Luxemburg-Stadt / Einen Schritt weiter: Es gibt Bewegung beim Bauvorhaben auf der „Stäreplaz“
„Gut Ding will Weile haben“, davon ist man in Luxemburg-Stadt offenbar überzeugt. Denn immer mal wieder kommt es bei Bauvorhaben in der Hauptstadt zu Verzögerungen – so unter anderem bei zwei Projekten, die in der Gemeinratssitzung am Montag Thema waren.
„Das ist ein wichtiger Schritt, um das Projekt endlich auf den Weg zu bringen“, stellte Lydie Polfer (DP) in der Sitzung des hauptstädtischen Gemeinderats am Montag fest. Dabei bezog die Bürgermeisterin sich auf ein Vorhaben, das seit mehr als drei Jahrzehnten im Rathaus Thema ist: das Schaffen eines neuen Viertels auf der „Stäreplaz“, durch das diese zu einem ansehnlichen Eingangstor der Hauptstadt werden soll. Zusätzlicher Raum zum Leben und Arbeiten, Geschäftslokale und vielleicht sogar ein Kino sollen in mehrstöckigen Gebäuden ihren Platz bekommen und dabei gut mit dem öffentlichen Transport erreichbar sein.
Jahrzehntelang schreitet das Projekt allerdings nicht voran. So beklagte Lydie Polfer 2015 im Gespräch mit dem Tageblatt, dass einige Eigentümerinnen oder Eigentümer notwendige Grundstücke nicht verkaufen wollen. Außerdem gab es Beschwerden gegen das Projekt, mit denen die Gemeinde sich auseinandersetzen musste. Kritik daran kam auch am Montag in der Ratssitzung auf: So fürchten LSAP und „déi Lénk“ zum Beispiel, dass am Ende nur wenige Menschen sich die teuren Wohnungen werden leisten können. Bemängelt wird zudem, dass das Projekt zu viel Büroflächen vorsieht.
Wechsel im Gemeinderat
In etwas veränderter Konstellation kam der Gemeinderat in Luxemburg-Stadt nach der Sommerpause am Montag zusammen: Denn Rätin Marie-Marthe Muller hatte vergangene Woche die Piratenfraktion verlassen und sich der hauptstädtischen Fraktion von der LSAP angeschlossen. Damit ist die sozialistische Fraktion am „Knuedler“ von nun an mit vier Sitzen vertreten, die Piraten hingegen mit keinem mehr. Und noch eine Änderung gibt es: Rätin Nathalie Oberweis („déi Lénk“) hatte bereits Mitte August angekündigt, ihr Mandat aus beruflichen Gründen niederzulegen. Auf sie folgt David Wagner, der bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr bei „déi Lénk“ auf Platz zwei landete – und bereits dreimal im Gemeinderat saß. Allerdings noch nie alleine. „Das bringt wirklich keine Vorteile mit sich. Zu zweit kann man sich die Themen besser untereinander aufteilen und sich gegenseitig unterstützen“, stellte David Wagner bei einer kurzen Pressekonferenz vor der Ratssitzung am Montag fest. Er kann sich eine Zusammenarbeit mit den anderen Oppositionsparteien vorstellen, „außer mit der ADR“, wie das neue Ratsmitglied unterstrich.
Lydie Polfer allerdings ist davon überzeugt, dass die aktuelle Variante des Projekts allen Einwänden Rechnung trägt, wie sie in der Sitzung am Montag erklärte. In dieser wurden punktuelle Änderungen des allgemeinen Bebauungsplans („Plan d’aménagement général“, PAG) sowie des Teilbebauungsplans („Plan d’aménagement particulier“, PAP) beschlossen. „Nun müssen die Dinge ihren legalen Weg gehen und das Innenministerium sein Einverständnis geben“, erklärte Lydie Polfer die weitere Prozedur und wies darauf hin, dass auch dagegen noch Beschwerde eingelegt werden kann.
Eröffnung im kommenden Jahr
Es dauert also noch – so wie das auch bei einem anderen Projekt in der Hauptstadt der Fall ist. Nämlich bei der geplanten Brasserie, die aktuell am Eingang des neuen Parks „Ban de Gasperich“ entsteht. Im November 2022 wurde dort mit dem Bau eines Lokals begonnen, das im Inneren 96 Gäste empfangen soll. Draußen auf der Terrasse gibt es laut Plan Platz für 60 Personen. Fertig ist der Bau noch nicht, obwohl das laut Gemeinde Luxemburg zuletzt bis Mitte 2024 hätte der Fall sein sollen. „Es stimmt, dass es eine Verspätung gibt. Das kommt aber leider bei solchen Projekten öfter vor“, stellte Laurent Mosar (CSV) fest, als das Vorhaben am Montag im Gemeinderat Thema war. Gründe für den Verzug nannte der Schöffe nicht.
Nicht nur dafür gab es am Montag Kritik von der Opposition. Diese bemängelte auch die Kostenerhöhung bei dem Projekt. Mehr als 5,1 Millionen waren ursprünglich für den Bau der Brasserie vorgesehen, nun sollen es über 7,4 Millionen sein. Eine Erhöhung der Materialpreise und zusätzliche Kosten für Honorare sind laut den Gemeindeverantwortlichen der Grund dafür. „Uns macht das ja auch keine Freude“, sagte Laurent Mosar bei seinen Erklärungen zu Preiserhöhungen bei zwei weiteren Projekten. Er erklärte, dass viele Kostenvoranschläge vor der Pandemie unterzeichnet wurden und darauf bekanntlich eine allgemeine Erhöhung der Materialkosten folgte.
Deshalb zeigte sich Bürgermeisterin Lydie Polfer am Ende der Diskussion auch überzeugt, dass der Gemeinderat nicht zum letzten Mal über eine Berichtigung eines Kostenvoranschlags diskutiert habe. Letztlich wurde die Erhöhung der Baukosten von rund 46 Prozent einstimmig angenommen. Die Gemeinde rechnet laut der Bürgermeisterin damit, dass die Brasserie im „Ban de Gasperich“ im Mai 2025 eröffnen kann. Wer sich übrigens die Aufzeichnung der ganzen Ratssitzung ansehen möchte, kann das über vdl.lu tun.
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