“, denkt Laure Schreiner an den Entstehungsprozess im Oktober 2022 zurück. Welch’ große Erleichterung das für sie war, ist ihr noch heute anzumerken. Drei Wochen dauerte das Schreiben. Sie tat es immer dann, wenn ihr kleiner Sohn abends im Bett war. Eine große Unterstützung war dabei ihr Mann, sagt Laure Schreiner.
Finden der eigenen Kunst
Wie im Titel deutlich wird, gibt es in dem Stück Allusionen auf andere Texte, unter anderem auf „Alice’s Adventures in Wonderland“ von Lewis Carroll. Ein Beispiel von Nonsensliteratur. „Dieses Stilmittel passt in die heutige Zeit und in die verdrehte Realität. Das kleine Mädchen versteht sich und die Welt nicht und kann sich so einfach nur wundern.“ Aber auch an folkloristischen Märchen, der griechischen Mythologie und an Shakespeare hat die Autorin sich inspiriert. „Man muss aber kein Experte von Alice oder Shakespeare sein, um sich das Stück anzuschauen. Man kann es auch als satirisches Kabarett sehen“, unterstreicht Laure Schreiner.
Wer sich bereits mit Alice im Wunderland beschäftigt hat, dürfte beim Originaltext nicht an den liebevollen Zeichnungen von John Tenniel vorbeigekommen sein. Auch Laure Schreiners Darstellung wird von Illustrationen begleitet: von der Luxemburger Künstlerin Nadine Juliette Weber, die ihre Werke unter dem Pseudonym „Mélusine Mainville“ veröffentlicht. Auf einer Leinwand werden diese unter Begleitung von Musik und Sound-Effekten gezeigt. So kann das Publikum Alice bei ihrer Entwicklung zuschauen, an deren Ende eine wichtige Erkenntnis steht. Vor der ersten Aufführung verrät Laure Schreiner nur so viel: „‚D’Alice am Verwonnerland‘ ist meine Liebeserklärung an das Theater.“
Sich das Theaterstück ansehen
Aufgeführt wird „D’Alice am Verwonnerland“ an diesem Wochenende im „Centre des arts pluriels Ettelbruck“ (CAPe). Die Vorstellungen von Freitag und Samstag sind bereits ausverkauft, für Sonntag gibt es laut CAPe noch rund 50 Tickets. Diese Vorstellung beginnt um 17 Uhr. Das Theaterstück wird auf Luxemburgisch aufgeführt und hat eine Dauer von 75 Minuten ohne Pause. Der Normaltarif ist 21 Euro, Jugendliche bis 26 Jahre zahlen 10,50 Euro und Menschen mit Kulturpass 1,50 Euro. Reserviert werden können Tickets unter der Telefonnummer 26 81 26 81 oder per Mail an tickets@cape.lu. Außerdem wird das Theaterstück am 10. März 2024 kurz nach dem Weltfrauentag im „Cube 521“ in Marnach aufgeführt.
Allzu aufgeregt wird sie nicht sein, wenn sie an diesem Wochenende nun alleine auf der Bühne stehen wird, um im CAPe ihr erstes selbst verfasstes Theaterstück aufzuführen. Sorgen macht sie sich generell bei solchen Auftritten eher darum, dass sie krank wird, keine Stimme mehr hat oder sich ein Bein bricht. Nach dem Gespräch mit der leidenschaftlichen Künstlerin lässt einen der Eindruck allerdings nicht los, dass Laure Schreiner sogar das meistern würde. Zufrieden stellt sie fest: „Ich habe im Theater meine Kunst gefunden.“
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