Luxemburg / Energieversorger Encevo hat die Krise hinter sich gelassen
Nach schwierigen Jahren mit sehr hohen Energiepreisen hat sich für die Unternehmensgruppe Encevo die Lage im Jahr 2023 wieder beruhigt. Das erklärte die Unternehmensgruppe im Rahmen der Vorstellung der Jahreszahlen. Der Konzern konnte sich wieder mehr auf seine langfristige Mission, die Energiewende, konzentrieren. Verbraucher können 2025 derweil mit Preissteigerungen rechnen.
„Die Krisen sind noch nicht hinter uns“, so Marco Hoffmann, Präsident des Verwaltungsrates des Luxemburger Energieversorgers am Mittwoch vor Journalisten. Das Umfeld bleibe „immer noch angespannt“. Mit vielen möglichen Spannungsherden bleibe die Volatilität auf den Energiemärkten hoch. Zudem seien auch die Preise an der Börse heute immer noch höher als vor der Krise.
Trotzdem sei das abgelaufene Jahr 2023 nicht mehr so von Peak-Energiepreisen geprägt gewesen wie das Jahr 2022, so Hoffmann weiter. Letztes Jahr habe man sich Encevo so wieder mehr auf die Energietransition, die Produktion von Erneuerbarer Energie und Energiesparen konzentrieren können. Für die Haushalte werden die höheren Preise momentan immer noch „zum großen Teil vom Staat abgefedert“.
Unter anderem mit den gestiegenen Preisen hat auch der Umsatz der Gruppe, zu der Enovos und Creos zählen, stark zugelegt, von 3,4 Milliarden Euro im Vorjahr auf nunmehr 5,1 Milliarden in 2023. Auch der Gewinn ist, von 107 auf 171 Millionen Euro, stark gewachsen. Die Zahl der Mitarbeiter ist auf 2.5841 gestiegen. Die Investitionen sind auf Rekordhöhe von 336 Millionen gewachsen.
Die Unternehmensgruppe, die mehrheitlich dem Luxemburger Staat gehört, ist vor allem in der Großregion tätig. Etwa die Hälfe ihres Gewinnes hat sie in Deutschland (79 Millionen) und Luxemburg (89 Millionen) erarbeitet.
„So viel wie noch nie in einem Jahr“
Investiert wurde mit 258 Millionen jedoch vor allem in Luxemburg, und hier vor allem in die Netze. Besonders erfreut gab sich Geschäftsführer Claude Seywert am Mittwoch über das Wachstum der installierten Stromproduktionskapazität: ein Plus von 128 MW in einem Jahr (auf insgesamt 516 MW). „So viel wie noch nie in einem Jahr.“ Etwas mehr als die Hälfte davon wurde dieses Jahr in Luxemburg in Betrieb genommen, meist durch das Ersetzen kleinerer durch größere Windräder. Gewachsen ist die Produktionskapazität aber auch in Deutschland und den Niederlanden. Insgesamt habe man so auch ein Viertel mehr Strom herstellen können als noch vor einem Jahr.
Über Filialen habe man zudem fast 10 MW Fotovoltaikanlagen für Kunden aufgebaut, teils für den Eigenverbrauch, erläutert er weiter. Der Bereich „Services techniques“, der unter anderem auch Ladestationen für Elektroautos errichtet, zählt mittlerweile mehr als 900 Mitarbeiter. Bei Creos waren letztes Jahr etwa 6.200 Anfragen für Anschlüsse eingegangen, ein Plus von 120 Prozent.
Stolz ist man auf eine neue Anlage in der Südeifel, die noch nicht in den Zahlen mitgerechnet ist. „Es ist das größte derartige Gebilde in der Großregion. (…) Wir wollen ein regionaler Stromproduzent sein.“ Das Projekt besteht aus Photovoltaik-Parks an elf Standorten in Rheinland-Pfalz. Unter anderem die CFL werde künftig von hier „ihren grünen regionalen Strom beziehen“. Langfristig hat sich der Konzern zum Ziel gesetzt, grenzübergreifend so viel erneuerbaren Strom herzustellen, wie in Luxemburg verbraucht wird, so Claude Seywert.
Dividende von 72 Millionen Euro
Verkauft hat man in Luxemburg dabei letztes Jahr etwas weniger Strom und Gas als im Vorjahr, in Deutschland etwas mehr. Die Rückgänge hierzulande führt Seywert vor allem auf die Konjunktur zurück, „die nicht mehr so toll dreht“. Beim Gas derweil gebe es zudem noch die Einsparziele von 15 Prozent. Und es habe sich bei den Menschen das Bewusstsein durchgesetzt, dass Einsparungen einfach sind, so Hoffmann.
Und da man bei Encevo nun wieder „etwas zuversichtlicher“ ist als in den vergangenen beiden Jahren, sollen die Aktionäre eine Dividende (72 Millionen Euro) erhalten. Wichtigster Anteilseigner des Unternehmens ist mit 28 Prozent der Luxemburger Staat. Indirekt (über BCEE, Post, SNCI, Luxemburg-Stadt) kontrolliert der Staat fast 75 Prozent der Anteile. Zweitwichtigster Aktionär ist der weltweit zweitgrößte Netzbetreiber China Southern Power Grid International.
Die Aufgaben für die Zukunft bleiben derweil die gleichen wie heute, so Hoffmann zum Abschluss. Es gelte weiter Antworten für Klima und Energiekrise umzusetzen: mehr Energieeffizienz, mehr Erneuerbare, Netze und Wasserstoff ausbauen.
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