Esch / Eine süße Tradition: Der DT Esch Abol verkauft am Nationalfeiertag seine berühmten Waffeln
Der 22. Juni war ein besonderer Tag in Luxemburg und vor allem in Esch/Alzette. Die Sonne kämpfte sich durch die Wolken, während die Stadt sich auf den Nationalfeiertag vorbereitete. Mittendrin: der Tischtennis-Club DT Esch Abol, der das Tageblatt eingeladen hatte, diesen seit mittlerweile 20 Jahren bestehenden Tag zu zelebrieren.
Bereits am frühen Morgen herrscht geschäftiges Treiben auf dem Escher Rathausplatz, als fleißige Helfer eifrig Zelte und Stände aufbauten, darunter auch der DT Esch Abol. Um 15 Uhr versammelt sich dann das gesamte Team um Präsident Laurent Kohl, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Waffeleisen, Dekorationen und Beleuchtung werden aufgerichtet, damit ab 16 Uhr die ersten Waffeln über die Theke gehen können. So dauert es auch nicht lange, bis der Stand die ersten Besucher anzieht, die die mittlerweile schon berühmten „Eisekuchen“ probieren wollen. „Es ist wirklich ein gutes Team und ein Team, das schon lange zusammenarbeitet. Wir machen das schon seit etwa 20 Jahren so“, erklärt Laurent Kohl stolz.
Das Geheimrezept für die Waffeln stammt von seiner Mutter Thérèse Kohl und sie ist es auch, die gemeinsam mit Nachbarin Françoise Ries den Teig vorbereitet. „Für mich war der Nationalfeiertag immer ein Tag der Arbeit, aber auch der Freude. Es war immer schön, anderen eine Freude zu machen“, erzählt sie. Verarbeitet wird der Teig von Waffelmeisterin Carla Valente – eine Tradition, die diese bereits vor 15 Jahren mit Freude übernommen hat.
Eschs bunte Familie
Der DT Esch Abol mit seinen rund 40 aktiven Mitgliedern ist ein wahres Spiegelbild der multikulturellen Stadt Esch selbst – mit Menschen aus Ländern wie Frankreich, Vietnam, Peru, Luxemburg und Albanien. „Wir hatten schon immer viele Nationalitäten“, erzählt der Präsident des Clubs. Ricardo, zum Beispiel, kam in Peru zur Welt, ist in Kanada aufgewachsen und lebt seit 2018 in Luxemburg. „Meine Frau kommt aus Esch und wir haben uns entschieden, hier eine Familie zu gründen“, erzählt er. „Verglichen mit Montréal, wo ich studiert habe, ist Esch ein wunderbarer Ort für Familien.“ Auf die Frage, wie sehr er sich mit Luxemburg verbunden fühlt und was der Nationalfeiertag für ihn bedeutet, hat er direkt eine Antwort parat: „Es ist ein interessanter Tag, weil er die verschiedenen Nationalitäten zusammenbringt, die Esch und den Süden repräsentieren. Es erinnert mich an die multikulturelle Atmosphäre von Montréal. Es ist schön, alle Nationalitäten zusammen zu sehen, was sonst nicht so oft vorkommt.“
Dem stimmt auch Florian zu: „Vor dreißig Jahren wusste ich nicht einmal, was Luxemburg ist, und heute fühle ich mich als Luxemburger. Mein Lebensmittelpunkt ist hier.“ In diesem Sinne findet er den Nationalfeiertag großartig: „Es ist ein Tag, an dem die Menschen ihr gemeinsames Leben feiern und sich mit etwas Größerem verbunden fühlen.“
Als engagiertes Mitglied des Tischtennis-Clubs berichtet er außerdem von seiner Leidenschaft für den Sport: „Ich spiele seit fünf Jahren im Club. Als ich jung war, habe ich bis zu meinem 14. oder 15. Lebensjahr in Albanien gespielt. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es mir immer noch Spaß macht und bin dem Club beigetreten. Seither bin ich ebenfalls im Komitee aktiv.“ Auch Club-Sekretär Romain Plier hat bereits in jungen Jahren mit dem Sport angefangen. „Ich bin Ende 2019 zum DT Esch gekommen, aber mit dem Sport habe ich schon viel früher angefangen, etwa 2005“, erzählt er. „Während der Schulzeit und des Studiums hatte ich eine zehnjährige Pause eingelegt, aber seit 2019 bin ich wieder aktiv dabei.“
Doch was macht diese Sportart so besonders für ihn? „Die Schnelligkeit. Man muss auf Zack sein und taktisch gut überlegen, um im Match den Punkt zu machen. Es ist viel Feingefühl dabei, um die Technik korrekt auszuführen, und der Sport hat eine enorme Tiefe, die man vielleicht nicht sofort erkennt. Man lernt nie aus“, antwortet Plier.
Pünktlich zu Beginn der Parade um 17 Uhr kommt dann endlich die Sonne zum Vorschein. Das erbgroßherzogliche Paar, Politiker und andere namhafte Luxemburger Repräsentanten machen sich gemeinsam mit zahlreichen Escher Vereinen auf den Weg vom Brill-Platz durch die belebte Fußgängerzone bis zum Rathaus. Zuschauer säumen den Weg und begrüßen die Teilnehmer mit Applaus und erhobenen Smartphones.
Am Rathausplatz gilt es dann die Luxemburger Prominenz auf der Tribüne mit einem freundlichen Winken zu begrüßen, ehe das Team zum Waffelstand zurückkehrt. Der späte Nachmittag verläuft ruhig, doch der DT Esch Abol ist zuversichtlich, dass sich der Platz bis zum Feuerwerk um 23 Uhr füllen wird. Und so kommt es auch.
60 Jahre DT Esch Abol
Da der Verein in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen feiert, darf sich das Team an diesem Nationalfeiertag über einen ganz besonderen Besuch freuen. Im Anschluss an die Parade gibt sich nämlich das erbgroßherzogliche Paar die Ehre und zeigt großes Interesse am Club und seiner Geschichte. Präsident Laurent Kohl erinnert sich schmunzelnd: „Der Erbgroßherzog fragte, ob wir in den 60 Jahren jemanden zu den Olympischen Spielen geschickt hätten. Natürlich nicht, aber sie waren sehr nett und haben unsere berühmten Waffeln probiert. Jetzt sind wir offiziell ‚fournisseurs de la cour‘“, lacht er.
Der Tag endet offiziell um 23 Uhr mit einem prächtigen Feuerwerk, doch die Feierlichkeiten gehen für viele Besucher bis tief in die Nacht weiter. „Unser Fazit ist durchweg positiv“, resümiert Laurent Kohl zufrieden. „Das Wetter hat mitgespielt, wir hatten genug Teilnehmer für die Parade und der hohe Besuch war eine besondere Ehre. Außerdem haben wir alles verkauft, was wir mitgebracht hatten: rund 250 Waffeln. Das ist nicht immer der Fall.“
Doch der Tag ist nicht nur ein Erfolg für den DT Esch Abol, sondern auch ein Beweis dafür, wie verbindend und gemeinschaftsfördernd der Nationalfeiertag sein kann. Die Mitglieder des Clubs haben gezeigt, dass mit Freundschaft und Leidenschaft selbst die kleinsten Aktionen eine große Wirkung haben können.
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