Lösung in Sicht? / „Einwohner ersticken im Verkehr“: Kreisverkehr in Kayl wird zur Dauerbelastung
Luxemburg hat ein massives Verkehrsproblem: Besonders zu den Stoßzeiten geht es nur äußerst langsam voran und die Verkehrsteilnehmer müssen ein dickes Fell haben. Eine Problemzone befindet sich um den Kreisverkehr in Kayl. Transportminister Bausch verrät, wie er das Problem lösen will.
„Für die Einwohner wird die Verkehrslage zur Dauerbelastung, sie ersticken regelrecht im Verkehr“, merkt der CSV-Abgeordnete Marc Spautz in einer parlamentarischen Anfrage an Transportminister François Bausch („déi gréng“) an. Die N33 um Rümelingen, Tetingen und Kayl mit der nahen Autobahnauffahrt der A13 ist die Hauptachse, die das „Käldall“ und die angrenzende französische Region mit der Autobahn verbindet. Besonders zu den Spitzenstunden am Morgen in Richtung A13 und am Abend in Richtung Rümelingen und Frankreich ist das Straßennetz zu stark belastet.
Aufgrund der beengten Verhältnisse im „Käldall“ sei das Einschleusen von zusätzlichem motorisierten Verkehr „von der einen oder anderen Seite“ keine Option. Minister Bausch sieht die Lösung für das Kayltal – aber auch für Luxemburg allgemein – darin, „mehr Leute zu bewegen, ohne zwangsläufig mehr Fahrzeuge zu bewegen“. Ziel sei es, Menschen dazu zu bringen, verstärkt auf platzsparendere Transportmittel zurückzugreifen und entsprechende Anreize dafür zu schaffen. Denn: Kein Fahrzeug nehme pro Person so viel Platz in Anspruch wie der Pkw. Bausch setzt demnach auf den öffentlichen Transport und Fahrräder. Bei sehr kurzen Distanzen könne man auch zu Fuß gehen.
Die Straßenbauverwaltung arbeite derzeit ein Projekt aus, um die N33 zwischen Tetingen und Kayl (bis zum Verteiler der A13) neu herzurichten. Die Strecke soll Fußgänger- und Fahrrad-freundlicher gestaltet werden. Darüber hinaus sollen auch Bushaltestellen zugunsten von Personen mit eingeschränkter Mobilität umgestaltet werden. Das Projekt beinhalte auch „verschiedene verkehrsberuhigende Maßnahmen, die einer höheren Verkehrssicherheit und Lebensqualität“ führen sollen. Ein grobes Vorprojekt liege bereits vor, Details nennt Bausch allerdings keine.
Weil jede Minute zählt
Auch an den Verspätungen im Busverkehr wolle Bausch arbeiten: Eine Machbarkeitsstudie soll ergeben haben, dass das Aufstellen von Ampeln am Verteiler der A13 und der Umbau des Kreisels in Kayl zu einer Kreuzung mit Straßenampeln Abhilfe schaffen könnten. In beiden Fällen würden Busse priorisiert, wodurch ein Zeitgewinn von über zwei Minuten herausgeschlagen werden könnte.
Der nationale Mobilitätsplan (PNM) sehe zudem vor, den Zugverkehr zwischen Rümelingen und Nörtzingen bis 2035 zu fördern. In einer ersten Phase solle ein optimierter Umstieg in Nörtzingen im Halbstundentakt angeboten werden, heißt es in dem Schreiben. Dafür müssten allerdings infrastrukturelle Anpassungen auf der Strecke vorgenommen werden. In einer zweiten Phase könnten dann, sofern ausreichend Nachfrage besteht, einzelne Züge in den Hauptverkehrszeiten auch direkt in Richtung Luxemburg-Bahnhof fahren. Dafür müsse allerdings neues Rollmaterial angeschafft werden, zudem könnte ein dichterer Bahntakt nur auf Kosten des Frachtverkehrs umgesetzt werden.
Blechkolonnen aus allen Richtungen
Bausch beziffert die Verkehrsbelastung anhand einer punktuellen Verkehrszählung aus dem Jahr 2020 – die also im ersten Jahr der Corona-Pandemie durchgeführt wurde und damit wegen des Zeitraums, in dem viele Menschen im Homeoffice arbeiteten, nur grob, aber doch eindrücklich die Gesamtlage wiedergibt.
Auf der rue de Tétange (N33) zwischen Tetingen und Kayl wurden zwischen 6 und 19 Uhr insgesamt 11.445 Fahrzeuge gezählt. Auf der Parallelachse, der rue du Mont St-Jean und der rue de Noertzange (CR165), seien es 2.000 gewesen – also deutlich weniger. Auf der Fortsetzung der N33 (CR165), dem Zubringer zur A13, seien in dem gleichen Zeitraum 9.685 Fahrzeuge gezählt worden.
Zur Spitzenstunde zwischen 7 und 8 Uhr seien in Höhe des Kreisverkehrs in Kayl 710 Fahrzeuge aus Rümelingen bzw. Frankreich kommend (N33), 400 von Düdelingen kommend (rue de Dudelange/N31) und 600 aus Richtung Esch/Kayl (Grand-Rue/N31) gezählt worden. Der Hauptverkehrsfluss verlaufe im Tal über die N33 ab dem Kreisel in Richtung Verteiler A13 mit insgesamt 970 Fahrzeugen pro Stunde. Am späten Nachmittag ab 16 bis 17 Uhr sei der Verkehr an gleicher Stelle in die entgegengesetzte Richtung mit 875 Fahrzeugen pro Stunde nicht sonderlich entspannter. Am Kreisel seien in Richtung Rümelingen 820 Fahrzeuge gezählt worden. In Richtung Kayl/Esch waren es 500 und in Richtung Düdelingen 320 Fahrzeuge pro Stunde, so Bausch.
2021 registrierte die Straßenbauverwaltung mit ihrem festen Zähler auf dem CR165 – also kurz vor der Autobahnauffahrt – an Werktagen im Tagesdurchschnitt 15.134 Fahrzeuge in beiden Richtungen. An Wochenenden waren es 11.332.
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