TeamGym / Eine Teamsportart für alle: Voller Eifer Richtung Heim-EM
Endlich auch im Team antreten können – ein Vorteil, der inzwischen bereits einige Turnerinnen zum Teamgym hingezogen hat. Doch auch Jungs sind willkommen und entdecken die junge Sportart langsam, aber sicher für sich.
Rhythmische Musik ertönt aus dem Lautsprecher: „Beim Teamgym muss immer Musik laufen, am besten etwas, das auch einen guten Beat hat. Darauf bestehen die Mädchen und Jungs“, erklärt FLGym-Generalsekretär Silvio Sagramola mit einem Lachen, als er gerade die Musikanlagen in der Sporthalle in Hosingen angeworfen hat. Hier trainieren die Nationalkader im Teamgym regelmäßig jeden Sonntag, absolvieren in dieser Karnevalswoche jedoch einen speziellen Lehrgang, für den extra der portugiesische TeamGym-Trainer Vasco Santos angereist ist. Mit ihm arbeitet die FLGym bereits seit 2019, den ersten Tagen des TeamGym in Luxemburg, regelmäßig zusammen.
Auf den Matten tummeln sich in diesem Moment gerade mehrere Sportler, schließlich ist es der Tag der Wachablösung in Hosingen: Denn während der erste Teil der Karnevalsferien den Seniors vorbehalten war, folgt an diesem Mittwoch der Nationalkader der Junioren, der aufgrund der Corona-Bestimmungen seinen Lehrgang noch vor sich hat. Was die ältere Gruppe in den vergangenen Tagen erarbeitet hat, wird an den Wandspiegeln deutlich. Dort sind nämlich Plakate aufgehängt, darauf aufgezeichnet sind die Elemente für die Übung auf der Tumbling-Bahn: Salti und Flickflack. Doch alle Augen richten sich zur anderen Seite der Turnhalle: Denn hier steht das Highlight des Lehrgangs, das neueste Gerät, das in dieser Woche für viele Lacher gesorgt hat und auch noch sorgen wird: Es ist ein Trampolin, an dem ein Gerüst steht, an das die Athleten mit Seilen befestigt werden. Das perfekte Gerät, um den berüchtigten Doppelsalto zu üben, ohne dabei schwer zu stürzen. Ein Erfolgserlebnis gab es dabei für alle Turner, denn was an diesem Mittwoch noch niemand wusste, jeder Einzelne hat damit das komplizierte Element schließlich auch mindestens einmal gemeistert, wie der Generalsekretär nach dem Lehrgang hocherfreut bestätigte: „Das ist natürlich wichtig für die Motivation. Sonst ist so etwas eigentlich nur für Kunstturnerinnen in greifbarer Nähe.“
Applaus gab es somit für alle, denn wenn etwas auffällt an diesem Mittwochnachmittag, dann ist es die ausgezeichnete Stimmung, die bei den Nationalkadern im Teamgym herrscht. Etwas, das nicht selbstverständlich ist, denn gerade hier mischen sich Turnerinnen und Turner aus verschiedenen Klubs – Bettemburg, Steinfort und der „Nordstad“-Turnverein stellen bisher Sportler für das noch junge Projekt. „Vereinsfarben sind keine mehr zu sehen. Inzwischen sind richtige Freundschaften entstanden“, freut sich Sagramola, der ebenfalls betont, dass sich während der Trainingseinheiten jeder für jeden freut, wenn es mit einem Element geklappt hat. Ein Teamgeist, den viele der Aktiven beim traditionellen Geräteturnen vermisst haben, bei dem man eher als Einzelkämpfer gilt. So hat der Turnsport in der Vergangenheit oft auch Athleten Richtung Mannschaftssport verloren. Das Teamgym könnte in Zukunft hier einige Turnerinnen und Turner auffangen. Man sieht, dass alle an einem Strang ziehen, auch weil man das Ziel Heim-EM vor Augen hat. Denn was die in Luxemburg noch junge Wettkampfsportart den Athleten ebenfalls bietet, ist die Aussicht auf internationale Turniere, etwas, das die meisten der in Hosingen Anwesenden wohl sonst nicht erleben dürften. Viele stammen nämlich aus dem Allgemeinturnen, wo bereits jenseits der Landesgrenzen kaum noch Wettkämpfe möglich sind. Andere haben es hingegen aus diversen Gründen nicht in den Nationalkader im Kunstturnen geschafft und erhalten im Teamgym auf einmal eine ganz neue Perspektive.
Dabei trifft dies nicht nur auf die zahlreichen Mädchen zu, die am Lehrgang teilnahmen. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht den Anschein hat, doch auch Jungs gehören den Nationalkadern im Teamgym an. In Hosingen nahmen zwei Turner teil, insgesamt hat man bei der FLGym inzwischen fünf für die junge Sportart begeistern können. „Vor allem die beiden Geräte Tumbling und Trampette sind eigentlich auf Männer zugeschnitten, denn hier kommt es auch auf Sprungkraft an“, erklärt der Generalsekretär. Skepsis besteht jedoch in vielerlei Hinsicht wegen der Bodenübung, die im Teamgym mit Musik durchgeführt wird und bei der auch tänzerische Elemente eingebaut werden müssen: „Hierdurch ist es noch immer schwer, die Männervereine zu motivieren, sich dem Teamgym anzuschließen.“ Doch die Mundpropaganda zeigt Wirkung und so hat man inzwischen fast genug Jungs zusammen, um eine Mixed-Mannschaft stellen zu können.
„Wichtig, ein Ziel vor Augen zu haben“
Es ist vor allem der Mannschaftsgeist, den viele Turnerinnen und Turner am Teamgym schätzen. Eine von ihnen ist Elisa Leclerc. Die Sportlerin des Réveil Bettemburg erklärt im Gespräch, warum sie sich sonst noch für die Sportart entschieden hat, die in Luxemburg noch in den Kinderschuhen steckt.
Tageblatt: Wie würden Sie Teamgym beschreiben und was bereitet Ihnen an dieser Sportart so viel Spaß?
Elisa Leclerc: Wie man es schon im Namen heraushört, ist Teamgym eine Mannschaftssportart. Man wird nicht als Individuum betrachtet, sondern wir unterstützen uns alle gegenseitig. Ich glaube, es ist diese Tatsache, die uns ausmacht und wegen der das Training mir auch so viel Freude bereitet. Zudem ist das Ganze sehr vielfältig, dynamisch und mit sehr viel Adrenalin verbunden.
Welche Erfahrungen konnten Sie bisher im Turnsport sammeln?
Ich selbst bin im Turnverein in Bettemburg und betreibe die Sportart bereits von klein auf. Als wir vor einigen Jahren gefragt wurden, ob wir Teamgym einmal ausprobieren wollen, haben wir das gemeinsam getan. Man merkt, dass man schon einiges mitbringt, das ist sicherlich ein Vorteil, doch von der Technik her unterscheidet es sich schon. Man lernt sehr viel von beiden Seiten, das macht es für mich so toll.
Es gibt drei verschiedene Disziplinen im Teamgym, welche gefällt Ihnen persönlich denn am besten?
Auf jeden Fall die Tumbling-Piste, hier kann man direkt mehrere spektakuläre Elemente auf einmal zeigen. Für mich ist das beeindruckender als zum Beispiel die Übung beim Sprung. Einer, der nicht aus dem Turnsport kommt, bemerkt nämlich nicht immer die verschiedenen Schwierigkeitsgrade, doch beim Tumbling sieht das irgendwie immer klasse aus.
Zudem ist das Ganze sehr vielfältig, dynamisch und mit sehr viel Adrenalin verbundenüber den Reiz am Teamgym
Was haben Sie beim letzten Lehrgang in den Karnevalsferien Neues gelernt?
Zu Beginn des Lehrgangs haben wir sehr viel an der Basis, unserer Technik, gearbeitet. Wenn man dies nicht hat, dann kommt man irgendwann auch nicht mehr weiter. Wir haben zum Beispiel sehr darauf aufgepasst, wo die Füße bei den Elementen sein müssen. Danach kommt man dann weiter, zuerst macht man etwa einen einfachen Salto, danach kommen Drehungen hinzu. Ganz neu haben wir dann auch mit einem speziellen Gerüst auf einem Trampolin den Doppelsalto geübt. Das hat uns allen sehr viel Spaß gemacht.
Im nächsten Jahr wird Luxemburg die EM im Teamgym austragen. Ist das etwas, was einen besonders motiviert?
Definitiv. Ich finde es gerade in diesen Zeiten auch extrem wichtig, dass man ein Ziel vor Augen hat. Deshalb trainieren wir aktuell auch so viel. Wenn man kein Ziel vor Augen hat, dann trainiert man, doch man hat nicht unbedingt die Ambition, es auch so gut zu machen. So können wir uns jetzt sagen, ja, ich will bei der Europameisterschaft dabei sein, ich will auch mal so etwas miterleben. Dazu muss man auch sagen, dass die ganze Stimmung bei so einem Wettbewerb im Teamgym nicht mit der bei einem anderen Turnwettbewerb vergleichbar ist. Da sind alle voll dabei, vor allem bei einem Team, das vorher noch nie mitgemacht hat. Ich bin überzeugt, dass es eine einmalige Erfahrung werden wird. Darauf freuen wir uns alle.
EM 2022: ein großes Event
Beim nationalen Turnverband FLGym blickt man optimistisch und voller Vorfreude ins Jahr 2022. Vom 14. bis zum 17. September werden in der hauptstädtischen Coque die Europameisterschaften im Teamgym stattfinden. Bis dahin ist die Corona-Pandemie hoffentlich überwunden, denn wenn man auf eines keinesfalls verzichten möchte, dann sind es die Zuschauer, die den Wettkämpfen in dieser jungen Disziplin gerade ihren speziellen Charme verleihen. Dennoch hat Corona bereits so einiges durcheinandergewirbelt. Eigentlich sollte die EM 2020 in Dänemark stattfinden, doch nicht nur das Datum, sondern auch der Veranstalter haben inzwischen gewechselt, sodass das kontinentale Turnier im Dezember 2021 in Portugal über die Bühne gehen soll. So richten sich die Blicke von vielen Teams erst einmal noch nicht auf Luxemburg 2022 und mit der Werbung hinkt man bei der FLGym hierdurch auch ein Stück hinterher.
Dennoch bereitet Silvio Sagramola das Ganze keine Sorgen: „Mit der Coque ist ein wichtiger Partner von Anfang an an Bord; auch wenn ich lieber hätte, dass die definitiven Reservierungen jetzt schon eintrudeln würden, so blicken wir optimistisch in das nächste Jahr und freuen uns auf ein tolles Event.“ Einen kleinen Vorgeschmack soll man in Luxemburg bereits am 4. Juli erhalten, wenn man bei der FLGym einen Wettkampf in Hosingen plant, auch um im eigenen Land weiter Werbung für Teamgym und die EM 2022 zu machen.
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