Esch / Endlich die Vergangenheit schonungslos aufdecken: Neues Stadtarchiv soll besser zugänglich sein
Die Stadt Esch hat eine reiche Geschichte. Ringmauer und Flughafen inklusive. Leider wurde diese bisher nur eher stiefmütterlich in die Vitrine gestellt. Laut Gemeindeverantwortlichen soll sich das bald ändern. Am Mittwoch wurde das neue Stadtarchiv vorgestellt. „Département historique et industriel“ heißt es und soll als Schaufenster der Geschichte der Öffentlichkeit vollumfänglich zugänglich ein.
Die Stadt Esch wird endlich ein vollumfängliches Stadtarchiv bekommen. Die Nachfrage ist groß. Endlich könne man zeigen, was Geschichte war, was daraus wurde und was hoffentlich daraus wird, sagen die Gemeindeverantwortlichen. „Département historique et industriel“ nennt sich der neue Gemeindedienst. Hinter diesem vielversprechenden Namen verbirgt sich ein durchaus normales Archiv, aber auch eine „Phototèque“ und ein spezifisches Industriearchiv.
In irgendeiner Form gibt es das ja eigentlich bereits in Esch. Jedoch wird es etwas stiefmütterlich in die Vitrine gestellt, es ist nicht wirklich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und vor allem ist es mindestens auf drei Standorte verteilt. Das soll sich nun ändern. Aus drei Standorten im Hinterstübchen soll einer an bester Adresse werden. Sobald die Luxcontrol (Kontroll- und Inspektionsfirma) das Gebäude gegenüber vom Escher Konservatorium verlässt, wird das Stadtarchiv einziehen. Voraussetzung ist natürlich, dass zuerst die wirklich notwendigen und umfangreichen Umbau- und Modernisierungsarbeiten abgeschlossen sind.
Bis das neue Stadtarchiv zugänglich sein wird und auf rund 3.000 Quadratmetern funktionieren kann, wird es dauern und Geld kosten. Wie viel, können die Escher Gemeindeverantwortlichen heute nicht sagen. Luxcontol wird sicherlich kaum vor September 2023 umziehen. Erst dann aber kann im Gebäude umgebaut und angepasst werden. Vor 2024 dürfte also, sehr vorsichtig ausgedrückt, sicher nichts passieren. Auch die Kosten scheinen schwer einzuschätzen. Dabei sollte man wissen, dass auch das Escher Konservatorium mit in das Gebäude einziehen wird, als Hauptmieter sozusagen und mit speziellen Anforderungen, die über ein Büro hinausreichen. Es könnte also durchaus länger dauern.
Kommunalwahlen vor Augen
Es stellt sich natürlich die Frage, warum dieses durchaus interessante Projekt gerade jetzt von den Gemeindeverantwortlichen vorgestellt wurde? Vielleicht ja einfach nur, um als Verantwortliche vor den Gemeindewahlen zu zeigen, dass man etwas tut? Allerdings scheint es aber auch so, dass bereits seit längerem an dem Projekt gearbeitet wird.
Leiter der neuen Gemeindeabteilung wird Yannick Kieffer, Historiker und Archivar. Er hat klare Vorstellungen davon, was kommen muss, um den Erwartungen gerecht zu werden. Es geht um nichts weniger, als das umzusetzen und vor allem mitzuteilen, was die Kampagne „Esch a seng Geschicht, aus enger räicher Vergaangenheet an eng spannend Zukunft“ erreichen will. Die Bevölkerung soll informiert und eingebunden werden (siehe Kasten).
Die Bevölkerung informieren heißt auch, dass das zukünftige Stadtarchiv einfacher und geselliger zugänglich sein soll, damit die Bürgerinnen und Bürger mit zur Gestaltung beitragen sowie sich bei vielen Ausstellungen ein Bild über die Geschichte ihrer Stadt machen können.
Der Mehrwert, den ein der Öffentlichkeit zugängliches Archiv für den Tourismus liefern könnte, wurde während der Pressekonferenz am Mittwoch nicht angeschnitten. Leider, denn es ist von großem Wert. Wenn eine Stadt wie Esch punkten und nach der Kulturhauptstadt-Auszeichnung Esch2022 nachhaltig Touristen anziehen möchte, dann nur über sichtbare sowie zugängliche Geschichte(n).
Keine Musik im Keller
Esch hatte einst einen Flughafen, das ist nicht wirklich lange her. Esch hatte einst Hüttenwerke im großen Stil und Esch hatte, was länger her ist, eine Ringmauer, war eine befestigte Stadt. Darüber muss man informieren und zeigen, was war, wenn man Geschichte lebendig machen möchte, was eigentlich Hauptaufgabe eines Archivs sein sollte. Beispielsweise sollte man auch darüber informieren, dass der Turm im Wappen der Stadt Esch, der Rote Turm, eigentlich das letzte Überbleibsel der befestigten Stadt darstellt. Vielleicht sollte man den Begriff eines zugänglichen Archivs zur Geschichte der Stadt auch so sehen, dass man den Zugang zu Originalschauplätzen, wie es im Kino heißt, ermöglicht. Nein, es muss keine virtuelle Tour rund um die rue du Fossé, die rue des Remparts oder die Ecke neben der Gemeinde, wo die Fundamente des Turms im Boden liegen, sein. Kleine Hinweisschilder reichen aus, um die Fantasie der Touristen zu beflügeln.
Ein Archiv spielt sich nämlich nicht nur im Keller des zukünftig ehemaligen Gebäudes der Luxcontrol ab, sondern draußen, wo das Leben pulsiert. Damit die Besucher in der Gegenwart lernen, dass eine reiche Vergangenheit eine spannende Zukunft bedeuten kann. Große Erwartung scheinen die Escher Kommunalpolitiker auch in die Escher Geschichtsfreunde zu haben. Jene werden nämlich in naher Zukunft, lange nach den Gemeindewahlen, endlich ein richtiges Museum bekommen, im neuen Viertel Metzeschmelz.
Gemeinde sucht Geschichte
Postkarten, Fotos, Dokumente oder Objekte zum Beispiel: Das neue Stadtarchiv ist an allem interessiert, was alt oder jüngeren Datums ist und einen Bezug zur Stadt Esch und ihrer Geschichte hat. Diese Gegenstände, so heißt es, sollen nicht irgendwo verstauben, sondern nach Möglichkeit der Bevölkerung und kommenden Generationen zur Verfügung stehen. Fundstücke können gerne in der Gemeinde abgeliefert, aber auch beim edlen Spender zu Hause abgeholt werden.
Information gibt es per Mail (archives@villeesch.lu) oder Telefon (2754-2400/2442).
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