Tipps / Einfache Aktivitäten, vertraute Routinen: So kann Weihnachten mit Demenzkranken gefeiert werden
Schätzungsweise leben in Luxemburg rund 7.500 Demenzkranke; davon sollen drei Viertel noch bei ihrer Familie leben. Wenn viele Menschen zusammenkommen und feiern, kann das sowohl für die Kranken als auch für ihre Familien mit Stress verbunden sein. Das „Info-Zenter Demenz“ hat ein paar Tipps zusammengestellt, damit die Feiertage für beide Seiten angenehm werden.
Wer sind bloß all die vielen Leute? Wieso steht heute ein Weihnachtsbaum im Wohnzimmer? Durch Weihnachtstrubel aus ihrem Alltag herausgerissen, können Demenzkranke leicht verwirrt werden und im Extremfall sogar aggressiv reagieren.
Wie Maiti Lommel vom „Info-Zenter“ erklärt, sei es wichtig, ihnen zu helfen, schöne Momente zu verbringen: „Man kann mit ihnen zusammen den Weihnachtsbaum dekorieren oder Lieder singen usw. Es kann sein, dass der oder die Betroffene gar nicht mehr in der Lage ist, selbst auf solche Gedanken zu kommen.“
Das Info-Zenter zählt um die 600 Beratungen pro Jahr für Familienangehörige. Lommel zufolge werden in diesen Gesprächen immer öfters Fragen bezüglich Weihnachten gestellt, wie z.B.: „Sollen wir den Kranken aus dem Heim zu Weihnachten nach Hause holen?“ oder „Was sollen wir vermeiden?“
Unter den Tipps, die das Info-Zenter zusammengestellt hat, befinden sich auch solche, die allgemeiner Natur sind und im Alltag gelten. Diese wurden nun an die Weihnachtszeit angepasst. Wenn Kranke z.B. nicht mehr in der Lage sind, mit Messer und Gabel zu essen, sollte man eher „Fingerfood“ für sie bereitstellen. Auch ist es Demenzkranken manchmal zu laut, zu viele Gäste könnten sie verunsichern. Man könnte ihnen z.B. einen ruhigen Bereich einrichten, rät der Beratungsdienst.
Die betroffene Person kann ungewohnt oder gar aggressiv reagieren, weil sie sich nicht wohlfühlt oder weil sie es nicht verarbeiten kann, wenn andere sie nicht verstehen. Wichtig sei, nicht zu sehr auf die negativen Reaktionen einzugehen und alle Anwesenden über den Zustand der Person zu informieren.
Noch immer ein Tabuthema
Das Gedächtnis sei wie ein Glas mit Wasser, erklärt Lommel. Bei einer Demenz verfliegen zuerst die oberen Schichten, d.h. die rezenten Erinnerungen, und dann nach und nach die folgenden. Mit der Zeit liegen die noch verbleibenden Erinnerungen weit in der Vergangenheit, weshalb es sein kann, dass die Kranken nach ihren Eltern fragen, die schon lange gestorben sind. „Es ist dann besser, sich in die Situation des Kranken zu versetzten, ihn zu beruhigen, das bringt mehr als zu sagen, die erwähnte Person sei doch schon lange tot, was dann vielleicht wieder einen Schock auslöst.“
Viele Familien würden sich erst sehr spät an das Info-Zentrum wenden, bedauert Lommel, und oft erst, wenn sie schon mit der Situation überfordert sind. Die ersten Symptome würden nicht selten von der betroffenen Person selbst oder aber von den Familienangehörigen noch versteckt: „Es ist eben noch ein Tabuthema“, weiß Lommel. Das Gesundheitssystem sei so aufgestellt, dass die Betroffenen so lange wie möglich zu Hause bleiben, und deshalb gibt es verschiedene Hilfen. Danach gibt es die Möglichkeit von Tagesstätten, wo die Kranken mit gezielten Aufgaben gefordert werden. Dazu muss die Krankheit aber früh erkannt werden. Geschätzt gibt es in Luxemburg rund 7.500 Demenzkranke, doch laut offiziellen Zahlen gab es 2019 unter den Begünstigten der Pflegeversicherung „nur“ 3.055 Menschen mit einer Demenz. „Der Unterschied kann sich daraus erklären, dass viele Leute nicht wissen, dass es die Pflegeversicherung gibt“, meint Lommel.
Weitere Informationen auf demenz.lu, Tel.: 26 47 00, info@demenz.lu.
Acht Tipps für Weihnachten
– Dekoration schrittweise anbringen, gewohnte Umgebung nicht zu schnell verändern
– Einfache Aktivitäten und vertraute Routinen
– Beteiligen Sie alle!
– Schaffen Sie einen ruhigen Bereich!
– Wecken Sie alte Erinnerungen!
– Achten Sie auf das Essen!
– Flexibel sein
– Planen Sie im Voraus!
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