Luxemburg / Ende der „Distribution Days“: Aktion gegen Lebensmittelverschwendung wurde gestoppt
In Zeiten, in denen die Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung immer wichtiger werden und gleichzeitig die Lebensmittelpreise steigen, waren die „Distribution Days“ an fünf Standorten in Luxemburg eine wichtige Aktion. Doch die Aktion wird es künftig nicht mehr geben.
Gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen – das war das Ziel der sogenannten „Foodsharing Distribution Days“, die seit mehr als zwei Jahren in Luxemburg organisiert wurden: in Befort, Dahlem, Düdelingen, Junglinster und Schengen. Dafür holten Freiwillige bei Großhändlern, Supermärkten oder auch lokalen Bauern Nahrungsmittel ab, die nicht im Verkauf, sondern in der Tonne landen sollten. Kostenlos konnte die eingesammelte Ware dann bei den „Distribution Days“ in den verschiedenen Orten abgeholt werden.
Doch die Verteilaktionen haben nun ein Ende, wie der gemeinnützige Verein „Foodsharing Luxembourg“ in einem Beitrag in den sozialen Medien mitteilte. Als Grund werden darin die rund um Lebensmittel geltenden Auflagen genannt. Daniel Waxweiler, Mitglied des sogenannten „Council“ von „Foodsharing Luxemburg“, erklärt: „Wir wurden ähnlich einem Betrieb eingestuft und mussten dann auch die gleichen Hygienestandards erfüllen wie ein Supermarkt. Wenn wir zum Beispiel Bananen weitergaben, mussten wir sicherstellen, dass wir wissen, wo die genau herkommen und zu welchem Lot sie gehören.“
Das Sammeln der Daten zur Zurückverfolgung – die zum Beispiel bei Lebensmittelrückrufen wichtig werden können – geht gerade für eine Gruppe von Freiwilligen mit viel Aufwand einher. Und: Sie sind dafür auf die Zusammenarbeit und Informationen von den Stellen angewiesen, an denen die Nahrungsmittel abgeholt werden. „Wir sind aber kein Betrieb und haben auch keine Ware verkauft. Eine unserer Forderungen ist, dass Vereinigungen wie unsere lockerer beurteilt werden, damit es nicht an bürokratischen Hürden scheitern muss“, so Daniel Waxweiler zu einer der Herausforderungen im Bereich der Lebensmittelspenden.
Keine karitative Organisation
Zudem hat man sich bei „Foodsharing Luxembourg“ mit der karitativen Dimension des Projektes etwas schwergetan. Denn neben Menschen, für die Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung an erster Stelle stehen, kamen auch viele bei den Aktionen vorbei, bei denen das Geld für Lebensmittel knapp ist. Eine gute Sache. Aber, so Daniel Waxweiler: „Für viele waren wir eine verlässliche Unterstützung. Aber im Gegensatz zu vergleichbaren Einrichtungen – zum Beispiel der Caritas oder des Roten Kreuzes – konnten wir keine sichere Zusage geben, dass immer genug für alle da sein wird.“
Das würde dann auch schon fast im Widerspruch zum eigentlichen Zweck des Vereins stehen, der tagtäglich daran arbeitet, dass die Mengen an weggeworfenen Lebensmitteln kleiner werden. Ein Ziel, das Daniel Waxweiler zufolge zum Teil auch bereits erreicht wurde. Das hat laut Daniel Waxweiler die Zusammenarbeit mit einer großen Supermarktkette gezeigt, die mittlerweile weniger wegwerfen muss.
Hinzu kommt, dass im Herbst 2022 die Verantwortliche des Projektes „Distribution Days“ ihren Posten aufgegeben hat und sich keine Nachfolgerin oder kein Nachfolger fand. „Eine Person muss sich um das Projekt kümmern, schauen, dass die Verbindung zu den Verantwortlichen der verschiedenen Verteilaktionen und auch zum ‚Council’ da ist“, erklärt dazu das Mitglied eben dieses Rats. Hinzu kommt der Kontakt mit der Gesundheitsbehörde wegen der Hygienebestimmungen.
Zeitintensives Projekt
Mehr als ein Jahr lang kümmerte Annick Feipel sich darum und gab diese Aufgabe – auch um andere Verantwortung zu übernehmen – bei der letzten Generalversammlung im Herbst ab. Immer noch als Hauptverantwortliche der Aktion in Junglinster, war sie allerdings bis zuletzt an ihrem Herzensprojekt beteiligt. Denn, so sagt sie: „Was früher im stillen Kämmerlein weggeworfen wurde, haben wir den Menschen sozusagen vor der Nase ausgebreitet.“ Und so die Öffentlichkeit auf die Mengen an verschwendetem Essen aufmerksam gemacht. Sie bedauert, dass die Entscheidung zum Aktionsstopp nun so schnell getroffen wurde.
Denn ihr zufolge hätten – unter der Voraussetzung von mehr Zeit – gemeinsam mit der „Santé“ Auflagen für solche Aktionen ausgearbeitet werden können. „Die Regelung, die uns zum Verhängnis wurde, ist die Rückverfolgung der verteilten Lebensmittel. Das ist schwer, aber umsetzbar, und wir waren dabei, ein Konzept dazu auszuarbeiten. Mitten in unserer Arbeit wurden wir aber nun unterbrochen“, erzählt Annick Feipel und verweist auf ein vom „Council“ gesetztes Ultimatum von Ende Januar. Auch Daniel Waxweiler nennt im Gespräch dieses Stichdatum und erklärt: „Ich bin auch nicht zufrieden, dass es so gekommen ist. Wir haben viel Energie in das Projekt und den Versuch, es zu retten, gesteckt. Wollten aber auch nicht, dass noch mehr Zeit investiert wird.“
Er weist darauf hin, dass man immer noch gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen kann: Indem man als sogenannter „Foodsaver“ Nahrungsmittel bei den Partnerorganisationen des Vereins abholt. Mehr Informationen dazu gibt es unter foodsharing.lu. Unter dieser Adresse werden auch die kommenden Termine der Informationsveranstaltungen zu diesem Thema veröffentlicht. Außerdem wurde in manchen Gemeinden schon angekündigt, das Projekt auf anderem Weg weiterzuführen. So will zum Beispiel eine neue Vereinigung in Garnich dafür sorgen, dass dort bald wieder Verteilaktionen stattfinden. Denn eines ist sicher: Lebensmittelverschwendung wird es weiter geben. Genauso wie Menschen, die sich über eine Tomate trotz brauner Stelle oder einen Joghurt mit Mindesthaltbarkeitsdatum vom gleichen Tag freuen.
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