Editorial / Endlech Vakanz: Wieso es die letzten Schultage in sich hatten
Der Countdown läuft. Die Infektionszahlen steigen. Die Nervosität auch. Nicht nur bei Schülern, Eltern und Lehrern. Auch in den Ministerien. Heute nach Schulschluss verabschieden sich die Sekundarschüler in die „grouss Vakanz“. Die Grundschüler müssen dann noch 24 Stunden warten. Das Schuljahr 2019/2020 ist dann endlich vorbei.
Das Corona-Jahr hatte es in sich: Ein mehrmonatiger Lockdown mit Home-Schooling, gefolgt von mehreren „Rentrées“, die Halbierung der Klassen, dann wieder die Zusammenlegung der Klassen, Maskenpflicht, „social distancing“ und Quarantäne-Maßnahmen.
Ferien brauchen nun alle. Doch die Ungewissheit, wie es ab September weitergeht, bleibt. Mitte August werden wir mehr erfahren, sagt Bildungsminister Claude Meisch (DP). Das, was jetzt ist und war, insbesondere in den letzten zwei Wochen, soll analysiert werden. Wissenschaftlich und unabhängig. Das sagt der Bildungsminister. Die Wissenschaftler können allerdings nur auf die Tracing-Daten zurückgreifen, die bereits existieren. Und diese beruhen auf den Aussagen von Schülern, Lehrern und Eltern und können lückenhaft oder unpräzise sein.
Die letzten zwei Wochen sind eine Testphase. Alle mussten wieder zusammen in die Schule gehen, egal, ob bei bis zu 30 Schülern in einer Klasse die Distanzregeln eingehalten werden können oder nicht. Auch die Maskenpflicht gilt nach wie vor nicht in den Klassenräumen.
Diese Umstände gepaart mit stets wachsenden Infektionsfällen in Luxemburg und gleichzeitig immer mehr Covid-Fällen bei den Schülern sowie immer mehr Klassen, die in Quarantäne gesetzt wurden, haben für große Nervosität bei den Lehrern gesorgt. Da öffentlich keine Zahlen über Infektionen in den Schulen verfügbar waren, hat das Tageblatt auf Eigeninitiative danach recherchiert. Bereitwillig gab das Bildungsministerium der Zeitung Bestätigungen von angefragten Zahlen heraus.
Die Berichterstattung darüber fand reges Interesse und sorgte für noch mehr Diskussionsstoff. Das hat auch das Ministerium mitbekommen. Immer mehr Lehrer äußerten Bedenken über Sinn und Zweck der letzten Schultage. Auch die Informationspolitik mancher Schulen ließ viele Lehrkräfte verzweifeln. Manche sind wütend, andere machen sich Sorgen, auch um ihre eigene Gesundheit.
Das Bildungsministerium musste irgendwie reagieren. Kurzfristig beraumte es eine Pressekonferenz zum Thema „Nachhilfe in den Ferien“ an. Dass das Thema für noch mehr Aufregung sorgen würde, konnte Meisch höchstens vorausahnen, aber nicht wissen. Laut Aussagen von Lehrergewerkschaften findet immer noch kein Austausch zwischen dem Minister und den anderen Akteuren des Bildungswesens statt. Meisch informiere lediglich über bereits Beschlossenes, heißt es bei den Gewerkschaftlern.
So war es auch diesmal mit der Ankündigung von Nachhilfen in den Sommerferien. Damit brachte Meisch das Fass bei SEW/OGBL vollends zum Überlaufen. Das Ganze „bringt nichts“ und sei „respektlos gegenüber den Lehrern“, so die Kritik. Nun würde man sich in die Ferien verabschieden und zur „Rentrée“ wieder da sein. Also nix mit Nachhilfe. Vorerst. Ganz im Regen ließ die Gewerkschaft den Minister aber nicht stehen und bot eine Alternative an. Nachhilfe sollte über das gesamte kommende Schuljahr innerhalb der regulären Schulzeiten stattfinden.
Die Pressekonferenz zum Thema Nachhilfe beschäftigte sich allerdings überwiegend mit dem aktuellen Infektionsgeschehen. Um den Nachforschungen des Tageblatt ein wenig die Luft aus den Segeln zu nehmen, nannte Meisch sämtliche ihm bekannten Zahlen. Und versuchte im gleichen Zuge, diese zu relativieren.
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